Aufmerksame Zuhörer: Während der neue FVD-Trainer Bernhard Stern (rechts) seine Fußball-Philosophie erklärt, hört die neue Mannschaft zu. Nach langer Talfahrt will sich der Verein in der Bezirksliga etablieren und konsolidieren. Foto: Zschäbitz Foto: Schwarzwälder-Bote

Neuer Trainer des FV steht vor Herausforderungen / Spieler aus mehreren Nationen müssen ein Team werden

Donaueschingen (dz). In äußerst stürmischen Gewässern bewegte sich zuletzt der FV Donaueschingen. Mehr als einmal drohte der Verein zu kentern oder ganz unterzugehen. Mit dem neuen Vorsitzenden Joachim Hall wurde vor einigen Wochen die wichtigste Position nach fünf Jahren Vakuum besetzt. Auch sportlich zeichnet sich ein leichter Silberstreif am Horizont ab. Mit Bernhard Stern wurde ein erfahrener Trainer gewonnen, der in den vergangenen sechs Wochen die eiligst aus dem Boden gestampfte neue Mannschaft auf die kommende Bezirksliga-Saison vorbereitete. Mit 23 Spielern hat er ein Gerüst, das noch vor wenigen Wochen undenkbar schien.

Viel Leidensfähigkeit wurde von den Anhängern des FV in vergangenen Jahren gefordert. Einst waren es die glanzvollen Stunden, die Tausende Zuschauer ins Anton-Mall-Stadion lockten, als hier Bayern München, Borussia Dortmund und andere Topvereine der Bundesliga gastierten. Doch mit dem Vakuum in der Führungsspitze begann der sportliche Abstieg, der einst mit dem freiwilligen Rückzug aus der Verbandsliga begann und im Frühjahr mit dem Abstieg aus der Landesliga seinen "Höhepunkt" fand.

Über vier Jahrzehnte spielte der FV ohne Unterbrechung auf Landesebene, schaffte den Sprung in die Oberliga und gewann sogar einmal den südbadischen Pokal. Beim anschließenden Gastspiel des 1. FC Köln erlangte der FV sogar bundesweite Aufmerksamkeit.

Vorbei. Die aktuellen Gegner des FV heißen Fützen/Epfenhofen, Pfaffenweiler oder Hölzlebruck. Immerhin ist es gelungen, den Verein nicht ganz von der Landkarte verschwinden zu lassen. Mit der neuen Führung wurde ein Anfang gemacht, ob sportlich jetzt ebenfalls wieder mehr gejubelt werden darf, werden die kommenden Wochen zeigen. "Die Vorbereitung war durchwachsen. Wir haben richtig gute Spiele wie beim Sieg gegen Rottweil gezeigt, aber auch ganz schwache. Uns ist klar, dass es zunächst einmal nur um den Klassenerhalt in der Bezirksliga geht", sagte der neue Trainer am Rand einer Übungseinheit und ergänzt: "Nach meinen bisherigen Eindrücken sollte dieser Klassenerhalt machbar sein."

Eine nicht einmal abwertend zu verstehende "Multi-Kulti-Truppe" hat Stern in den vergangenen Tagen aufgebaut. "Die Anweisungen erfolgen in Deutsch, Englisch oder Französisch", verdeutlicht Stern, der Spieler aus mehreren Nationen zu einem Team zusammenfügen muss. Der Findungsprozess läuft weiterhin auf Hochtouren und wird sich kaum vor dem ersten Punktspiel, am 28. August in Dauchingen, abschließen lassen. Stern ist dennoch zuversichtlich, eine gute Saison zu spielen. "Die Qualität für die Liga ist da, auch wenn es individuell zwischen den Spielern große Leistungsunterschiede gibt." Immerhin stimme die Disziplin auf dem Platz, was in der Vergangenheit auch nicht immer der Fall war.

Sportlich verfolgt der neue Übungsleiter mehrere Ziele. Neben dem Klassenerhalt gelte es, das Image des Vereins aufzupolieren, um wieder für auswärtige Spieler interessant zu werden. Auch der Aufbau einer zweiten Mannschaft für die übernächste Saison ist wieder ein Thema. Für die zuletzt eingeschlafene Jugendarbeit werden indes die Funktionäre sich einbringen müssen, damit das Schiff FV Donaueschingen aus den stürmischen wieder in ruhigere Gewässer gelangt.

Seine erfolgreichsten Zeiten erlebte der FV Donaueschingen Mitte der neunziger Jahre mit dem Aufstieg in die Oberliga Baden-Württemberg (1994) und dem Gewinn des südbadischen Pokals (1996). Nach über 40 Jahren auf Verbandsebene spielt der FV in der neuen Saison erstmals wieder auf Bezirksebene. Der Verein wurde 1920 als FC Donaueschingen gegründet.