Die Leiterinnen geben alles (von links): Petra Dörner (Neudingen), Jasmin Sengül (Grüningen), Heidi Noack (Pfohren), Waltraud Wehinger (Pfiffikus) und Tanja Simon-Bucher (Aufen). Foto: Pohl

Mit Trillerpfeifen auf der Straße. Kindergärten bleiben zu. Pauly: Forderungen bedeuten 400.000 Euro Mehrkosten für die Stadt.

Donaueschingen - Trillernde Pfeifen, Plakate und rund 30 Frauen in roten Westen: Während es gestern Morgen noch vor 8 Uhr vor dem Donaueschinger Rathaus laut wurde, blieb es an anderer Stelle ganz still. Die Türen der Donaueschinger Kindergärten und Kindertagesstätten blieben gestern verschlossen, denn ihre Erzieherinnen streikten.

Mehr Lohn fordern die Arbeitnehmer und dies bekundeten die Erzieherinnen des Kindergartens "Pfiffikus" und der Kindertagesstätte "Wunderfitz" sowie der Einrichtungen in den Ortsteilen Pfohren, Aufen, Grüningen und Neudingen nun öffentlich. "Wir hoffen, es bewegt sich in den Verhandlungen etwas. Andernfalls gehen wir erneut auf die Straße", sagte Waltraud Wehinger vom Kindergarten "Pfiffikus". Die Forderung der Gewerkschaften Verdi und GEW ist deutlich: Zehn Prozent mehr Lohn für die Angestellten in kommunalen Einrichtungen.

OB Erik Pauly stellte sich gestern den Erzieherinnen und nahm einen Brief sowie eine Unterschriftenliste der Eltern entgegen. Er sieht sich in seiner Position als Oberbürgermeister in einer kritischen Situation. "Natürlich drücke ich den Erzieherinnen die Daumen, dass sie in ihren Verhandlungen vorankommen. Aber ich schaue auch auf Donaueschingen und das Wohl der Stadt." Denn auch wenn OB Pauly jedem Angestellten mehr Geld wünscht, wird ihm bei den geforderten zehn Prozent anders: "Das würden Mehrkosten von jährlich 400.000 Euro für Donaueschingen bedeuten." Geld, das an anderen Stellen eingespart werden müsste. "Und da frage ich mich, wo das zur Zufriedenheit der Bürger passieren soll." Schließlich handele es sich um Steuergelder, die der Wähler ihm und der Stadtverwaltung anvertraue.

Einer der Kritikpunkte der Gewerkschaften und auch der Erzieherinnen ist, dass sich das Aufgabenfeld in den vergangenen Jahren stark verändert habe, es vielseitiger und anspruchsvoller geworden sei. Mehr Geld gebe es dafür aber nicht. "Es ist längst nicht mehr nur die Betreuung und Beschäftigung von Kindern. Wir machen Spracherziehung, Sport, Ernährungslehre und viele andere Lernelemente", erläutert Heidi Noack, Leiterin des Kindergartens Pfohren, ihre Arbeit. Waltraud Wehinger ergänzt: "Wir haben unsere zusätzliche Ausbildung selbst finanziert, sind also in Vorleistung getreten, und das wollen wir nun in Form von einem höheren Lohn zurück bekommen."

OB Pauly kann das nachvollziehen. "Selbstverständlich muss sich die Ausbildung in der Entlohnung wieder finden." Für angemessene Bezahlung gebe es die Tarifverträge und an diese halte sich die Stadt Donaueschingen als Arbeitgeber auch. "Ich maße mir nicht an darüber zu urteilen, was gerecht ist und was nicht", sagt OB Pauly deutlich. Er wisse nach seinen letztjährigen Besuchen in allen Kindergärten, was die Erzieherinnen täglich leisten und dass sie einen "tollen Job" machen. "Und deshalb habe ich auch sehr hohen Respekt vor der Arbeit dieser Mitarbeiter."

Im Gespräch mit dem Stadtoberhaupt wird deutlich, dass ihm die Wünsche, Hoffnungen und Forderungen der Erzieherinnen keinesfalls egal sind. Während er mit dem einen Auge auf seine Angestellten, auf die Frauen in den roten Westen mit den Trillerpfeifen schaut, blickt er mit dem anderen Auge auf die gesamte Stadt, die Wünsche und Anliegen der anderen Bürger und auf den Haushalt. Und dann stellt Erik Pauly fest: "Ich bin froh, dass ich in diesem Streit nicht der Entscheider bin."

Was am Ende dieser Tarifrunde herum kommt und wer als Gewinner heraus geht, oder ob es möglicherweise gar keinen geben wird, ist für OB Pauly Zukunftsmusik. "Ich bin überzeugt, dass es eine Kompromisslösung geben wird, was bei solchen Forderungen im Vorfeld eigentlich schon klar ist." Ob dieser Kompromiss gerecht sein und für alle Beteiligten wirklich zufrieden stellend sein wird, das bleibt abzuwarten. Eines ist aber gewiss: "Die Entscheidung, die getroffen wird, werden wir als Stadt Donaueschingen und als Arbeitgeber dieser Erzieherinnen akzeptieren."

Das Ausmaß des eintägigen Streiks am Dienstag war in Donaueschingen überschaubar. Auch, weil die Erzieherinnen in ihren jeweiligen Einrichtungen vorgesorgt hatten. "Wir machen das ja nicht zum Leid der Eltern", sagt Waltraud Wehinger. Bereits eine Woche zuvor informierten die Verantwortlichen die betroffenen Eltern über die Streikpläne – und ernteten Unterstützung: "Wir bekamen sehr positive Reaktionen", war Heidi Noack begeistert. Die Unterstützung von Seiten der Eltern ist offenbar gewährleistet. Sicherlich auch, weil die am besten wissen, wie gut ihre Kinder in den Einrichtungen aufgehoben sind.