Unterschriften, die auch die Landschaftsoptik der Baar nachhaltig verändern werden. Auf der Länge zwischen Fürstenberg und Kirchen-Hausen werden bis zu acht neue Windkraftanlagen ab 2017 gebaut (von links): Hüfingens Bürgermeister Anton Knapp, Solarcomplex-Vorstand Bene Müller, OB Erik Pauly und Hauptamtsleiter Tobias Butsch, der die Pachtverträge für die Städte ausgearbeitet hat. Diese garantieren den Kommunen einen fixen Betrag und eine Beteiligung an den Erträgen. Foto: Vollmer

Investition in die Zukunft: Solarcomplex will sechs bis acht Anlagen bauen. Baustart ist für das Jahr 2017 geplant.

Donaueschingen/Hüfingen - Windkraft ist eine der Energien der Zukunft. Während im Norden und in der Nordsee schon fleißig Strom mit den rotierenden Windmaschinen produziert wird und die Politik über den Stromtransport in den Süden streitet, herrscht im windschwachen Baden-Württemberg weitgehend Flaute in diesem Sektor.

Auf der Baar wird sich dies nach der Vertragsunterzeichnung am Donnerstag zwischen der investierenden Solarcomplex AG, Singen, sowie OB Erik Pauly für Donaueschingen und Bürgermeister Anton Knapp für Hüfingen ab 2017 ändern. Ziel sind maximal acht Schwachwindanlagen mit einer Höhe von 200 Meter auf der Länge.

Windkraft auf der Baar: Pionierarbeit wurde 1990 in Hausen vor Wald geleistet, als eine Bürgergesellschaft die Anlage auf dem Auenberg in Betrieb setzte. Später wurde die 126 Meter hohe Anlage auf der Länge neben dem Fernsehturm errichtet. Diese ist mit 30 Meter langen Rotorblättern nicht ideal für die eher windschwache Region ausgelegt und hat, trotz Aufrüstung mit optimierten Rotorblättern, bis heute mit technischen Problemen zu kämpfen.

Energiewende: Mit dem besiegelten Ausstieg aus der Kernenergie wird auch in Baden-Württemberg von Rot-Grün verstärkt auf Windkraft gesetzt. Die Kommunen mussten potenzielle Standorte suchen und Flächennutzungspläne erstellen. Donaueschingen reichte diesen als erste Kommune im Regierungsbezirk Freiburg 2013 ein. Dennoch ging nach der ersten Ausschreibung Zeit verloren, weil der Investor aus dem Norden kurz vor der Vertragsunterzeichnung abgesprungen war. Eine zweite Ausschreibung führte nun zum Erfolg. Als "erfreulichen Anlass" bezeichnete Erik Pauly die gestrige Vertragsunterzeichnung und Anton Knapp meinte, dass man unter zwei Bewerbern mit einem Partner aus der Region das beste Ergebnis für die beiden Städte erzielt habe. Solarcomplex-Vorstand Bene Müller sprach von einem "Tag der Freude" und einem "tollen Projekt" für sein Unternehmen sowie einem für baden-württembergische Verhältnisse wirtschaftlich großen Projekt im Windsektor.

Solarcomplex ist seit 15 Jahren auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien unterwegs, unter anderem als Partner von Bioenergiedörfern wie in Mauenheim. Bonndorf wird unter Solarcomplex-Regie als erste Kleinstadt ein Nahwärmenetz erhalten. Die Anlagen auf der Baar werden Auftakt für ein verstärktes Engagement bei der Nutzung von Windenergie. Bislang betreibt das Unternehmen eine Anlage bei St. Georgen. An der Aktiengesellschaft kann sich jeder beteiligen und mit seinen Einlagen umweltfreundliche Energieprojekte finanzieren. Zu den Aktionären zählen neben Privatpersonen Stadtwerke, Stiftungen. Banken, Firmen und Verbände.

Zeitplan: 2015 wird der Bauantrag beim Landratsamt gestellt. Parallel laufen über Lasermessungen vom Boden aus weitere Windmessungen, um die optimalen Standorte auf der Länge auszuloten. Bene Müller rechnet mit 18 bis 24 Monaten, bis die erste Anlage läuft.

Lage: Vier Anlagen entstehen auf Donaueschinger, die weiteren sind auf Hüfinger Gemarkung auf den beiden Höhenzügen im Wald der Länge geplant. Dazwischen liegt das Pfaffental. Die Windgeschwindigkeit liegt zwischen fünf und sechs Meter in der Sekunde - "ein akzeptabler Wert für Baden-Württemberg", meint Bene Müller.

Anlagen: Die Windkrafträder sind so genannte Schwachwindanlagen und werden zu 30 Prozent über Eigenkapital und zu zwei Drittel über Bankdarlehen finanziert. Kennzeichen sind eine Nabenhöhe von 140 Meter, die Rotorblätter sind mit 60 Meter doppelt so lang wie bei der bestehenden Anlage und können so auch in windschwachen Regionen gut arbeiten. Pro Windrad hoffen die Betreiber pro Jahr zwischen fünf und sieben Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen zu können – Strom für 5000 bis 7000 Menschen. Politisch sind dem Betreiber acht Cent pro eingespeiste Kilowattstunde auf 20 Jahre garantiert.

Umweltschutz: Für die Erstellung der Standorte wurden auch die große Milan-Populationen und deren Bewegungsradien von einem Ornithologen genau beobachtet. Umweltberater Gerhard Bronner stuft die gewählten Standorte als unbedenklich ein.