Interessanter Rundgang durch das Museum Biedermann zusammen mit dem Architekten Lukas Gäbele

Von Gunter Faigle

Donaueschingen. "Ich bin der Gäbele – von Gäbele + Raufer Architekten." Unkompliziert, geradeheraus und locker begann Lukas Gäbele seine interessante Architekturführung durch das Museum Biedermann. Sie ist für mehr als 20 Besucher zu einem aufschlussreichen Erlebnis geworden.

Architekt Lukas Gäbele und seine Partnerin Tanja Raufer haben 2008 und 2009 im Auftrag der Unternehmerfamilie Biedermann ein altes Gebäude neu ausgestaltet, das zu den wesentlichen Bestandteilen des architektonischen Profils der Stadt zählt: das Museum. Zu seiner Entstehungszeit in den 1840er-Jahren war das Gebäude ein Ort der bürgerlichen Gelehrsamkeit und Kunstpflege sowie gesellschaftlicher Treffpunkt; heute dient es im Wesentlichen Ausstellungen zeitgenössischer bildender Kunst.

Altes Gebäude mitneuer Identität

Lukas Gäbele fängt seine Führung vor dem Haus an. Er streift Aspekte der klassizistischen Baugeschichte und der Farbgebung des Kerngebäudes. Er erläutert die architektonische Harmonie aus weiß getünchter Altbausubstanz, dunkelgrau eingewirktem Beton und warm gebrochenem Oberlicht im Museum. Er beruhigt diejenigen, welchen die hölzernen Fensterläden fehlen, mit dem Hinweis, die seien allesamt saniert und könnten bei Bedarf jederzeit eingehängt werden.

Gäbele verweist auf eine Maßnahme, die ein Spaziergänger kaum bemerkt: Der Vorplatz liegt etwa einen halben Meter höher als früher, um einen eleganten wie auch leichten Behindertenzugang zu ermöglichen. Und er beschreibt mit einer Mischung aus Respekt und leisem Bedauern, dass die Bauherrschaft ihre Offenheit für fantasievolle Lösungen doch mit einer harten Kostendisziplin gepaart habe.

Im Gebäude selbst verbindet Gäbele gut verständliche technische Informationen mit Aussagen zu seiner persönlichen Planungsphilosophie. Dazu legt er unverblümt dar, wo er und warum er planerische Kompromisse eingegangen ist. Entsprechend erfahren die längst neugierig gemachten Zuhörer, warum die Betonfundamente im Keller unter Wasser ausgehärtet sind und warum eine Kellertreppe, die noch funktionsfähig ist, nicht einfach herausgerissen worden ist. Die schielenden Zu- und Abluftöffnungen im neuen Anbau mögen zwar das ästhetische Empfinden stören, dienten so aber dem Erhalt alter Bausubstanz. Und wie bringt man eine acht Millimeter dünne Betonschicht auf den Boden auf? Indem der Bauarbeiter seine alten Kickschuhe anzieht, deren Stolleneindrücke von selber zufließen. Es gibt schlaue Arbeitsweisen, die in die Erinnerung eines Architekten und seines Publikums einfach Eingang finden müssen.

Das Gebäude geht auf die Jahre 1839 bis 1841 und 1846 zurück und war bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs Zentrum der bereits 1818 gegründeten Museumsgesellschaft. In den Kriegsjahren 1914 bis 1918 diente es als Reservistenunterkunft und zeitweise als Notlazarett, von 1921 bis 1935 nutzte es die Stadt als Kurhaus. Bis 2007 beherbergte das Anwesen Kinos. Seit 2007 im Besitz der Familie Biedermann und aufwändig modernisiert, wurde das Haus als Museum 2009 neu eröffnet.