Gundolf Köhler galt für die Behörden 35 Jahre lang als Alleintäter. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Gestern im TV: Dokumentation über Oktoberfestanschlag / Polizei verfolgt 200 Spuren

Donaueschingen (gvo) Das Oktoberfest-Attentat, das der Donaueschinger Gundolf Köhler 1980 mit der Zündung einer Bombe ausgelöst haben soll, wird unvergessen bleiben. 12 Menschen wurden mit dem vermeintlichen Attentäter in den Tod gerissen, über 200 wurden verletzt und leiden teilweise heute noch an den Folgen. Bis heute ist jenes Geschehen das schwerste Attentat in der Geschichte der Bundesrepublik.

Schnell war damals der 21-Jährige Donaueschinger wegen seiner Verbindungen zur rechten Szene, der Wehrsportgruppe Hoffmann, vom Staatsschutz als Alleintäter identifiziert worden. Möglicherweise auch unter dem Druck der bevorstehenden Bundestagswahl, bei der der bayerische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß den damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt herausgefordert hatte und ein schneller Ermittlungserfolg mehr gefragt war, als die Aussagen vieler Zeugen.

Letztere standen im Blickfeld des Spielfilms "Der blinde Fleck" (2013) von Regisseur Daniel Harrich, der sich wiederum auf die jahrelange Recherche des Journalisten Ulrich Chaussy stützte. Der Film wies auf zahlreiche Ungereimtheiten hin. Und weil sich daraufhin die Zeugen von damals nochmals meldeten und die Filmthesen mit ihren Aussagen stützten, nahm die Bundesstaatsanwaltschaft Ende 2014 die Ermittlungen wieder auf.

Gestern Abend lief im Bayerischen Fernsehen die Dokumentation von Harrich und Chaussy "Attentäter - Einzeltäter?" mit Zeugenaussagen, die Rückschlüsse ziehen lassen, dass Köhler nicht alleiniger Täter war. Zwei abgerissene Hände hatte man einst gefunden. Eine ordnete man Köhler zu, eine zweite, fast unversehrte Hand fand ein Polizist rund 25 Meter entfernt. Bis heute konnte sie keinem der Verletzten oder Toten zugeordnet werden. Ein klarer Hinweis auf einen verschwundenen Mittäter, den man aber aus besagten Gründen nicht haben wollte?

Für Chaussy ein klarer Fall, zumal die zweite Hand als Beweismittel plötzlich verschwunden war und die Aussage des Polizisten über den Handfund angezweifelt wurde. Ebenso verschwanden weitere Zeugenaussagen aus den Protokollen.

Die Dokumentation gewährte auch Einblicke in die Arbeit der eingerichteten Sonderkommission, die aktuell 200 Spuren verfolgt.

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