Während des SD Joachim Fürst zu Fürstenberg-Gedächtnisturnier vom 18. bis zum 21. September wird bei den Gespannfahrern der Sieger im Deutschen Derby ermittelt. Foto: Sigwart Foto: Schwarzwälder-Bote

Vierspänner vergeben beim CHI im Schlosspark einen der wichtigsten Siegertitel im Deutschen Fahrsport

Von Wilfried Strohmeier

Donaueschingen. Im vergangenen Jahr war es die Deutsche Meisterschaft der Vierspänner, in diesem Jahr ist es das Deutsche Fahrderby. Donaueschingen kann sich wieder einmal einen Namen in der Welt der deutschen Gespannfahrer machen.

Normalerweise findet das Derby der Vierspänner auf dem Fahrsportgelände an der Surenburg in Riesenbeck statt. In diesem Jahr ist dort ein anderer Wettbewerb. So kam Donaueschingen zum Zug.

Jürgen Schwarzl vom Deutschen Reiter- und Fahrerverband fasst die Geschichte des Fahrsports zusammen: Das Deutsche Fahrderby blickt auf eine über 50-jährige Geschichte zurück. Die Geburtstunde für das Deutsche Fahrderby geht auf das Jahr 1950 in Hamburg zurück, als es parallel zum Deutschen Springderby veranstaltet wurde. Dieses ursprüngliche Deutsche Fahrderby bestand aus sieben Teilprüfungen. Die ersten sechs Teilprüfungen, Zugwilligkeitsprüfung aller vier Pferde, Einspänner-Eignungsprüfung von zwei Pferden, Zweispänner-Eignungs- und Dressurprüfung (mit allen vier Pferden) sowie Vierspänner-Eignungs- und Vierspänner-Dressurprüfung, wurden in Elmshorn durchgeführt. Die siebte Teilprüfung, eine Leistungsfahrt über 30 Kilometer, führte von Elmhorn direkt nach Hamburg auf den Turnierplatz in Klein-Flottbek.

Die Zugwilligkeitstests hatten damals eine besondere Bedeutung. Da viele Gespanne aus Pferden von unterschiedlichen Besitzern zusammengestellt wurden, sollte verhindert werden, dass ein nicht oder nur schlecht ausgebildetes Pferd als bloßer Mitläufer sozusagen mit "durchgezogen" werden konnte. Die heutige Option des fünften Pferdes gab es damals noch nicht. Diese Zugwilligkeitstests wurden nur bis 1956 durchgeführt.

Erst Ende der 1950er–Jahre wurde die LPO modifiziert und die bis heute gültige Wertskala von 0 bis 10 (wobei 10 die beste Note ist) eingeführt. Bis zum Jahr 1963 wurde vor Beginn der Leistungsfahrt ein Gewichtsausgleich vorgenommen. Alle Pferde wurden am Vortag gewogen und hatten bei der Leistungsfahrt 63 Prozent ihres Eigengewichtes zu ziehen. Das bedeutete auch, dass vor dem Start jeder Wagen mit Fahrer, Bockrichter und Beifahrer auf die Waage musste – auch das kennt man in Donaueschingen noch.

Erst seit 1973 ist im Gelände ein anderer Wagen, der sog. Marathonwagen als in den vorangegangenen Teilprüfungen erlaubt und nötig. Während in den Anfangsjahren der Leistungsfahrt "Hindernisse" zum Beispiel aus einer Schranke bestanden, die vom Beifahrer geöffnet und nach der Durchfahrt wieder geschlossen werden musste, oder in Form einer Sackgasse, aus der rückwärts zu fahren war, gestaltet sich die heutige Art der Hindernisse als komplexe Kombinationen ganz anders, diese setzen damit entsprechendes Wagen-Material voraus.

Heute besteht das Deutsche Fahrderby aus fünf Teilprüfungen. Im Gegensatz zu anderen kombinierten Prüfungen im Fahrsport werden im Rahmen des Fahrderbys Prüfungen mit Zwei- und Vierspännern in einer Gesamtwertung durchgeführt. Es handelt sich hierbei um folgende Prüfungen: 1. Gebrauchsprüfung für Zweispänner (Bewertung der Grundgangarten, Fahrdressur nach Anweisung der Richter). 2. Dressurprüfung für Zweispänner (Fahrdressur). 3. Dressurprüfung für Vierspänner. 4. Gelände- und Streckenfahrt für Vierspänner 5. Hindernisfahren für Vierspänner.

Das Gesamtergebnis unterliegt einem bestimmten Rechenmodus. In das Ergebnis der Einzeldisziplinen rechnet sich noch ein Faktor ein. So zählen die Zweispänner-Dressuren einfach, die Vierspänner-Dressur multipliziert sich mit zwei, dann das Ergebnis aus dem Gelände mit vier und das Resultat aus dem Hindernisfahren zählt dreifach.

Seriensieger der jüngeren Jahre sind der auch in Donaueschingen bekannte Christoph Sandmann – er gewann das Derby acht Mal – sowie bis zu seinem Abschied vom aktiven Sport Michael Freund (2003, 2005 und 2006). Beim 50. Deutschen Fahrderby gewann der US-Amerikaners Chester Weber den Titel, einen Erfolg, den er 2011 wiederholte. "Das Deutsche Fahrderby ist also ein Stück deutscher Fahrsport- und Kulturgeschichte. Darüber hinaus hat es für die Entwicklung des internationalen Fahrsports große Bedeutung besessen", so Jürgen Schwarzl.