Lutz Gallinowski ist seit mehr als 15 Jahren als Naturfotograf an den Riedseen in Hüfingen unterwegs. Foto: Müller

Lutz Gallinowski setzt sich für heimische Fauna des Riedsees ein. Behörde verweist auf Großprojekt.

Donaueschingen - Lutz Gallinwoski steht mitten im Schilf, bis zu den Knöcheln versinkt er im Wasser. Der Achdorfer schüttelt den Kopf. "Ich kann es nicht verstehen." Seit mehr als 15 Jahren ist der Naturfotograf an den Riedseen in Hüfingen unterwegs, beobachtet die Tiere im Gewann Wurholz unterhalb der Badeseen.

In den vergangenen fünf Jahren habe sich dieser Ort, der einmal ein "Naturparadies" gewesen sei, wie er sagt, radikal verändert. Die Folge: "Früher hörte ich dort Froschkonzerte, heute höre ich dort nichts mehr." Auch die Ringelnatter, die auf Kaulquappen aus war, habe er dort regelmäßig bei ihrem Beutezug sehen können.

"Der Wildwuchs überwuchert die Wasseroberfläche"

Außerdem sei ihm schon lange die streng geschützte Kreuzkröte nicht mehr vor die Linse gekommen, auch andere Amphibien könne er nur noch schwer finden. "Der Wildwuchs überwuchert die Wasserfläche", sagt Gallinwoski. Den Amphibien werde so der Raum zum Schwimmen genommen.

"Bis vor einigen Jahren wurde das Schilf immer zurückgeschnitten", erinnert sich der Tierschützer. "Heute kann ich die Teiche als solche aber gar nicht mehr erkennen, weil sie einfach zu verwildert sind." Früher habe auch ein Zaun das Gebiet geschützt, heute nicht mehr.

Seit etwa fünf Jahren gibt es hier keine Pflegeeinsätze mehr

Längst hat sich Gallinowski daher mit Naturschutzorganisationen, dem Landratsamt und dem baden-württembergischen Umweltministerium in Verbindung gesetzt, hat eine Ortsbegehung mit einem Experten der Unteren Naturschutzbehörde hinter sich. Seit dem Termin im Juni sei jedoch nicht viel geschehen, "obwohl mir bestätigt wurde, dass dem Landratsamt finanzielle Mittel für die Amphibienschutzzone zur Verfügung stehen".

Langsam reißt der Geduldsfaden des Tierfreundes. "Es ist fünf vor zwölf", sagt er. "Nur noch wenige Teich- und Grasfrösche seien in der Schutzzone zu sehen. Wenn man nicht schnell etwas unternimmt, ist das Gebiet tot." Das tatenlos mit ansehen zu müssen, schmerze ihn. Doch der Umstand weckt auch Unverständnis in ihm. "Auf der anderen Seite werden große Summen ausgegeben für Ausgleichsmaßnahmen an den Seen, um Lebensräume für die Kreuzkröten zu schaffen", Gallinowksi schüttelt wieder den Kopf. Dabei gebe es doch bereits eine Zone, die ideal war für die Tiere – bis sie sich selbst überlassen wurde.

Gallinowski hat dem Landratsamt vorgeschlagen, zu einem Pflegeeinsatz aufzurufen, so wie die Behörde es für ein Biotop in Reiselfingen vor Kurzem getan hat. In einem Antwortschreiben von Hans-Peter Straub von der Unteren Naturschutzbehörde wird dem streitbaren Achdorfer erklärt, dass die Fläche beim Campingplatz Riedsee bis vor wenigen Jahren durch die BUND-Ortsgruppe und die Umweltgruppe Südbaar gepflegt worden sei. Doch diese Einsätze hätten nicht verhindern können, dass sich das Gebiet zunehmend zu einem Wald entwickle. Seit rund fünf Jahren fänden keine Pflegeeinsätze mehr statt. Aus diesem Grund soll die Flächenrodung und Pflege über das Naturschutzgroßprojekt gefördert werden.

Gallinowski freut sich einerseits darüber, endlich eine Antwort auf seinen Vorstoß zur Rettung des Kröten-Biotops vom Landratsamt erhalten zu haben. Andererseits stellt sie ihn nicht zufrieden – weil jetzt gehandelt werden müsse. Mittlerweile hat ihm Gerhard Bronner vom Umweltbüro mitgeteilt, dass im Rahmen des Naturschutzgroßprojekts im nächsten Jahr im Wurmholz Auflichtungen mit einer folgenden Weidenutzung durch einen Schäfer geplant seien. "Falls über die Beweidung eine Freihaltung langfristig möglich wäre, könnte sich doch eine Lösung ergeben", so Bronner in einer E-Mail an Gallinowski.

"Biotop pedantisch zermetzelt LRA egal." Diese Botschaft ist auf den aspahaltierten Weg gepinselt, der zum Gewann Wurmholz führt. "Das stammt aber nicht von mir", stellt Gallinowski klar. Offensichtlich ist er nicht der einzige, der sich für den Amphibienlebensraum stark macht, der einst eine Kiesabraumkippe war.