Die Gemeinschaftsproduktion zweier Künstler wird durch das Schaffen eines Dritten vollendet. Foto: Museum Biedermann Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzept des Künstlerbundes Baden-Württemberg trägt Früchte / Die Gemeinsamkeit zählt

Donaueschingen. Jeder will einzigartig sein. Vor allem Künstler möchten und sollten ihre unverkennbare Handschrift herausarbeiten. Doch der Künstlerbund Baden-Württemberg hat ein ungewöhnliches Ausstellungskonzept ausprobiert, das jetzt auch im Museum Biedermann zu sehen ist: nicht das einzelne Mitglied steht im Vordergrund, sondern kleine Gruppen von Künstlern erarbeiten gemeinsam eine Position.

Im bereits zu Ende gegangenen ersten Teil der Ausstellung "Dialog-Trialog" hat je ein Künstlerbundmitglied einen Gast eingeladen und mit ihm zusammen eine künstlerische Position gezeigt. Jetzt im zweiten Teil der Ausstellung ist aus dem Dialog ein Trialog geworden. Die insgesamt 21 Künstlerpaare haben jeweils einen weiteren Ausstellungsgast hinzugebeten, während das Künstlerbundmitglied zurückgetreten ist und stattdessen nun als Kurator wirkte.

Wie sieht das konkret aus? Was verbirgt sich beispielsweise hinter den schwarzen Türen? Philipp Morlock, einer der ersten Künstlergäste im Teil eins der Ausstellung, hat Türen schwarz lackiert und daraus eine rechtwinklige, zweigeschossige Türenwand gebaut. Massiv, groß und ein wenig abweisend versperrt sie dem Betrachter die Sicht auf das, was sich dahinter befindet. Durch diese Türen kommt man nicht hindurch. Ästhetisch aber zugleich ziemlich bedrohlich glänzt der schwarze Monolith im Raum. Im ersten Teil der Ausstellung hat Friedemann Flöther – Künstlerbundmitglied und somit Gastgeber dieses Künstlerpaares – eine Rakete dahinter positioniert, die man jedoch nur gesehen hat, wenn man das Rechteck umrundet hatte. Auch Flöther arbeitet mit Kontrasten: seine Rakete ist mit einer zartrosafarbenen Mustertapete beklebt, die im Widerspruch zu der Form des Flugkörpers steht, mit dem die Menschen auf dem Mond gelandet sind, ihre Träume verwirklichen und hoch hinaus wollten.

Zum im Museum Biedermann zu sehenden Trialog haben die beiden Künstler Klaus Fabricius eingeladen, dem das Konzept auf Anhieb gefiel: "Das ist enorm spannend, ich wollte auf die Türenwinkel reagieren und nach Ortsbesichtigung und Bedenkzeit habe ich elektrisiert mitgemacht. Ich habe den Beiden gesagt, dass ich mir etwas einfallen, aber nicht gerne reinreden lasse. Für die Beiden war es volles Risiko", erinnert sich Fabricius. Flöther hat also seine Tapetenrakete abgebaut und den Platz an seinen Kollegen abgetreten. "Ich bin mit meiner Holzkonstruktion und Baustellenplane ebenfalls die vier Meter hoch gegangen, die Morlocks Kunstinstallation vorgab, um damit Gemeinschaft zu signalisieren. Mit den Schraubzwingen kralle ich mich an seiner Kunst fest", erklärt Fabricius.

Während der Dialog die Welt der Kontraste thematisierte, wird beim Trialog aus den Teilen ein wundersames Ganzes, das seine Geheimnisse bewahrt. Und wer einen Blick hinter die schwarzen Türen wagt, wird mit vielen Geschichten belohnt.