Donaueschingen ist auf dem Weg zur Fairtrade-Stadt, dass zeigt dieses Schild. Isolde Lange trägt durch ihr ehrenamtliches Engagement im Donaueschinger Weltladen zum Gelingen des Projektes bei. Foto: Moritz

Hüfingen will sich nicht erneut darum bemühen. Aufklärung der Menschen entscheidend.

Donaueschingen - Fair gehandelte Produkte in die Läden zu bringen, sie als Verbraucher zu nutzen und den Bürgern schmackhaft zu machen, ist ein Weg, bei dem sich Kommunen innovativ und weltoffen präsentieren können. Wirkung und Image des Fairtrade-Engagements werden in den Rathäusern auf der Baar unterschiedlich betrachtet.

In Donaueschingen sind momentan die Bemühungen um das Fairtrade-Town-Siegel in vollem Gange. Im September hatte das Fürstenberg-Gymnasium im Rahmen der Fairen Woche fair gehandelten Kakao ausgeschenkt und der Weltladen allerlei faire Versucherle angeboten. Dieser Tage lief im CineBaar die Dokumentation "Das Grüne Gold", die sich mit dem Landraub in Äthiopien befasst. Die Steuerungsgruppe unter Leitung von Uwe Kaminski bemüht sich, die Problematik bei den Bürgern präsent zu halten und Bewusstsein für die Produktionsbedingungen zu schaffen. "Wir freuen uns natürlich sehr, wenn die Stadt das Siegel verliehen bekommt. Ende nächsten Jahres könnte es so weit sein", erklärt Kaminski.

Schließlich wirke sich die Auszeichnung positiv auf das Image der Stadt aus. "Dennoch ist für uns der Weg das Ziel." Es freue ihn, dass die Verwaltung fairen Orangensaft und Kaffee ausschenke. Ebenso, dass Discounter, Supermärkte und so mancher Einzelhändler bereits fair gehandelte Produkte im Sortiment hätten, aber "das kann noch ausgebaut werden", so Kaminski. Deshalb sei seine Gruppe mit dem Großmarkt Prohoga im Gespräch, der durchaus Bereitschaft zeige, eine größere Auswahl anzubieten, wenn noch mehr Unternehmen in der Region ihr Interesse an fairen Produkten bekundeten.

Viel entscheidender sei jedoch die Aufklärung der Menschen, denn dadurch könne ein Unterschied gemacht werden. "Wir müssen ja erst einmal dafür sorgen, dass die Nachfrage steigt", betont Kaminski. "Sonst bringt auch eine Ausweitung des Sortiments nichts." Die Kosten für die Initiative seien überraschend gering, ein niedriger dreistelliger Betrag und auch der Zeitaufwand, verteilt auf mehrere Schultern, seien gut leistbar.

Löffingen: Bereits zum dritten Mal möchte die Stadt Löffingen das Bewerbungsverfahren für das Siegel aufnehmen. Seit 2015 darf sich Löffingen mit der Auszeichnung schmücken. "Bei manchen Touristen merkt man schon, dass es das Image der Stadt aufgewertet hat", berichtet Stadtmarketingleiter Karlheinz Rontke. Natürlich habe noch niemand aufgrund des Siegels einen Aufenthalt gebucht, es sei aber auf jeden Fall ein Pluspunkt, der auch im Gastgeberverzeichnis aufgeführt ist. "Immerhin sind wir bislang die einzige Gemeinde im Hochschwarzwald, die sich Fairtrade-Town nennen darf", merkt Rontke an. Dennoch sei das Siegel wohl eher von ideellem Wert. "Der Aufwand lässt sich nicht wirklich gegenrechnen. Man muss sich eben entscheiden: Entweder man steckt den Kopf in den Sand und sagt sich, dass man als einzelne Kommune sowieso nichts am globalen Problem ändern kann. Oder man vertritt die Einstellung, dass nur aus etwas Kleinem heraus Großes entstehen kann." Wichtig sei, dass die Verwaltung dahinterstehe und die Leitgruppe zuverlässig arbeite. Nach seiner Einschätzung, sei schon dadurch einiges erreicht, dass so mancher bereit sei, ein paar Euro mehr für faire Bedingungen auszugeben.

Hüfingen: Nach zwei Jahren als Fairtrade-Town wird Hüfingen sich nicht um die Erneuerung der Auszeichnung bemühen, wie Bürgermeister Michael Kollmeier im September verlauten ließ. Grund sei der hohe zeitliche Aufwand, mit dem sich seine Wirtschaftsförderin im Rahmen des Siegels konfrontiert sehe. "Wir haben ein begrenztes zeitliches Kontingent, zumal die Mitarbeiterin nur in Halbzeit arbeitet", erklärt Kollmeier. In Zukunft könne sie ihre Zeit sinnvoller einsetzen, beispielsweise in der Kommunikation mit Unternehmen.

Zudem wolle man die Gastronomie und Händler der Stadt nicht immer wieder mit dem selben Anliegen belästigen, wenn es einfach nicht in deren Betriebskonzept passe: "Für eine erneute Bewerbung wäre die Dokumentation derartiger Bemühungen notwendig gewesen." Dennoch werde man den Fairtrade-Gedanken nicht aufgeben. Man wolle sich lediglich den bürokratischen Aufwand sparen, betont der Bürgermeister: "Die Stadtverwaltung wird weiterhin fair einkaufen und die Informationsveranstaltungen in der Kinder- und Jugendbibliothek werden auch in Zukunft mehrmals im Jahr veranstaltet werden."

Der Weg zum Fairtrade-Siegel

Ratsbeschluss: Ein Ratsbeschluss zur Unterstützung des fairen Handels wird verabschiedet. Fairer Kaffee sowie ein weiteres fair gehandeltes Produkt werden bei öffentlichen Sitzungen und im Büro der Verwaltungsspitze angeboten.

Steuerungsgruppe: Es wird eine kommunale Steuerungsgruppe gebildet, die die Aktionen auf dem Weg zum Fairtrade-Siegel koordiniert. Sie besteht aus mindestens drei Personen aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft.

Fairtrade-Produkte im Sortiment: Eine Stadt in der Größenordnung von Donaueschingen weist nach, dass in fünf Einzelhandelsgeschäften und drei Gastronomien mindestens zwei Produkte aus dem fairen Handel vertrieben werden.

Zivilgesellschaft: Pro 20 000 Einwohner verwenden je eine Schule, ein Verein und eine Kirchengemeinde fair gehandelte Produkte. Zusätzlich wird mit mindestens einer Bildungsaktivität pro Jahr über die Problematik aufgeklärt.

Medien: Jedes Jahr werden mindestens vier Artikel veröffentlicht, die die Kampagne thematisieren. Darunter fallen sowohl Berichte in den Printmedien, als auch Online-Artikel, Pressemitteilungen und die Berichterstattung auf der kommunalen Website.

Prüfung: Sind die Kriterien erfüllt, kann sich eine Kommune bei Fairtrade Deutschland um die Auszeichnung bewerben. Nach erfolgreicher Prüfung, die bis zu acht Wochen in Anspruch nehmen kann, wird das Siegel verliehen. Mehr als 2000 Fairtrade-Towns in 28 Ländern gibt es aktuell.