Bereit für die erste Fahrt mit dem neuen Stadtbus (von links): der Stadtbus-Beauftragte im Rathaus, Matthias Hummel, Hauptamtsleiter Tobias Butsch, Manfred Schürmann (Verkehrsgesellschaft Bregtal), OB Erik Pauly und Klaus Maier (Verkehrsgesellschaft Bregtal). Die Bürger können dann am 9. Oktober erstmals mit dem Bus fahren. Foto: Jakober

Verträge mit Stadtbus-Betreiber sind unterzeichnet. Am 7. Oktober wird das Projekt offiziell präsentiert.

Donaueschingen - Einen Quantensprung im öffentlichen Nahverkehr. So bezeichnet Oberbürgermeister Erik Pauly den neuen Stadtbus. Ab dem 9. Oktober soll er fahren. Damit das möglich ist, wurden am Mittwoch die Verträge mit der Verkehrsgesellschaft Bregtal unterzeichnet.

Obwohl die Zusammenarbeit bislang noch nicht auf rechtliche Füße gestellt worden war, hatten die beiden Geschäftsführer Klaus Maier und Manfred Schürmann eine Überraschung dabei. Die Verkehrsgesellschaft ist in Vorleistung gegangen und hatte einen Stadtbus in den typischen Farben mitgebracht. Der Kleinbus wird vor allem am Wochenende und in den Abendstunden als Rufbus unterwegs sein.

Drei große Busse – natürlich auch in hellblau mit dunkelblauer Schrift werden dann auf den drei Schleifen, die quer durch die Stadt führen, unterwegs sein und garantieren, dass jede Haltestelle im Halb-Stunden-Takt angefahren wird.

Nicht nur der erste Stadtbus zeigt, dass Schürmann und Maier von dem Donaueschinger Modell überzeugt sind. Auch ihre Worte sprechen dafür: "Wir stehen hinter dem System", sagt Klaus Maier und Schürmann ergänzt: "Wir haben Spaß daran, zum Erfolg des Stadtbusses beitragen zu können." Und so will die Verkehrsgesellschaft Bregtal den Kunden auch von Anfang an viel bieten. So wird es beispielsweise in den Bussen WLAN geben und auch der Rufbus wird behindertengerecht sein – bei Weitem keine Selbstverständlichkeit.

Der Service für den Kunden ist das eine, um den Stadtbus zum Erfolgsmodell zu machen. Eine groß angelegte Werbeaktion das andere: "Wir werden in allen Ecken der Stadt auf den Stadtbus hinweisen", sagt Matthias Hummel, der im Rathaus für das Projekt verantwortlich ist und die Aufgabe von seinem Vorgänger Arno Ruf übernommen hat.

Außerdem ist geplant, im gelben Rathaus ein Stadtbusbüro einzurichten, in dem dann donnerstags von 15 bis 17.30 Uhr Fragen rund um den Stadtbus beantwortet werden. Denn eines ist vor allem wichtig: Der Stadtbus braucht Bürger, die ihn auch wirklich nutzen – vor allem aus wirtschaftlicher Sicht. Das Planungsbüro geht von einer Versiebenfachung der Fahrgastzahlen aus. Nur dann ist der Stadtbus kein Verlustgeschäft. "Dass die Verkehrsgesellschaft Bregtal bereit ist, das Risiko zu übernehmen, zeigt uns, dass es ein tragfähiges Konzept ist", sagt Pauly. Unkenrufe, dass die Finanzierung nicht ausreiche, würden sich nicht bewahrheiten.

Zweifel gibt es in der Verwaltung und beim Betreiber keine: "Der Stadtbus wird so attraktiv, dass man das Auto stehen lassen kann", so der OB, der sicher ist, dass das Konzept überzeugt. Schließlich spreche alles dafür: der Halb-Stunden-Takt, die klaren, schnellen Wege, die Einfachheit und auch das tolle, neue Design.

Beim Herbstfest am 7. Oktober soll der Stadtbus dann offiziell vorgestellt werden. Für die Bürger gibt es die Möglichkeit, mit dem Stadtbus zu fahren und so "auf den Geschmack" zu kommen. Ab dem 9. Oktober werden die drei Linien dann offiziell gefahren.

Info

Kritik der Anwohner

Die Anwohner: Neben der Streckenführung durch die Dietrich-Bonhoeffer-Straße sollen auch kurz nach der Abzweigung "Auf der Staig" zwei Bushaltestellen eingerichtet werden – links und rechts Wohnbebauung. Glücklich sind die Anwohner darüber nicht, denn 100 Meter weiter unten gebe es eine andere Möglichkeit. "Auf der einen Seite ist ein unbewohnter Steilhang und auf der anderen Seite ist die Versammlungsstätte der Zeugen Jehovas. Da wohnt niemand", sagt Philippe de Surmont, der nicht versteht, dass vor seinem Haus eine Gefahrenstelle geschaffen wird.

Im Februar hatte er sich dazu in der Gemeinderatssitzung erkundigt. Die Antwort: Es stünde noch nicht endgültig fest.

Im März habe er Kontakt zur Verwaltung gesucht. Die Antwort: Es stünde noch nichts fest. Vor Ostern: Es sei um Verständnis wegen Überlastung gebeten worden. Im Mai: Jetzt sei es entschieden. Da kam doch etwas das Gefühl auf, dass man hingehalten werde.

Irgendwann fuhr ein Bus vor, die Verantwortlichen nahmen alles in Augenschein und die Anwohner bekamen die Nachricht: Die Alternative geht nicht, es bleibt, wie geplant. So manch einer wurde auch vom Setzen der Buchsen, in die die Stadtbus-Schilder kommen, überrascht, dass vor ihrem Haus eine Haltestelle entsteht. De Surmont wendet sich an den Oberbürgermeister und der sagt zu, dass er sich alles vor Ort anschauen werde. Rund 15 Anwohner haben am Dienstag das Verwaltungs-Betreiber-Team in ihrer Straße und diskutieren über die Haltestelle – mit der Streckenführung haben sie längst ihren Frieden gemacht.

Die Verwaltung: Laut OB Erik Pauly gibt es Einzelinteressen und Interessen der Allgemeinheit und Letzteres würde in diesem Fall überwiegen. Die Alternative sei nicht umsetzbar. Zu steil der Straßenabschnitt an dieser Stelle, mit dem Gefälle lasse sich die Haltestelle nicht behindertengerecht umbauen. Vorwürfe über mangelnde Kommunikation kann Hauptamtsleiter Tobias Butsch nicht verstehen: "Die Streckenführung und die Haltestellen sind öffentlich im Gemeinderat behandelt worden." Und auch der OB sieht auf Seiten der Verwaltung keine Versäumnisse: "Die Anfrage wurde nicht sofort beantwortet, weil erst ein Vor-Ort-Termin stattfinden sollte, bei dem alle Beteiligten dabei sind." Eine fundierte Antwort daure eben. Den Termin am Dienstag hat er als konstruktiv empfunden, die Anwohner hätten die Argumente nachvollziehen können.

 Was bleibt: Die Argumente können die Anwohner nachvollziehen. Aber: "Es bleibt ein fahler Beigeschmack", sagt Philippe de Surmont. Das Gefühl der mangelnden Kommunikation und der Hinhaltetaktik konnte der OB nicht ausräumen.