Bis 1998 wurde auf der Deponie Hüfingen Restmüll aus dem Landkreis aufgetürmt und mit schwerem Gerät verdichtet, die Nachsorge indes ist ein Dauer-Szenario und dabei nicht ganz billig, wie die jüngste Sitzung des Ausschusses belegt. Foto: Filipp

Dauerbetrieb des Gasmotors stottert: Nach Stilllegung der früheren Deponie bei Hüfingen muss Landkreis wieder tief in Tasche greifen.

Hüfingen - Jahrelang den Müll auftürmen und dann lediglich Erde darüber - so einfach gestaltete sich die Stilllegung der früheren Mülldeponie bei Hüfingen von Anfang an nicht. Im Ausschuss für Umwelt und Technik wurde dies angesichts eines Sachstandsbericht zur den technischen Anlagen am Montag einmal mehr deutlich.

Die Deponie wurde seit 1969 als Hausmüll- und Bauschuttdeponie betrieben, die Berge an Haus- und Restmüll haben im Lauf der Jahre auf dem in vier Abschnitte unterteilten Areal eine Höhe von 40 Metern erreicht. Was dort in den untersten Schichten schlummert, weiß heute niemand mehr. 1997 erfolgte eine Verfüllung mit Baurestmassen als erste Abdeckung des Deponiekörpers. Insgesamt zehn Gasbrunnen sind auf dem Gelände installiert worden.

Auch nach der Verfüllung vor zehn Jahren beschäftigt diese Einrichtung den Landkreis als Betreiber immer noch. Derzeit ist es austretendes Deponiegas auf den nicht abgedeckten Flächen des Müllberges und die Überalterung der Entgasungsanlage. Deponiebetreiber sind verpflichtet, frei werdendes Deponiegas zu erfassen und unschädlich zu machen.

Derzeit wird das Hüfinger Deponiegas in einen Blockheizkraftwerk verwertet und die erzeugte elektrische Energie dem Stromversorger EV Baar Hüfingen zugeführt. Bei einem Betriebsausfall des BHKW muss das Gas über die bestehende Notfackel verbrannt werden. Seit dem Ende der Hausmüllablagerung in Hüfingen gingen die Gasmengen von 850.000 auf 280.000 Kubikmeter jährlich zurück. Damit ist künftig ein kontinuierlicher Betrieb des vorhandenen Gasmotors und die damit verbundene kontinuierliche Absaugung der Deponie nicht mehr möglich.

Die Gasförderstation und die Fackelanlage sind veraltet und reparaturanfällig. Ein weiteres Problem ist der Austritt von Deponiegas in mehreren Bereichen, in denen eine Abdeckung bisher nicht erforderlich war. Hier tritt Deponiegas, das über die vorhandene Anlage nicht erfasst werden kann, flächig aus und gelangt in die Atmosphäre. Die Ingenieurgesellschaft contec hat inzwischen eine Potenzialanalyse erstellt, die die finanzielle Förderfähigkeit eines Konzeptes zur Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen nachweist. Durch kontrollierte Steigerung der Gasabsaugmenge und des Gaserfassungsgrades können die Treibhausgasemissionen im Vergleich mit klassischer Deponiegaserfassung um mehr als 50 Prozent reduziert werden. Die Umsetzung nach dem so genannten "inspiro Verfahren" kostet rund 530.000 Euro. Ein Förderantrag wurde bereits positiv beschieden. Unter den beiden Möglichkeiten, das Deponiegas künftig über eine Schwachgasfackel zu verbrennen oder zur Eigenstromerzeugung zu nutzen, sprach sich der Kreistagsausschuss für Umwelt und Technik einstimmig für eine Gasbehandlungsanlage mit Gut-/Schwachgastrennung und Einsatz eines Stirlingsmotors zur Eigenstromerzeugung aus. Eine Variante, die als innovativ, zukunftsfähig und unter Klimaschutzgesichtspunkten als nachhaltige Option beschrieben wird.

Der so erzeugte Strom sorgt für einen energieautarken und klimaneutralen Betrieb der Anlage. Die zusätzlichen Kosten für den Stirlingmotor von knapp 100.000 Euro sollen sich binnen zehn Jahren weitgehend amortisieren.

Die Gesamtkosten für die Umsetzung des neuen Entgasungskonzeptes liegen einschließlich der Planungs- und Nebenkosten für den Landkreis bei 387.000 Euro, die über den Nachsorgehaushalt der Deponie Hüfingen finanziert werden.

Noch befindet sich die seit Jahren verfüllte Deponie Hüfingen nicht in der so genannten Nachsorgezeit. Um diese Phase zu erreichen, müssen noch verschiedene Kriterien erfüllt werden, u.a. die Abdeckung der noch offenen Deponiebereiche.