Gedenkstunde zu 70 Jahren Frieden in der Stadtkirche St. Johann

Von Horst Fischer

Donaueschingen. Es war am Montagabend in der Stadtkirche St. Johann eine sehr eindrückliche Gedenkstunde zu 70 Jahren Frieden, der gerade durch die bewegende Rückschau auf die dunkle Zeit der Verfolgung, des Leidens und des Widerstands im Nationalsozialismus unterstrichen wurde, wie es Stadtpfarrer Erich Loks in seiner Begrüßung namens der Seelsorgeeinheit hervorhob.

Wirken des Ehepaars Zahlten-Hall gewürdigt

Elmar Enssle, Vertreter der Gesellschaft der Musikfreunde und Initiator dieser musikalisch-literarischen Soirée "Verfolgung und geistiger Widerstand", würdigte eingangs das Wirken Richard Zahltens, der als ehemaliger Priester zehn Jahre lang Lehrer für Geschichte und Religion am Fürstenberg-Gymnasium war und der von seiner Ehefrau Maria Zahlten-Hall, der langjährigen Leiterin des Kirchenchors St. Johann, unterstützt wurde. Von ihr stammten auch zwei Bilder, mit denen sie die Bücher ihres Mannes künstlerisch gestaltete, die im Altarraum aufgestellt waren.

Hans Keusen als Vertreter des Baarvereins, wies in seinem Grußwort vor allem auf die Haltung des ehemaligen Stadtpfarrers Heinrich Feurstein hin. Dessen Widerstand gegen die unmenschliche Euthanasiepolitik im 3. Reich führte zu seinem leidvollen Tod im KZ Dachau 1942.

Für Richard Zahlten war die Biographie über Heinrich Feurstein der Ausgangs- und Mittelpunkt seines schriftstellerischen Schaffens. Er beschäftigte sich intensiv mit dem Wirken widerständiger Priester im Landkapitel Donaueschingen – neben Heinrich Feurstein Dekan Julius Meister (Bräunlingen), Pfarrer Adolf Bernhard (Hondingen) und Hermann Hahn (Riedböhringen). Sie waren für Richard Zahlten die "Unbeherrschbaren" – aus dem zweiten Buch mit diesem Titel wurde gelesen –, denn sie waren Beispiele des individuellen Widerstands, angesichts der äußerst zurückhaltenden Haltung der Kirche und Kirchenführer zum Nationalsozialismus und zu Hitler. In einer weiteren Lesung aus dem Buch "Die Ermordeten" - zur Gedenktafel der Erzdiözese Freiburg, Maria Lindenberg – stand das Schicksal des Jesuitenpaters Alfred Delp, für Zahlten eine prägende geistige Begegnung, im Mittelpunkt. Im letzten, sehr bewegenden Buch, aus dem gelesen wurde, "Meine Schwester starb in Auschwitz", wurde das besonders enge Verhältnis von Maria und Richard Zahlten zum Judentum hörbar.

Das Buch über die jüdische Kinderärztin Johanna Geismar, in der Zeit der Verfolgung in Saig wohnend, nach Gurs verfrachtet und freiwillig den Gang nach Auschwitz antretend, wo sie ermordet wurde, ist ein Buch gegen des Vergessen und für das Erinnern an die "Schwester", denn für die Zahltens war das Judentum wie für den Papst Johannes XXIII. die "Schwesterreligion".

Musikalische Gestaltung beeindruckt Zuhörer

Die Lesung aus Richard Zahltens Autobiographie "Der priesterliche Mensch" zeigt auf, dass er bis an sein Lebensende in seiner Haltung und in seinem Wirken Priester geblieben war. Besonders eindrucksvoll war die musikalische Gestaltung dieser Soirée. Die Familie Zahlten mit Johannes, Anne, Christian, Tobias (mit Kelsey Plog) Zahlten sowie Miriam Zahlten (Orgel) mit Tochter Rachel reflektierte in den Werken für Streicher und Orgel den geistigen Gehalt der Werke ihres Vaters und Großvaters.

Besonders bewegend war der Gesang von Kelsey Plog, als man lebhaft die warme und wohlklingende Mezzosopranstimme Maria Zahltens zu hören glaubte. Der Klang der großen Glocke entließ eine beeindruckte und auch dankbare Zuhörerschaft in den weiteren Abend.