Madlen Falke und Peter Rögele bei der Häsanprobe. Foto: Roger Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Versuch: Mitarbeiterin Madlen Falke hat Spaß am Schabernack

Von Madlen Falke

Mich einmal in eine echte Schellenberghexe zu verwandeln, das ist schon ein lang gehegter Wunsch. Doch dann auch noch beim großen Donaueschinger Fasnet-Umzug mitlaufen zu dürfen, das ist eine besondere Ehre.

Donaueschingen. Um einen Geschmack davon zu bekommen, selbst im Häs zu laufen und eine Kostprobe vom Hexen-Dasein zu bekommen, habe ich mir die Scheme übergezogen und mich mitten ins Getümmel gestürzt.

Schon bei der Häsanprobe beim Ehepaar Hilde und Peter Rögele, die mir als Paten für diesen großen Tag zur Seite stehen wollen, ist die Vorfreude auf diese einmalige Gelegenheit groß.

Am Sonntag wird es ernst. Pünktlich um 13.15 Uhr treffe ich meine Paten. Hilde gibt mir noch ein paar letzte Tipps. Als wir zur Gruppe stoßen, hat Vorstand Thomas Wegner dann aber erst einmal noch einen kleinen Anpfiff für mich parat, denn meine Strohschuhe zieren rote Plüschbollen und die sind bei den Hexen tabu. Im Nu sind sie weg und das Weltbild der Schellenberghexe ist wieder in Ordnung. Im nächsten Moment nimmt er mich schon in den Arm und wünscht mir viel Spaß – so fühlt sich das Hexenleben also an.

Als der Umzug dann endlich startet, kribbelt es schon mächtig in der Magengegend. Ich habe mir fest vorgenommen eine standesgemäße Schellenberghexe zu sein, will Gas geben und mich nicht als Anfänger-Hexe outen. Im Sinn habe ich deshalb vor allem eines: Schabernack. Hilde lässt mich anfangs nicht aus den Augen. "Alles super", rufe ich während ich meinem ersten Opfer die Mütze klaue. Für ängstlich drein schauende Kinderaugen habe ich ein paar Gutsle eingesteckt. Das wirkt Wunder und lockt sie dann doch hinter den Eltern hervor. Hinter uns spielt die Musik und ich hüpfe und tanze die Herdstraße entlang. Ohne Maske undenkbar – doch an der Fasnet und dann auch noch inkognito trau ich mich doch. Die Narren am Straßenrand sind gut drauf, anfangs entdecke ich noch bekannte Gesichter und ernte verblüffte Blicke, wieso gerade sie jetzt Opfer dieser Hexe werden. In der Mühlenstraße komme ich richtig auf Touren.

Doch kurz einmal nicht aufgepasst, laufe ich schon mitten durch eine Rauchbombe durch. Die Maske füllt sich mit dem weißen Dunst und macht das Atmen kurz schwer. Aber so eine Schellenberghexe haut so schnell nichts um. Die Suppe läuft mir schon hinunter, als wir von der Augustastraße in die Villinger Straße einbiegen. Die Kombination aus Maske, Häs und Unsinn machen, lässt einen schnell warm werden. Alles läuft wie geschmiert – ich bin eine von ihnen und keinem fällt auf, wer sich hinter der Maske wirklich verbirgt.

In der Karlstraße stehen die Besucher dicht an dicht und spätestens dort sehen dann doch irgendwie alle gleich aus. Bevorzugte Opfer sind hier vor allem halbstarke Jungs, die dann doch noch etwas zusammen zucken, wenn ich so auf sie zudüse. Einer, der ruft, ich sollte seinen Vater zum Hexenwagen verschleppen, wird von mir schließlich kurzerhand einfach selbst zum selbigen bugsiert. An der Ecke Stadtbibliothek genehmige ich mir ein Tänzchen mit einer Dame, alles klatscht und jubelt. Dann geht es auch schon dem Ende entgegen.

Die letzten Meter sauge ich nochmal ganz intensiv in mich hinein. Genieße die Stimmung, hole mir noch die ein oder andere Mütze oder ziehe den Mädels an ihren geflochtenen Zöpfen. Wehmut macht sich breit, dass es dann doch so schnell rum war. Erst nach dem Bräustüble ziehe ich die Maske aus, ein roter und verschwitzter Kopf kommt hervor. Mit einem dicken Grinsen im Gesicht. Zum Schluss gibt es von meinen erfahrenen Paten noch ein Lob – denn Händchen halten musste bei mir dann doch keiner. Das Projekt "Amateur macht einen auf Hexe" ist geglückt.