Der Gemeinderat traut seinen Ohren nicht: Katrin Heiser von der Deutschen Bahn meint, ein neuer Anstrich der Bahnhofsfassade sei nicht angedacht. Foto: Falke

Deutsche Bahn sieht außen keine Anpassungen vor. Gemeinderat und Stadt fordern Nachdenken ein.

Donaueschingen - Da fiel den Stadträten und der Stadtverwaltung beim Ortstermin am Bahnhof am Dienstagnachmittag aber ordentlich die Kinnlade hinunter. Die Bahn nimmt zwar viele Millionen zur Sanierung des Bahnhofs in die Hand, aber ein Außenanstrich sei nicht angedacht.

Ein moderner Backshop und eine Shop-in-Shop-Lösung mit Bahnhofsbuchhandlung und Bahnschalter sollen im Inneren des Bahnhofs einen zeitgemäßen Eindruck vermitteln. Katrin Heiser von der Deutschen Bahn sagte es eingangs noch ganz deutlich: "Ein Bahnhof ohne das Angebot von Snacks oder Backwaren ist heute wirklich nicht mehr zeitgemäß." Doch schon wenige Sätze später dann die Anmerkung, dass bei der Außenfassade keine Anpassung nötig sei. Das Gebäude stünde doch noch ganz gut da, ließ sie zwischen den Zeilen gegenüber dem Schwarzwälder Boten verlauten.

Die Gemeinderäte, die den Ortstermin im Vorfeld zur gestrigen Gemeinderatssitzung wahrnehmen konnten, bekamen große Augen. Bürgermeister Bernhard Kaiser konnte kaum an sich halten und konterte direkt, dass dies ja wohl nicht im Ernst gemeint sein könne. "Es ist bis jetzt nicht angedacht", antwortete die Bahn-Mitarbeiterin, und der Donaueschinger Bürgermeister forderte zugleich: "Dann denken sie es an!" Auch der Oberbürgermeister Erik Pauly wies Heiser ausdrücklich darauf hin, dass dies nicht akzeptabel sei und nahm im anschließenden Beschluss im Gemeinderat eine weitere Ziffer auf, die die Forderung des Gemeinderats nach einem neuen Anstrich klar und deutlich formulierte.

In der Sitzung galt es dann aber auch noch, die ein oder andere Nuss zu knacken. Gut aufgepasst hatten einige Gemeinderäte bei den Finanzierungsfragen. Warum zusätzlich zu dem ohnehin 22-prozentigen Anteil der Stadt an Planungskosten obendrauf nochmals Fachplanungskosten in Höhe von über 600 000 Euro in der Kostenberechnung der Entwurfsplanung berücksichtigt wurden, erschien manchem fragwürdig. Volker Memmler und Thilo Weickert, ebenfalls Vertreter der Bahn, kamen zusehends in der Argumentation ins Straucheln. Nach der schnellen Analyse fanden sie eine Erklärung. Nämlich das lediglich die Begrifflichkeit nicht korrekt aufgeführt sei. Die genannten Fachplanungen seien eigentlich den Baukosten zuzuordnen – die Summe aber dennoch korrekt. Langsam aber sicher stellten sich Gemeinderäte die Frage, ob der Entwurf, den es zu beschließen galt, überhaupt so beschlossen werden könne. OB Pauly behielt aber die Ruhe und stellte ausdrücklich klar, auch durch eine schriftliche Anpassung im Beschluss, dass der Bahn lediglich ein Formulierungsfehler unterlaufen sei.

Die Bahnhofsunterführung und die Fahrräder blieben weiter in der Diskussion. Michael Blaurock von den Grünen war sauer, dass die Unterführung wegen des eindringenden Wassers langsam zur Tropfsteinhöhle mutiere und nun schon zum zweiten Mal Umbauarbeiten am Bahnhof nicht genutzt würden, um zu handeln. In Sachen Fahrräder machten sich die Räte auch deshalb viele Gedanken, da Donaueschingen aufgrund des Donauradweges Magnet für Fahrrad-Touristen sei. Die neuartige Fahrradrinne sei interessant, aber ein Beispiel wäre hilfreich gewesen. Besonders der Aufzug auf den Bahngleisen zwei und drei geriet dann in die Diskussion, da dieser aufgrund des engen Bahnsteigs nicht breiter werden könne und so fraglich sei, ob dort dann zwei Räder hineinpassen würden. Von dramatischen Szenen berichtete Elisabeth Blaurock. Doch die Situation bleibt aussichtslos, denn laut Bahn sind die Möglichkeiten für einen anderen Fahrstuhl hier nicht gegeben.

Generell mahnten die Fraktionen an, Kosten- und Zeitrahmen nicht aus dem Auge zu verlieren. Denn die Maßnahme verteure sich nun schon nach der Entwurfsphase um mehr als 230 000 Euro. Memmler von der Bahn meinte in Bezug auf das Thema Zeitplan, dass es nicht immer absehbar sei, wie sich ein Projekt entwickle. Nach vielen geistesgegenwärtigen Fragen stimmte der Rat mit einer Mehrheit und sechs Enthaltungen dem Beschluss zu.