Jürgen Grässlin, Deutschlands bekanntester Rüstungsgegner, stellte im "Grünen Baum" sein neues Buch vor. Foto: Rademacher Foto: Schwarzwälder-Bote

Jürgen Grässlin liest aus seinem jüngsten Buch  /  Durch persönliches Engagement Zeichen setzen

Donaueschingen (ra). Jürgen Grässlin, Lehrer, Autor und Deutschlands bekanntester Rüstungsgegner, las im "Grünen Baum" Passagen aus seinem neuesten Werk "Schwarzbuch Waffenhandel. Wie Deutschland am Krieg verdient" vor.

Dieses alte Thema ist in den vergangenen Wochen aktueller denn je geworden. Vor 30 Jahren, als sich Grässlin mit einem Spiegel-Mitarbeiter beim Waffenhersteller "Heckler & Koch" traf, hatte er beschlossen, den Kampf gegen die Waffenlobby zu seiner Lebensaufgabe zu machen. Inzwischen hat der Lehrer im Volldeputat diverse Prozesse gewonnen, einige Enthüllungsbücher geschrieben und ist in verschiedenen Organisationen tätig, die er teilweise selbst mit ins Leben gerufen hat. Zu Beginn habe er sich drei Ziele gesetzt: Das Verbot von Landminen, Streumunition und die Einschränkung von Kleinwaffen. Mittlerweise gebe es zu allen drei Themen Gesetze oder Gesetzesentwürfe. Inzwischen sei ein vierter Punkt dazugekommen: Drohnen sorgen für eine Anonymisierung des Krieges. Grässlin fordert ein Verbot dieser Waffensysteme. Der Rüstungsgegner sprach mit Menschen, deren Angehörige durch deutsche Waffen zu Tode gekommen waren oder verwundet wurden und ihr Leben lang an den Folgen leiden. Er zeigte den Anwesenden schockierende Fotos von Verwundeten.

Hart ins Gericht ging Jürgen Grässlin mit verschiedenen deutschen Kanzlern und Außenministern. So hätten Schröder und Fischer bei Auslandsaufenthalten regelmäßig solche Geschäfte eingefädelt. Merkel und Steinmeier hätten im Jahr 2008 sogar eine ganze Waffenfabrik nach Saudi-Arabien verkauft, obwohl dort Christen verfolgt würden.

Was die Rüstungsindustrie angeht, werde die Öffentlichkeit falsch informiert. Sie sei keine Schlüsselindustrie. Aufgrund der hocheffizienten Fertigungsmethoden seien weniger als 100 000 Arbeitsplätze betroffen. Den Satz "Wenn wir nicht liefern, liefern die anderen", widerlegte Grässlin mit der Tatsache, dass die Niederländer Panzerlieferungen abgelehnt haben, die nun die Deutschen übernommen hätten.

In der abschließenden ausgiebigen Diskussion war eine zentrale Frage, was der Einzelne dagegen tun könne. Jürgen Grässlin riet, Fluchtwege zu schaffen, Flüchtlinge aufzunehmen und Not zu lindern. Auch sollten alle Unternehmen boykottiert werden, die sich in der Rüstungsindustrie engagieren.

Eine weitere Möglichkeit sei, die Aktie eines Unternehmens zu kaufen, was zu einer Teilnahme und einem Rederecht bei der Aktionärsversammlung berechtige.