Die Mitarbeiter bei Küpper-Weisser sind derzeit nicht glücklich mit ihrer Situation im Betrieb. Die Unternehmensführung lehnt die Forderungen nach mehr Lohn und die Rückkehr in den Arbeitgeberverband ab. Die Mitarbeiter wurden gestern Morgen über die festgefahrene Situation unterrichtet. Foto: Vollmer Foto: Schwarzwälder-Bote

Verhandlungen: Mitarbeiter wollen zurück in Arbeitgeberverband / Gespräche derzeit festgefahren

Für fünf Prozent mehr Lohn und 150 Euro Einmalzahlung haben sie im Mai noch mit Mitarbeitern anderer Unternehmen in der Region und Gewerkschaftsvertretern auf dem Bräunlinger Kelnhofplatz gekämpft.

Bräunlingen (gvo). D as hätte sich die Belegschaft von Küpper-Weisser sparen können, denn bereits zum 1. April war die Geschäftsführung aus dem Arbeitgeberverband Südwest ausgetreten, mitgeteilt wurde dies der Belegschaft damals aber nicht. Und die erkämpfte Lohnerhöhung gab es auch nicht.

Die hätten sie sich, so die IG-Metall-Vertreter Thomas Bleile und Oliver Böhme gestern, redlich verdient, denn sie hätten der Geschäftsführung nach der teilweise missglückten Produktionsverlagerung nach Ungarn ab April aus der Bredouille geholfen. "Die Auftragslage ist besser als erwartet, denn seit August erledigen wir Aufträge, die seit der Produktionsverlagerung eigentlich von EJT in Ungarn erledigt werden sollten", sagt der Betriebsratsvorsitzende Matthias Reichmann. "Es ist halt doch Facharbeit, die wir leisten. Und dazu gehört eben Fachwissen, das die Ungarn so nicht haben", meint Reichmann, der sich in den jüngsten Verhandlungen mehr Entgegenkommen der Geschäftsführung erhofft hatte.

Gewerkschaft und Belegschaft wollen die Rückkehr in den Arbeitgeberverband und die entgangene Lohnerhöhung erreichen. Dies wurde gestern Morgen in der Betriebsversammlung vereinbart. Mit Belegschaft und IG-Metallvertretern sprach Personalleiter Dieter Kahl. Geschäftsführer Paul Rosenstihl war terminlich verhindert.

Jetzt hofft man auf einen neuen Gesprächstermin, nachdem die Tarifkommission zuletzt gescheitert war. "Wir müssen Lösungen finden und suchen keine Konflikte", betonte der Betriebsratsvorsitzende Matthias Reichmann.

In der Vergangenheit haben die Mitarbeiter einige Opfer gebracht, um Standort und Arbeitsplätze zu halten. So wurden von 2004 bis 2014 jährlich je 200 unbezahlte Überstunden für eine Beschäftigungsgarantie geleistet. "Und was haben wir jetzt davon?", fragte gestern ein Mitarbeiter enttäuscht.

Der frühere Hüfinger Stadtrat Albert Wartmann aus Sumpfohren, der im Frühjahr in Rente gehen möchte, rechnete gestern vor, dass er durch jene unbezahlte Überstunden künftig auf 80 bis 90 Euro Rente verzichten müsse. Für den verhinderten Geschäftsführer Rosenstihl sprach gestern Personalleiter Dieter Kahl mit den Beschäftigten und stellte die Ansicht der Geschäftsführung dar. Demnach seien die Personalkosten hierzulande zu hoch, hieß es gestern.

Eine Erklärung hat die Geschäftsführung mit der Rückkehr Rosenstihls für den morgigen Mittwoch angekündigt.

Der Spezialist für Kommunalgeräte und Winterdienstmaschinen hatte in den vergangenen Jahren mit den milden Wintern zu kämpfen und wurde vor einigen Jahren von der Boschung-Gruppe/Schweiz übernommen. Von über 220 Mitarbeitern war die Belegschaft bis zum Frühjahr auf 176 geschrumpft. Nach der Verlagerung von Teilen der Produktion nach Ungarn, Verrentungen und dem freiwilligen Weggang junger Gesellen arbeiten hier noch 128 Menschen.