Eine Minute vor dem Start: Man hat schon den Tunnelblick, geht in sich, plaudert noch kurz mit dem Konkurrenten oder macht einen finalen Scherz. Foto: Hahnel

Traditionsrennen des Radsportclubs erstmals auf neuer Strecke. Über 100 Meldungen sind neuer Rekord.

Donaueschingen - Radrennen im "Hinterhof" der Donaustadt: Das gestrige Kräftemessen ging im Gewerbegebiet "Breitelen-Strangen" über die Bühne – mit Vor- und Nachteilen für Aktive und Zuschauer.

Das Traditionsrennen des heimischen Radsportclubs (RSC) wurde erstmals außerhalb der zentralen Kernstadt angeschossen (wir berichteten), die Interessenten standen vor den nun ‘mal doch nüchteren Fabrik- und Hallenwänden. Quasi zur Kompensation gaben die Sportler auf einem regelrechten Minikurs Gas und zeigten sich den Zuschauern dadurch oft. Einen guten Kilometer maß ihre Runde – viel weniger geht nicht.

Im Hauptrennen um den Großen Preis der Sparkasse beispielsweise hatten die Fahrer 60 Runden zu absolvieren, etwas "drehwurmresistent" musste man in Donaueschingen also schon sein. Schon vor dem ersten Start des Renntages surrte die filigrane Technik der modernen "Drahtesel". Alle Gänge nochmals durchprobieren, die Schuhaufnahme der Pedale wieder in Augenschein nehmen – um neun Uhr ging’s dann für die Nachwuchsklassen los.

Sehr viele Farben, dünne Metall- oder auch Kohlefaserrahmen, ordentlich Tempo, Sprints und Positionskämpfe – der Radrennsport kann begeistern, live deutlich mehr als vor dem Fernsehgerät oder Monitor. Als Grandseigneur des sportiven Radelns in Donaueschingen darf Bruno Wischnewski guter Dinge sein, der Rennausgabe in diesem Jahr kam eine wieder tolle Resonanz zu. In den Vorjahren schwächelte die Veranstaltung etwas, allein zum Hauptrennen gingen nun aber mehr als 100 Meldungen ein. "So viel wie nie, so weit ich mich erinnern kann", bekannte Wischnewski zur nunmehr 14. Rennausgabe.

Leider ließ es Petrus auch regnen und "lüfteln", mit den Wetterunbilden aber lernen Outdoorsportler zu leben. Im Gegenzug gibt’s frische Luft – wenn es draußen allzu hart war, schätzt man den Wert eines schützenden Heimes außerdem umso mehr.

In Donaueschingen gingen die Altersklassen teils gemischt auf den Kurs, damit etwa fuhren die noch nicht ganz so kräftigen Junioren gegen sportivere Senioren. Nicht immer fand sich die Jugend dabei im Vorteil, auch beim Radrennen 2014 war zu sehen: Der jüngere Körper ist spritziger, der schon etwas ältere zäher und ausdauernder.

"Der Papa muss mehr trainieren", sagte ein Bub am Streckenrand zu seinem Bruder, entgegnet wurde: "viel mehr!"

Der Vater kämpfte derweil im Mittelfeld und nach zehn Runden um den Anschluss, seine kleinen Söhne sollten ihm schließlich nachrufen: "Windschatten! Du musst mehr im Windschatten fahren."

Bruno Wischnewski hob den Straßenradsport vor Ort übrigens mit der Gründung des RSC vor 17 Jahren aus der Taufe. Dass das damalige Novum mit dem Namen Wischnewski verbunden ist, überrascht nicht allzu sehr. Der frühere weißblaue Bundesliga-Gewichtheber darf als kreativer Kopf bezeichnet werden und "schielte" immer schon nach Lücken im Angebot.

So etwa platzierte Wischnewski auch das erste kommerzielle Fitness-Studio der Donaustadt an der Käferstraße – der Zeit war er in den frühen 80er-Jahren aber viel zu weit voraus.