Schreiner Günter Wolf (links) hat seinen Betrieb an Markus Gunst verkauft. Foto: Vollmer Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Nachfolgeproblem vorbildlich gelöst / Schreiner Günter Wolf gibt an Markus Gunst ab

Mehr als 110 000 Betriebe bundesweit und 19 000 in Baden-Württemberg benötigen bald einen neuen Chef. Das sind in erster Linie Familienunternehmen.

Donaueschingen-Pfohren (gvo). Und nicht selten wird der Übergang problematisch, wenn sich in der Familie kein Interessent für das Unternehmen findet oder es keinen jungen Nachfolger gibt. So wie bei der Pfohrener Schreinerei Günter Wolf.

Zum Jahreswechsel haben hier die Besitzverhältnisse gewechselt. Markus Gunst ist jetzt Inhaber des Betriebs mit fünf Mitarbeitern in der Werkstatt. Juristisch ist die Übergabe zwar jetzt abgeschlossen, der eigentliche Übergabeprozess läuft aber über einige Jahre fließend. So wird dem bisherigen Besitzer der Ausstieg und dem neuen Chef der Einstieg in die Selbstständigkeit beispielhaft leicht gemacht.

Vor zwei Jahren hat der heute 56-Jährige Günter Wolf die Weichen für die Zukunft gestellt und, da keiner aus dem engeren Umfeld den Schritt in die Selbstständigkeit gehen wollte, annoncierte er in einer Fachzeitschrift. Auf die Anzeige hatte sich der damals 25-jährige Markus Gunst aus Schwäbisch Gmünd gemeldet, den Wolf daraufhin auch eingestellt hat, um einen sanften Übergang einzuleiten. "Dass es jetzt so schnell gegangenen ist, liegt an der treibenden Kraft von Markus Gunst. Ich hätte auch noch zwei, drei Jahre als Chef weitergemacht, so ist es aber auch gut", sagt Wolf. Er wird nun aber nicht in den Ruhestand gehen, sondern noch ein paar Jahre weiterarbeiten und dem jungen Chef zur Seite stehen. Und auch Wolfs Frau Petra wird weiterhin die Büroarbeiten erledigen.

Günter Wolf ist es wichtig, dass der von seinem Vater Ernst als Zimmerei 1955 aufgebaute und von ihm als Schreinerei seit 1993 geführte Betrieb auch im Sinne des gewerblichen und privaten Kundenstamms fortbesteht.

Für den Schritt in die Selbstständigkeit brauche es großen Mut, gibt Markus Gunst gerne zu, doch die Selbstständigkeit sei schon immer sein Ziel gewesen. Nach dem Hauptschulabschluss lernte er den Orgel- und Harmonieumbau, machte dann bei einem Massivholzschreiner in Stuttgart eine Schreinerlehre. Nach einigen Gesellenjahren auf der Insel Reichenau besuchte er dann die Techniker- und Meisterschule. Und ist dann mit der Juristin und Lebensgefährtin Katharina Kelm als Holztechniker und Schreinermeister nach Pfohren gekommen.

1993 hat Günter Wolf die Zimmerei und Schreinerei von seinem Vater Ernst übernommen. Zu den besten Zeiten waren hier ein Dutzend Menschen beschäftigt. Da sich die Berufsbilder mit den Jahren entfernt haben und heute weit auseinander liegen, reduzierte der gelernte Schreiner Günter Wolf das Angebot des Unternehmens auf die Schreinerei. Derzeit arbeiten drei Meister und drei Gesellen in der Schreinerei plus Petra Wolf in der Verwaltung.