Daniel Winter aus Blumberg (von links), Matthias Wolf aus Wien (Vertrieb) und der aus Wolterdingen stammende Arnim Wahls haben mit ihrem jungen Unternehmen Firstbird binnen weniger Jahre großen Erfolg. Foto: Faber Foto: Faber

Wolterdinger Arnim Wahls macht mit Start-up Karriere. Software-Programm für die Personalsuche.

Donaueschingen/Blumberg/Wien - In der Region herrscht beinahe Vollbeschäftigung. Viele Unternehmen suchen verzweifelt nach Fachkräften. Ein klassischer Weg ist der Einsatz so genannter Headhunter, die Kontakt zu Spezialisten bei der Konkurrenz aufnehmen und diese zu einem Wechsel bewegen.

Ein neuer Weg ist Firstbird, ein Unternehmen, das 2013 mit dem Ziel gegründet wurde, über eine Softwarelösung Menschen und Jobs über den einfachsten und nach eigenen Erfahrungen effizientesten Weg zusammenzubringen: persönliche Empfehlungen. 2016 konnten bereits tausend Stellen über Firstbird vermittelt werden. 2150 Unternehmen weltweit nutzen das Programm bereits. Heute zählt das Wiener Unternehmen schon 30 Mitarbeiter.

Zwei des Gründertrios stammen von der Baar: Arnim Wahls aus Wolterdingen ist der Geschäftsführer (CEO) und Technischer Geschäftsführer ist der in Blumberg aufgewachsene Daniel Winter. Beide machten 2003 Abitur am Wirtschaftsgymnasium.

Unternehmen will global durchstarten

Ziel der Baaremer Unternehmensgründer ist der weltweite Markt. Denn bislang kommen die über 2000 Unternehmen, die die Firstbird-Software einsetzen, vornehmlich aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Aber die Baar haben sie nicht aus dem Blick verloren. So war Arnim Wahls vergangene Woche auf Heimaturlaub in Wolterdingen mit Frau und acht Monate altem Sohn. Er war bei seinen Eltern und erzählte in einem Donaueschinger Café, wie es zur Idee und Geschäftsgründung kam.

Nach dem Abitur studierte der heute 33-Jährige, der einst beim FC Wolterdingen kickte und beim SC 1900 die Bretter anschnallte, Internationale Wirtschaft in Heilbronn (Bachelor) und im österreichischen Wieselburg (Master). Ins Berufsleben ist er bei der Unternehmensberatung Kienbaum eingestiegen. Schon dort hatte er den Auftrag, Menschen und Jobs zusammenzubringen: "Von einem US-Unternehmen hatte man beispielsweise den Auftrag, in osteuropäischen Ländern größere Rechtsanwaltskanzleien personell aufzubauen", erzählt er. Später arbeitete er in derselben Funktion für eine Anwaltskanzlei in Wien, bei der rund 600 Anwälte arbeiten. Headhunting über externe Personalberater, Datenbank-Pflege oder viele Telefonate habe man als Instrumente eingesetzt, um Weggänge zu kompensieren. "Wir haben aber auch festgestellt, dass wir die besten neuen Mitarbeiter über Empfehlungen eigener Mitarbeiter gefunden haben. 2000 Euro wurden einem Mitarbeiter bei Einstellung seiner Anwaltsempfehlung gezahlt. Dennoch ist das Ganze wieder abgeebbt." Als man dann für einen Headhunter viel Geld zahlte und sich herausstellte, dass der neu Vermittelte den eigenen Mitarbeitern bereits bekannt war und man sich das Geld hätte sparen können, ließ Arnim Wahls die Idee eines für Mitarbeiter ständig am Arbeitsplatz präsenten Software-Programms nicht mehr los.

Klassisches Start-up-Unternehmen

Mit Matthias Wolf aus Wien und seinem Schulkumpel Daniel Winter gründete er 2013 Firstbird, in Anlehnung an den sprichwörtlich frühen Vogel, der den Wurm fängt, als klassisches Start-up-Unternehmen. Und da das Rekrutieren von Personal alle Unternehmen viel Geld kostet und auch Personal bindet, haben es die drei geschafft, unter 700 Bewerbern in ein Förderprogramm des Computer-Riesen Microsoft zu gelangen, in das nur sieben Start-ups pro Jahr aufgenommen werden.

"Vier Monate haben wir in Berlin bei Microsoft Aufbauunterstützung erhalten, sind dann zurück nach Wien und haben auf Personal-Messen für unser Produkt geworben", erzählt Wahls. "Wir haben nichts Neues erfunden, sondern nur digitalisiert", sagt er, der nun auf Wachstum setzt und "den Personalmarkt weltweit revolutionieren" möchte. Erste Lizenznehmer in den USA und Asien habe man bereits – aber auch in seiner Heimat. "Beispielsweise nutzt der Öschberghof unsere Software. Dort weiß man auch, dass es über Beziehungen leichter fällt, einen Ortswechsel von einer Metropole in ländliche Regionen zu wagen. So werden Mitarbeiter zu Headhuntern", erklärt Wahls. Nachdem man einen Account eingerichtet hat, kann man Mitarbeiter, Hochschulabsolventen oder Geschäftspartner einladen, Talentscout zu werden. Diese werden die Jobangebote in ihren sozialen Netzwerken teilen, vervielfachen so die Angebotsreichweite und können Kandidaten vorschlagen.

Die Software kann jedes Unternehmen kostenlos testen. Mit dem Verkauf von Lizenzen für umfangreichere Software verdient das Unternehmen Geld. Nutzt ein Unternehmen Firstbird, können Mitarbeiter etwa Bekannte oder Freunde vorschlagen. Da dies meist in Rücksprache geschieht, haben die Vorschläge auch Substanz. Nach Belieben kann ein Unternehmen Prämien an die Tipp-Geber vergeben.