Beim gemeinsamen Kosten afghanischer Küchenspezialitäten lernen sich Flüchtlinge und Einheimische kennen – Verständnis füreinander kann eben auch durch den Magen gehen Foto: Winkelmann-Klingsporn Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeindehaus: Voller Saal bei Begegnung mit Flüchtlingen / Bedrückende Schilderungen aus dem Krieg

Der Saal platzte aus den Nähten und musste schnell erweitert werden: 150 Besucher kamen ins evangelische Gemeindehaus am Irmapark, um die Veranstaltung "Let’s talk about Afghanistan" zu erleben.

Donaueschingen. In dieser Veranstaltung erzählten Flüchtlinge authentisch von der Situation in ihrem Heimatland Afghanistan und erläuterten ihre Fluchtgründe.

100 Migranten, vor allem aus Afghanistan, die derzeit in Blumberg, Donaueschingen und VS-Villingen untergebracht sind, waren zum Teil mit deutschen ehrenamtlichen Begleitern gekommen. Außerdem kamen zahlreiche Einheimische, die die heimatlosen menschen persönlich erleben wollten.

"In Afghanistan gibt es kein sicheres Leben ohne Angst vor Krieg, Gewalt und Folter", beschrieb der 23-jährige Malikzada Basir Ahmad in eben gelerntem Deutsch das Leben in seiner Heimat und zeigte dazu bedrängende Bilder von Zerstörung und Krieg. Insbesondere 2016 sei "das tödlichste Jahr" für Afghanistan gewesen.

30 bewaffnete Gruppen seien derzeit aktiv. Die Menschen würden erniedrigt und geschunden, und die Fluchtroute über Syrien, die Türkei, und den Kaukasus kosten Leben. Achmad erzählte aber auch von Heimweh, Kummer und Leid wegen der Trennung von seiner Familie und dankte ausdrücklich für die Gastfreundschaft, die er seit einem Jahr hier erlebe. Sein Wunsch: "Sicherheit in Afghanistan und in der Welt."

Sexualisierte Gewalt macht das Leben für Frauen und Mädchen in Afghanistan noch gefährlicher. Die 19-jährige Hussaini Mina zeigte Bilder von verletzten, entstellten und getöteten Frauen. Von 19  000 Angriffen im vergangenen Jahr hätten 90 Prozent Frauen und Mädchen gegolten. "Ein großes Schlachtfeld" mit einer "problematischen Regierung", sagte Mina und beschrieb damit die Tragik dieses Landes und seiner dort lebenden Menschen.

Das Zusammenspiel von vier Sprachen, Deutsch, Englisch, Dari und Farsi, die teilweise von der Iranerin Afsaneh Kaski direkt übersetzt wurden, gab dem Abend seine besondere Lebhaftigkeit. Außerdem hatte Veranstalterin Karin Nagel von der evangelischen Bezirksstelle Flucht und Migration die Afghanin Schabaneh Azimi gewinnen können, heimische Gerichte für diesen Abend zu kochen. Eine schöne Möglichkeit, die verlorene Welt der Flüchtlinge auch geschmacklich zu erleben.

Den bedrängenden Informationen zum Trotz konnten zahlreiche junge Flüchtlinge aber auch einige Deutsche am Ende des Abends bei afghanischer Tanzmusik ihre Lebensfreude gemeinsam zum Ausdruck bringen.

Afghanen und Flüchtlinge aus anderen Ländern sowie alle Interessierten sind immer mittwochs von 18 bis 20 Uhr zum Gesprächscafé und zur Begegnung in den Sternen eingeladen. In der Erstaufnahme in VS-Villingen an der Dattenbergstraße lädt die evangelische Bezirksstelle Flucht und Migration am 10. Februar, 19 Uhr, zum Film "Asyland" ein. Ein Team junger Filmemacher beschreibt darin den Alltag in einem Erstaufnahmelager aus der Perspektive von Geflüchteten.