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Bei überprüften Betrieben verzögern sich Subventionszahlungen. Abzüge wegen Kleinigkeiten.

Donaueschingen/Hüfingen/Bräunlingen - Die Landwirte haben es nicht leicht. Das Überangebot an den Märkten sorgt seit Jahren für niedrige Erzeugerpreise.

Im Sommer war beispielsweise der Milchpreis bei der konventionellen Produktion auf deutlich unter 30 Cent gefallen. 40 Cent, so sagen die Bauern, brauchen sie aber zum Überleben und zum Bedienen ihrer Verbindlichkeiten bei den Banken, bei denen sie ihre großen Ställe finanzieren.

Zum Jahreswechsel fließen die größten Summen

Damit die hiesige Landwirtschaft überhaupt auf dem Weltmarkt konkurrierend produzieren kann, unterstützt die Europäische Union die Bauern seit Jahrzehnten mit Milliarden-Subventionen, die im Jahresetat der Betriebe fest einkalkuliert sind. Der wohl wichtigste Zahlungsstichtag im Jahr ist der 1. Januar. Weil zu diesem Zeitpunkt unter anderem Versicherungsprämien für die Bauern fällig werden, fließen zu diesem Zeitpunkt die größten Summen. Eigentlich. Zum neuen Jahr haben nur jene Betriebe ihre Zahlung erhalten, die im vergangenen Jahr keine Hofprüfung hatten. Diese Prüfungen werden über ein Zufallsprogramm vom Computer für Betriebe ermittelt, die Geld über eines der vielen EU-Subventionsprogramme erhalten.

"Kontrolle ist gut, aber in vernünftigem Umgang", klagt nicht nur Björn Andersohn, Prokurist von zwei Bogenschütz-Biobetrieben in Sumpfohren und im Hochschwarzwald. "Natürlich muss man Betriebe kontrollieren, ob sie zu Recht ihre Unterstützungen erhalten, doch eine Kontrollwut, wie wir sie inzwischen erleben, ist kontraproduktiv", meint Andersohn, der sich an zwei kostenpflichtige Kontrolltage binnen einer Woche zu zwei EU-Programmen im vergangenen Sommer, also zur besten Erntezeit, erinnert. "Und wenn dann bei einer Kuh eine der zwei Ohrmarken fehlt, wird dies gleich prozentual an der Subventionssumme abgezogen", kritisiert Andersohn.

Diese Abzüge wegen Kleinigkeiten seien ohnehin schon ein Ärgernis, doch dass nun ausgerechnet die kontrollierten Betriebe kein Geld erhalten haben, sei das Letzte. Björn Andersohn überlegt gar, mit anderen betroffenen Landwirten eine Sammelklage gegen das Land anzustreben, um nicht auf den auflaufenden Überziehungszinsen sitzen zu bleiben.

In der vom schwachen Markt gebeutelten Landwirtschaft werde zu dieser Jahreszeit ohnehin mit jedem Euro gerechnet. "Die Subventionen gleichen da manch überzogenes Girokonto wieder aus", sagt Andersohn.

Dabei geht es für die betroffenen 85 Betriebe im Landkreis um beachtliche Summen. Je nach Betriebsgröße würden derzeit zwischen geschätzten 5000 bis 150 000 Euro, in einzelnen Fällen wohl noch mehr auf den Konten erwartet.

Entsprechend seien viele Proteste beim Landwirtschaftsamt aufgelaufen, sagt Andersohn. Das Amt mache aber einen guten Job und könne nichts für den Fehler. Beim Landwirtschaftsministerium, so die Auskunft des Amts gegenüber Andersohn, liege der Fehler. Dieses habe für Betriebsprüfungen eine neue Software in Auftrag gegeben. Diese sei aber nicht rechtzeitig geliefert worden. "Nach Auskünften des Landwirtschaftsamts können wir frühestens Mitte Februar mit erwarteten Zahlungen rechnen", ärgert sich Andersohn.