Jäger Garten- und Landschaftsbau setzt auf außergewöhnliche Architektur / Nachhaltiges Gebäude mit Ortsbezug

Von Julia Christiane Hanauer

Donaueschingen. Es ist eine Besonderheit unter all den Firmengebäuden im Donaueschinger Industriegebiet Breitelen Strangen: Das Gebäude von Jäger Garten- und Landschaftsbau – und das nicht nur optisch, sondern auch ökologisch.

Geflochtene Weidenmatten umschließen das Gebäude in der Robert-Gerwig-Straße, Büsche und Sträucher säumen die Beete davor und auf den ersten Blick ist klar: Diese Firma hat mit Pflanzen und Natur zu tun. Dass es dazu noch eine gute Ökoblianz aufweist, erklärt sich dabei fast von selbst. "Es ist ein rein ökologisches Gebäude, das nachhaltig ist", erläutert Inhaber Michael Keller. Auch Heinz Bunse, Leiter des Stadtbauamts, hat lobende Worte für das Projekt: "Das Bauvorhaben kann als beispielhaft sowohl für das Bauen im Gewerbegebiet als auch für das nachhaltige Bauen angesehen werden."

Stahl, Beton, Glas und OSB-Tafeln (Grobspan-Platten) sind die vier Komponenten, aus denen das 470 Quadratmeter große Gebäude hauptsächlich besteht. "Es ist fast komplett kompostierbar", sagt Lukas Gäbele vom Donau-eschinger Architekturbüro Gäbele und Raufer, das mit dem Projekt beauftragt war. Der Gewerbebau war eine Premiere für das Büro. "Es entspricht dem konventionellen Aufbau von Holzhäusern", erläutert der Architekt.

Das geflochtene Weidenkonstrukt, von Gäbele als Kleid bezeichnet, sei ein Rückgriff auf den Beginn der Architektur. "Weide gehörte früher zu jedem Dorf. Die ländliche Kultur wird in dem Gebäude zitiert", sagt Gäbele und erläutert, dass das Wort Wand von winden, weben kommt. Wer einst ein Haus baute, der konstruierte zunächst ein Weidengerüst, auf das er später Lehm auftrug. "Das Gebäude ist ein Rückgriff auf archaische Zeiten und spannt einen Bogen zu 2014, wo ressourcenschonend gebaut werden sollte", fasst Gäbele die Grundidee zusammen.

In den Entwurf war Bauherr Keller von Anfang an mit einbezogen – ebenso wie das komplette Team der Firma. "Wir sind extra ein Wochenende auf eine Hütte gefahren, um das Projekt zu besprechen", sagt der 30-Jährige. Eng war auch der Kontakt zu Heinz Bunse. "Besondere Überlegungen und Ideen werden immer wieder schon im Vorfeld mit uns besprochen. Das spart Zeit und häufig auch Geld", erklärt Bunse das allgemeine Prozedere bei solchen Vorhaben.

Die Finanzen waren für Keller ein entscheidendes Thema. "Wir haben viel in Eigenleistung gestemmt", erzählt er. Gemeinsam mit dem Team, sowie Freunden und Familie fertigte er unter anderem die Stahlrahmen, in denen sie die Weidenzweige einflochten – allein für die Südfassade ergab das etwa 1200 Arbeitsstunden. Geheizt wird das Gebäude durch Erdwärme, Keller und seine Helfer verlegten dafür rund 2,4 Kilometer Schlauch.

"Das Gebäude ist ein Statement, dass man auch mit verhältnismäßig geringen finanziellen Mitteln Architektur machen kann", sagt Architekt Gäbele. Dennoch sollte es nicht 08/15 sein und einen Bezug zum Nutzer haben. Stadtbauamtsleiter Bunse betont, dass zu solchen Projekten "immer ein engagierter Bauherr und ein qualifizierter Architekt" gehören: "Das hat bei dem aktuellen Bauvorhaben im Gewerbegebiet Breitelen Stange optimal gepasst", lobt er. Vor rund zehn Monaten zog Michael Keller mit seinem Team in die Robert-Gerwig-Straße. Sein Resultat: "Das Haus verkörpert, wie wir sind. Und das wird über das Gebäude nach außen getragen."

Gemüse war der Grundstein für den heutigen Jäger Garten- und Landschaftsbau: 1932 gründete Karl Jäger einen Aufzuchtbetrieb in der Donaueschinger Friedhofstraße. In den 70er Jahren gab es einen Wechsel zum heute noch bestehenden Garten- und Landschaftsbau. Michael Keller kaufte den Betrieb 2011 und zog Anfang 2014 in den Neubau in der Robert-Gerwig-Straße. Der 30-Jährige beschäftigt 16 Mitarbeiter, drei Auszubildende und bis zu sechs Teilzeitkräfte.