Touristen gibt es in Donaueschingen einige: Doch was sind das für Menschen, die hier übernachten? Bislang ist wenig über die Urlauber bekannt. Das soll sich mit dem Tourismuskonzept ändern. Archivoto: Roland Sigwart/Fotolia/Montage: Weinmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Bericht zum Jahr 2014 lässt viele Fragen offen / Konkrete Angaben und Ansätze fehlen bislang

Donaueschingen (jak). 204 468 Übernachtungen kann der Donaueschinger Tourismus für das vergangene Jahr vermelden. Hinzu kommen noch einmal rund 9000 Übernachtungen in Betrieben unter zehn Betten, die vom Statistischen Landesamt nicht erfasst werden.

So viel steht fest. Doch dann hört es auch auf. Fragen über Fragen: Denn über die Gäste, die in die Stadt kommen, ist wenig bekannt. Wer sind sie? Wie alt? Was machen sie hier? Wie sind sie zufrieden? Es gibt viele Fragen, die die Stadträte gerne beantwortet hätten, die der Tourismus- und Marketingbericht für das vergangene Jahr jedoch offen lässt. 22 Seiten blicken zurück und geben auch einen kleinen Vorgeschmack auf die Planungen für dieses Jahr - doch wo genau die Stellschrauben sind, um die Stadt attraktiver für Urlauber zu machen und die Donauquelle, deren Sanierungen bald abgeschlossen sein werden, sowie das Tor zum Schwarzwald dann besser zu vermarkten können, werden nicht beantwortet.

Tourismuskonzept als Lösung: Der Schlüssel soll das neue Tourismuskonzept sein, das schon seit Langem gefordert wird und das nun bald in Angriff genommen werden soll. Die Aussicht, dass das Werk dann als einen Leitfaden für die Weiterentwicklung dienen wird, stimmte die Stadträte bei der Präsentation des Berichtes für das vergangenen Jahr dann auch ungewohnt milde.

Kritik am aktuellen Bericht: Über alle Fraktionen hinweg wurde jedoch betont, dass es schließlich das letzte Mal sei, dass der Tourismus- und Marketingbericht in dieser Form präsentiert werde. "Im Herbst wollen wir ja so richtig in das Thema Tourismus einsteigen und mit dem Tourismuskonzept wird der Jahresbericht sich dann deutlich ändern", sagte beispielsweise CDU-Fraktionssprecher Konrad Hall, und der FDP-Fraktionssprecher Markus Kuttruff betonten, dass er froh sei, dass es der letzte Bericht in dieser Form sei: "Einen roten Faden, die kritische Würdigung des Tourismus oder gar keine Strategie: Das alles kann man aus dem Bericht nicht herauslesen." Aber genau das seien die wichtigen Punkte, die der Gemeinderat für seine Arbeit benötige.

Interner Startschuss: Lina Mell, seit nun mehr drei Monaten die neue Leiterin des Amtes für Kultur, Tourismus und Marketing, stellte den Stadträten in Aussicht, dass die Arbeit am Tourismuskonzept bald auch in ihren Reihen beginnen könnte. "Es ist nicht so, dass nichts passiert ist, seit ich da bin", sagte sie. Die Weichen würden aktuell bereits gestellt, so dass sie in der letzten Sitzung vor der Sommerpause schon mehr sagen könne. So wären schon diverse Broschüren gesammelt und auch ausgewertet worden. "Das Konzept haben wir bewusst noch nicht vergeben", erklärte Mell.

Denn die Agentur, die den Leitfaden dann ausarbeiten soll, müsse mit bedacht gewählt werden. Der Grund: Diese Auswahl sei bereits eine Vorentscheidung, die die Richtung vorgebe, in die das Tourismuskonzept entwickelt werden soll. "Wir müssen erst die Eckpunkte sondieren."

So sollen bereits vor der Vergabe Fragen geklärt werden, was im Bereich Tourismus in Donaueschingen gemacht werden soll und was für die Stadt nicht gewünscht werde. Deshalb soll es im Juli oder August eine amtsinterne Startveranstaltung geben, bei der eine Vertreterin eines Online-Hotelreservierungsdienstes mit von der Partie sei.

Gemeinderatsbeteiligung: Vorarbeit in alle Ehren, doch der Gemeinderat ist aktuell sehr sensibel, wenn es darum geht, dass in der Verwaltung zu viele Vorentscheidungen getroffen werden. Konrad Hall sprach aus, was wohl einigen Stadträten durch den Kopf ging: "Mir stellt sich jetzt die Frage, wann der Gemeinderat involviert wird", so der CDU Fraktionssprecher. Zwei Möglichkeiten sieht er: Entweder müsste der Ausschuss für Stadtmarketing reaktiviert werden oder die Thematik im Hauptausschuss auf den Tisch kommen. Eine konkrete Antwort gab es allerdings nicht wirklich.

Der unbekannte Tourist: Deutlich wurde, dass die Donauquelle nicht die einzige Baustelle im Bereich Tourismus ist. So kann beispielsweise nicht genau gesagt werden, wie das Altersgefüge unter den Gästen ist. Vor allem im Bereich zwischen 36 und 45 Jahren sollen sie sein, danach folge die Gruppen im Alter von 46 bis 55 Jahre und von 56 bis 65 Jahre. Zahlen, die sehr mit Vorsicht zu genießen sind: "Über 75 Prozent der Personen haben keine Angaben zum Alter gemacht", sagte Annika Heinemann, Sachgebietsleiterin Tourismus und Marketing, die den Bericht vortrug.

Fehlende Daten: Der Grünen-Stadtrat Christian Kaiser war erstaunt: "Ich kenne es aus ganz Deutschland, dass eine Meldeschein gefordert ist und diese dann Angaben abfragt, die für das Tourismusmarketing verwendet werden können." Nicht so aber in Donaueschingen: "Wir wissen nicht, wer bei uns zu Gast ist und mit welchen Wünschen und Vorstellungen die Touristen hier her kommen und ob diese dann auch erfüllt werden."

Die Stadträte bräuchten vertiefte Informationen, um zielgerichtet den Tourismus weiterentwickeln zu können.

Kontakt zu Hotels und Gaststätten: Im Tourismusamt scheint man bislang schon froh, wenn die Abgabe der Kurtaxe reibungslos funktioniert. Es könne schon sein, dass die Daten in den Beherbergungsbetrieben in deren eigenen Buchungssystem erfasst werden - bis zur Stadt, die dann Meldescheine erhält, würden sie allerdings oft nicht gelangen. "Es geht nicht nur um die Kurtaxe. Wir müssen mit der Hotellerie sprechen, denn die wissen genau, wer ihre Kunden sind. Wie viele Familien bei ihnen übernachten und ob die Lieblingsfarbe blau, rot oder grün ist", sagte Markus Kuttruff zu diesem Punkt.

Die Schnittstelle zwischen dem Rathaus und der Hotellerie und auch den Gaststätten müsse verbessert werden. Es müsste klar sein, wie dort die Auslastung und die Zufriedenheit und auch welche Probleme und Wünsche vorhanden sind. "Nur so können wir die Hotellerie und die Gaststätten auch unterstützen."