Seit Jahresbeginn verstärkt der Auszubildende Wieland Schaumann das Beraterteam der Grauzone, das sich freut, jetzt auch einen Ansprechpartner für männliche Opfer sexueller Gewalt in seinen Reihen zu haben. Foto: Bombardi

Wieland Schaumann Ansprechpartner im Team der Grauzone für missbrauchte Jungen.

Donaueschingen - Seit wenigen Wochen arbeitet in der Grauzone ein Mann. Damit erfüllte sich für Kirstin Deter, Marion Hirt und Christina Gilly ein lang gehegter Wunsch.

Der Neue im Team der Grauzone heißt Wieland Schaumann, Er lebt mit Ehefrau und seinen zwei Töchtern in Rottweil und ist gelernter Mechaniker. Sein berufliches Glück fand er als Schreiner in der Denkmalpflege und danach in einer Eingliederungsstätte für Wohnsitzlose. Dort entdeckte er auch seine soziale Ader. Da er vermehrt durch eine Stauballergie in seinem Handwerk gehandicapt war, reifte der Entschluss, an der Dualen Hochschule in Schwenningen eine dreijährige Ausbildung zum Sozialpädagogen zu beginnen.

Die freie Stelle in der Grauzone kam zum richtigen Zeitpunkt für den 48-Jährigen, der trotz seines Alters den Aufbruch in eine neue berufliche Zukunft nie bereute.

Der Verein zur Hilfe bei sexueller Gewalt entwickelte sich längst zu mehr als einer bloßen Anlaufstelle für weibliche Opfer sexueller Übergriffe. Spätestens, seit die Affären um sexuelle Gewalt an männlichen Jugendlichen in den Landeskirchen an die Öffentlichkeit traten, outen sich vermehrt männliche Opfer.

Hohe Dunkelziffer

Diese gibt es schon seit langem, doch sei es gesellschaftlich nicht opportun gewesen, über sexuelle Belästigungen an männlichen Kindern und Jugendlichen zu diskutieren, erläutert Diplomsozialpädagogin Kirstin Deter.

Insofern ist sie froh, diesen Opfern jetzt einen männlichen Ansprechpartner zur Seite stellen zu können. Noch heute seien sich viele nicht bewusst, dass das Verhältnis einer erwachsenen Frau mit einem minderjährigen Jungen genauso strafbar ist wie der umgekehrte Fall, macht Deter klar. Jedes Oper sexueller Gewalt sei eines zu viel, die Dunkelziffer noch immer viel zu hoch.

Die Thematik sei omnipräsent und mit Sicherheit nicht nur auf die Ballungszentren beschränkt bemerkt. Wie sehr sexuelle Gewalt auch verstärkt Politiker und Kommunen beschäftigt, zeigt die nächste Klausurtagung der Grauzone, zu welcher Landrat Sven Hinterseh seinen Besuch ankündigte.