Sie sind durchaus nah am Wasser gebaut – aber zum Weinen haben sie keinen Grund. Ganz im Gegenteil: Die drei FG-Schüler Johannes Deutsch, Christoph Rombach und Joshua Esteves (von links) freuen sich über ihre Erkenntnisse – und den Erfolg. Foto: Bosch Foto: Schwarzwälder-Bote

Wettbewerb: Neue Erkenntnisse zum Donauursprung / Drei FG-Abiturienten haben nachgeforscht

"Brigach und Breg bringen die Donau zuweg": Dass nicht die Donaubachquelle der hydrologische Ursprung des Stromes ist, der sich 2857 Kilometer durch zehn Länder gen Schwarzes Meer mäandert, daran kann heute kein Zweifel mehr bestehen.

Donaueschingen (chn). Aber keinerlei Zweifel besteht auch daran, dass drei Jungforscher vom Fürstenberg-Gymnasium in einem über anderthalb Jahre währenden Arbeitsprozess beachtliche Ergebnisse zuwege gebracht haben, welche die Donauquelle in neuem Licht erscheinen lassen – und das Trio unlängst auf den dritten Platz beim baden-württembergischen Landeswettbewerb von "Jugend forscht" gespült haben.

Und das mit Fug und Recht. Denn bislang war die herrschende Lehrmeinung, dass der Donauquelltopf zwar freilich eine besonders augenfällig präsentierte Erscheinung, aber deren Wasser eben auch eines unter den vielen der Quellen zwischen Donaueschingen und Furtwangen sei: entsprungen in Karst-Gesteinsschichten, mit den gleichen Mineralien wie die anderen Quellen eben auch.

Und – die zweite, lange Jahre verfochtene Annahme: Die Donauquelle speise sich aus drei Zugängen: versickertem Bregwasser, Oberflächenwasser und Wasser aus den mit ihr verbundenen anderen Quellen in der unmittelbaren Nachbarschaft.

Doch wie aus dem Zusammenfluss verschiedener Rinnsale Großes entstehen kann, so bewiesen auch die drei 18-jährigen Abiturienten Johannes Deutsch, Joshua Esteves und Christoph Rombach mit ihren Betreuern Sabine Kranich, Ulrich Wachter und Mario Mosbacher, dass ihre ganz spezielle Symbiose alles andere als ein Schlag ins Wasser war: Die drei FGler haben zahlreiche Quellen in und um Donaueschingen herum auf die bisher dort noch nie untersuchten Ionen Lithium, Silizium, Strontium und Sulfat untersucht – und die Werte noch einmal in einem professionellen Chemielabor ermitteln lassen.

Mit erstaunlichem Ergebnis: Die Donauquelle weist eine ganz besondere Mineralisierung auf: Der Gehalt jener Ionen ist in ihrem Wasser signifikant höher als bei anderen Quellen in und um Donaueschingen. "Das passt nicht zu den bisher angenommenen drei Zuflüssen", konstatieren die Jungforscher. Und: Das Wasser, das aus ihr gen Erdoberfläche strömt, ist deutlich wärmer. Das Fazit: "Die Donauquelle ist einzigartig in ihrer unmittelbaren Umgebung."

Die Konsequenz? "Wir gehen davon aus, dass es einen bisher unbekannten vierten Zufluss zur Donauquelle geben muss, dessen Wasser die zusätzlich vorhandenen Ionen liefert und das aus einer größeren Tiefe kommt." Dafür spreche außerdem die höhere Wassertemperatur und die Zusammensetzung der in der Quelle aufsteigenden und ebenfalls untersuchten Gasblasen mit einem höheren Stickstoffanteil, erklärt Christoph Rombach, der mit seinen beiden Oberstufenkollegen das ambitionierte und sehr zeitaufwendige Projekt im Rahmen der Naturwissenschaft-AG parallel zur Abiturvorbereitung gestemmt hat.

Wie geht das? Ist der Tag der drei jungen Erwachsenen länger als üblich? Oder sind sie gar hochbegabt? Nein, lacht Johannes Deutsch die Frage weg: "Wir sind einfach gute Schüler mit sehr gutem Zeitmanagement." Also doch schon irgendwie besonders, aber nicht einzigartig. Wie auch ihr Untersuchungsgegenstand: Denn die Ergebnisse könnten zwar auf den ersten Blick zum Schluss verleiten, dass die Donauquelle und ihr liquides Produkt ein Unikum seien – das stimmt jedoch nicht: Denn ihr Wasser gleicht in seiner Zusammensetzung dem im Handel erhältlichen und gleichfals untersuchten Nass aus der Bad Dürrheimer Mineralquelle, und auch die Quelle beim Kneipbad Aufen weist eine ähnliche Ionen-Zusammensetzung auf.

Ein Trio mit Gemeinsamkeiten sind indes nicht nur diese Grundwasser-Austritte, sondern auch die Troika der Nachwuchsforscher. Alle waren schon als Kinder von Naturphänomenen beeindruckt, alle drei präsentieren sich rational, freundlich und abgeklärt im Gespräch. Waren sie nervös vor ihrer Präsentation und dem Kolloquium beim "Jugend-forscht"-Landesfinale in Stuttgart? "Nein".

Erhöhten Pulsschlag bekamen lediglich die dortigen Experten: Die Ergebnisse interessierten sie so sehr, dass aus einem 20-Minuten-Prüfungsgespräch eine ganze Stunde lebhaft sprudelnde Fachsimpelei wurde.

Und nun? "Jetzt stehen erst mal die Abiturprüfungen an", sagt Johannes Deutsch. Aber echter Forschergeist ist nicht so einfach kleinzukriegen: "Wir haben bereits Vermutungen, aus welcher Gesteinsschicht das Wasser des weiteren Zuflusses stammen könnte, und beschäftigen uns weiter damit." Weitere Überraschungen vonseiten des Trios sind also nicht ausgeschlossen.

Die drei Abiturienten traten beim Landesfinale in der Kategorie "Geo- und Raumwissenschaften" an. Für den dort belegten dritten Rang erhielten sie 150 Euro Prämie. Der dritte Platz war eigentlich auch ein zweiter: Denn anstelle von Vize-Siegern hatte die Jury gleich zwei erste Plätze vergeben.