Die alte Kapelle St. Johannes des Täufers am Weißen Sonntag 1957: Bei der Brandkatastrophe 1704 war ihre Vorgängerin ein Raub der Flammen geworden. Jahrelang mussten in der Brandruine die Gottesdienste gefeiert werden. Foto: Fehrenbacher Foto: Schwarzwälder-Bote

Brandstiftung: Soldateska wütet nach Niederlage im Dorf

Die hässliche Fratze des Krieges, Bilder von verwüsteten Dörfern und ausgebrannten Hausruinen, sehen wir fast täglich in den Medien – und sind ihrer längst überdrüssig.

Donaueschingen-Pfohren. Vor 300 Jahren war für die Pfohrener eine solche Situation ihr Alltag. Sie mussten sich damit arrangieren und in kleinen Schritten versuchen, in ihrem Dorf wieder Normalität einkehren zu lassen.

Was war passiert? Am 24. August 1704 wurden 23 Häuser samt Scheunen und Stallungen sowie die Kirche, das Pfarrhaus und das Kaplanhaus – etwa ein Drittel aller Häuser in Pfohren – eingeäschert. Angezündet von französischen Soldaten.

Man braucht nicht viel Fantasie, um auf den Grund für die Brandstiftung zu kommen: Die französischen Soldaten wollten verpflegt werden, aber die Pfohrener hatten selbst nichts mehr zu essen. Dies dürfte zum Befehl für das Anzünden der Häuser geführt haben, weil die französischen Offiziere den entsprechenden Beteuerungen der Ortsbewohner keinen Glauben schenkten.

Überliefert ist die wohl größte Katastrophe der Dorfgeschichte durch einen entsprechenden Eintrag des damaligen Vikars Johann Caspar Hipp im so genannten Hausbuch der Pfarrei. Darin wird auch berichtet, dass die Kirche erst Jahre später wieder aufgebaut werden konnte und die Pfarrgemeinde einige Jahre lang die Gottesdienste in den Umfassungsmauern der abgebrannten Kirche feiern musste.

Spuren der Katastrophe sind heute noch sichtbar

Die zerstörten Häuser waren über zehn Jahre nach dem Brand zu einem großen Teil noch nicht wieder aufgebaut. Dies kann der Erhebung der fürstenbergischen Regierung der Landgrafschaft Baar zu den "Unterthanen Haab und Güther zu Pfohren" von 1715 (Conscriptions-Tabellen) entnommen werden.

Wie in der Pfohrener Ortschronik nachzulesen ist, gibt die genannte Erhebung auch Auskunft darüber, dass am 24. August 1704 die Häuser folgender Einwohner durch das Feuer vernichtet worden waren: Joseph Andres, Mathias Eisele, Othmar Engesser (mittel), Jacob Engesser (jung), Jacob Engesser (Vogt), Michael Engesser, Georg Föhrenbach, Mathias Frey, Georg Grieshaber, Michael Hagenbach, Martin Hall, Josef Heitzelmann (Hufschmied), Josef Hirt, Hans Höfler, Hans Kuttler, Anton Minzer (Bäcker), Andreas Scherer (Schneider), Johann Stammler, Hans Weber, Christian Wehinger, Hans Weißhaar, Wirt (zwei Häuser), und Michael Weyler (Bader).

Die Spuren der Katastrophe vom 24. August 1704 sind heute noch sichtbar. Beim Wiederaufbau musste nämlich überall gespart werden. Eine Möglichkeit dazu gab es, wenn man zwei Häuser zusammenbaute. Hier wurde ein Hausgiebel gespart.

Überall, wo im historischen Ortskern jeweils zwei Häuser aneinander gebaut sind, kann davon ausgegangen werden, dass die jeweiligen Häuser 1704 abgebrannt und wieder aufgebaut worden waren.

Der Spanischer Erbfolgekrieg – das waren mehrere Kriege – dauerte von 1701 bis 1714. Der Kriegsgrund war Uneinigkeit darüber, wer dem kinderlos gestorbenen letzten spanischen König aus dem Haus Habsburg, Karl II., auf dem Thron folgen sollte. Die Verwandtschaft, Habsburg, Frankreich und Bayern, machten in dieser Hinsicht Ansprüche geltend. Als Ludwig XIV. von Frankreich schließlich seinen Neffen Philipp von Anjou auf den spanischen Thron setzte, kam es zum Krieg. In besonderer Weise war die Baar von der Schlacht bei Höchstädt und Blindheim in Bayern betroffen. Bei dieser wurden die miteinander verbündeten französischen und bayerischen Truppen von kaiserlichen und englischen Soldaten geschlagen, die von Prinz Eugen von Savoyen und dem englischen Herzog Marlborough befehligt wurden.

Nicht nur Pfohren, sondern auch die Umgebung war von den Begleiterscheinungen dieser Schlacht stark betroffen. So belagerte der französische Marschall Tallard vom 16. bis 21. Juli 1704 auf dem Weg zum Kriegsschauplatz in Bayern vergeblich die Stadt Villingen. Und in Tuttlingen lagerten nach der Schlacht um den 20. August 1704 herum vermutlich die französischen Soldaten, die ein paar Tage später Pfohren anzündeten.

Aus Tuttlinger Quellen ist bekannt, dass es damals heiß war und deshalb ein großer Wassermangel herrschte. Dies wiederum führte dazu, dass über 300 Militärpferde verendeten, deren herumliegenden Kadaver die Luft verpesteten.

Zum Jubiläum gibt es am morgigen Samstag in der Festhalle ein Festbankett. Bereits um 18 Uhr führt der Kirchenchor mit Projektsängern unter der Leitung von Bettina Feucht die Missa Brevis (Spatzenmesse) von Wolfgang Amadeus Mozart in der Kirche auf. Als Solisten sind Beate Maier-Mußgnung, Monika Wartmann-Bührer, Raoul Bumiller und Manfred Draxler engagiert worden. Gegen 19.30 Uhr gibt es einen Empfang vor der Festhalle. Um 20 Uhr wird die Feuerwehrkapelle den Festakt in der Halle eröffnen. Auch der Männergesangverein Harmonie wird gesanglich unterhalten. Dazwischen liegen Ansprachen von Ortsvorsteher Gerhard Feucht, OB Erik Pauly sowie Grußworte von Justizminister Guido Wolf, Thorsten Frei und Barbara Kollmeier als Vertreterin des Kreises.

Den Festvortrag hält Peter Erhardt, Leiter des Stiftarchives St. Gallen: "Aachen, 4. Juni 817: Das Kloster St. Gallen und der Raum Pfohren im frühen Mittelalter." Es folgt die Buchvorstellung "Familienband – Menschen, Häuser, Hausnamen in Pfohren" durch Ernst Zimmermann. Bereits über 400 Vorbestellungen liegen hierfür vor. Abschließend gibt es die Filmpremiere "Pfohrener Zeitreise" mit nachgestellten historischen Szenen von Regisseur Ralf Schneckenburger. Die Bilder wird Gerhard Feucht kommentieren.

Vom 30. Juni bis 2. Juli wird das Jubiläum mit einem Mittelalterfest gefeiert. Rund um die Entenburg gibt es eine Zeitreise in vergangene Jahrhunderte: Handwerker, Händler und Schausteller werden ihre Zelte aufschlagen.