Pierre Voigtländer (links) und Siegfried Kaiser vom Kunststoff-Institut Südwest                                                                                                                                            Foto: Preuß Foto: Schwarzwälder-Bote

Pierre Voigtländer ist Technologiescout bei KISW / Neue Kunststofftechnik-Verfahren

Donaueschingen (spr). Pierre Voigtländer besitzt den vielleicht interessantesten Job, den es derzeit hierzulande gibt: Der promovierte Physiker arbeitet seit Kurzem als Technologiescout beim Kunststoff-Institut Südwest (KISW) in Villingen-Schwenningen. Die IMS Gear GmbH mit Sitz in Donaueschingen beteiligt sich als eines von sechs Unternehmen der Region an diesem zukunftsweisenden, zunächst auf drei Jahre angelegten Projekt.

Doch was macht ein Technologiescout eigentlich genau? "Ich besuche Messen und Symposien, informiere mich über neue Technologien, schätze deren Relevanz für die hiesigen Firmen ein, bereite die Informationen auf und präsentiere sie dann den Unternehmen", zählt Voigtländer auf. Der Zahnrad- und Getriebespezialist IMS Gear verfügt über großes Know-how im Bereich Kunststofftechnik. Dennoch legt das Unternehmen mit seinen rund 2500 Mitarbeitern weltweit und Produktionsstandorten in Deutschland, USA, Mexiko und China großen Wert darauf, das Ohr am globalen Technologiepuls zu haben.

"Aus dem Tagesgeschäft heraus haben wir nur eingeschränkt die Möglichkeit, Messen, Symposien, Ausstellungen und Fachveröffentlichungen weltweit zu sondieren. Uns ist es wichtig, möglichst schnell und umfassend über Innovationen im Bereich der Kunststofftechnik informiert zu werden. Deshalb engagieren wir uns im Projekt ›Technologiescout‹", erklärt Wolfram Hofschulte, Leiter der Produktentwicklung. Gemeinsam mit Pierre Voigtländer habe IMS Gear einen Interessenkatalog definiert, der als Orientierungsrahmen für die Recherchen des Technologiescouts diene. "Der Technologiescout bereitet die Informationen über aktuelle Entwicklungen in der Kunststofftechnik auf. Am jeweiligen Unternehmen liegt es dann, ob und wie es diese Neuerungen in seine Entwicklungsarbeiten, Prozesse und Produkte überführt", skizziert Hofschulte die Rollenverteilung zwischen dem Technologiescout und den beteiligten Unternehmen.

Bereits nach einigen Wochen fällt die Bilanz aus Sicht von IMS Gear positiv aus: "Wir haben durch den Einsatz des Technologiescouts bereits jetzt eine ganze Reihe viel versprechender neuer Erkenntnisse im Bereich der Kunststofftechnik gewonnen, die ›Ausbeute‹ liegt über unseren Erwartungen", betont Hofschulte.

Zum Start seiner Tätigkeit informierte sich Voigtländer bei IMS Gear über den Stand der Technik. Er studierte und promovierte an der Ruhr-Universität Bochum mit jeweils sehr gutem Ergebnis und sieht sich für die Aufgabe gut vorbereitet: "Ich analysiere die neuen Technologien aus wissenschaftlicher Sicht, und neuartige Maschinenentwicklungen, innovative Prüfmethoden oder neue Verfahren etwa zur Oberflächenbeschichtung basieren ja auch immer auf physikalischen Gesetzen."

Für den 30-Jährigen, der in Dinslaken geboren wurde, ist es die erste Arbeitsstation nach der Promotion. Den Job trat er nach einer mehrmonatigen Auszeit an, denn zuvor pilgerte er im Anschluss an die Promotion nach Santiago de Compostela. Nachdem er beruflich zunächst vor allem in Deutschland unterwegs war, führte ihn zuletzt die erste Auslandsreise nach Bangkok in Thailand auf eine Industriemesse. Und da maßgebliche Entwicklungen häufig in Japan, Taiwan oder den USA vorgestellt werden, wird Pierre Voigtländer in den kommenden Wochen auch für IMS Gear weltweit unterwegs sein.

Die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, das Kunststoff-Institut Lüdenscheid und 18 regionale Unternehmen, darunter die IMS Gear GmbH, haben das Kunststoff-Institut Südwest (KISW) 2011 gegründet. Es fördert Technologien und steht allen Betrieben der Region offen. Als besonders zielführend haben sich Verbundprojekte bewährt, bei denen mehrere Unternehmen branchenübergreifend gemeinsam an Problemlösungen arbeiten.