Einen ganzen Stapel an Prospekten hatte Ratsschreiber Jemoli aus Saverne 1963 nach Donaueschingen geschickt. Foto: Filipp

Städtepartnerschaft mit Saverne ist die Aussöhnung mit den schmerzlichen Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg.
   

Donaueschingen - Städtepartnerschaften, seit Ende des Zweiten Weltkriegs stehen sie als Symbol für die Aussöhnung politischer Feindschaften der Nationen untereinander.

Baden-Württemberg nimmt hierbei in Deutschland eine Vorreiterrolle der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Kommunen ein: 1951 wurden zwischen Ludwigsburg und der französischen Stadt Montbéliard erste Kontakte im Sinne einer Städtepartnerschaft gefestigt. Die Verleihung des "Europadiploms" an die Stadt Donaueschingen nun durch die Parlamentarische Vertretung des Europarates im Mai würdigt in diesem Sinne nach 50 Jahren auch das lange Bemühen um Annäherung und ein über Jahre und Jahrzehnte gepflegtes Engagement für eine bessere Verständigung und das Zusammenwachsen innerhalb Europas mit Saverne.

Der Städtetag Baden-Württemberg hatte im Februar 1960 in allen Mitgliederstädten angefragt, ob Interesse bestünde, sich aus der Liste der ständig veröffentlichten Städte aus dem Ausland im Fachblatt »Die Gemeinde« sich eine solche als Partnerstadt vorstellen zu können. Etwa die Gemeinde Grabs in der Schweiz, Tongerlo (Juni 1960) in Belgien oder im Juli 1961 Libourne in Frankreich. Weitere Vorschläge, die in Donaueschingen registriert wurden waren Vösendorf in Österreich (1962) oder 1964 Chantonnay (Frankreich). Etwa 20 französische Städte suchten 1966 einem Schreiben der Internationalen Bürgermeister-Union mit Sitz in Stuttgart Bad-Cannstatt zur Folge eine Partnerstadt in Deutschland.

Saverne, Rose des Vosges; Saverne, le Versailles Alsacien; Spectacle Son et Lumiere, Chateau des Rohan – bei Bürgermeister Robert Schrempp lagen am 19. Februar 1963 deshalb nicht nur Prospekte aus dem elsässischen Saverne (früher Zabern; römisch: Tres Tabernae) auf dem Arbeitstisch im Donaueschinger Rathaus. In einer vertraulichen Anfrage resümierte der Ratsschreiber Jemoli aus Saverne, dass er bereits 1942 in Donaueschingen berufsbedingt Einblicke in deutsche Verwaltungsstrukturen erhalten hatte und von den Eindrücken insbesondere von Park und Schloss auch nachhaltig sehr beeindruckt sei.

Zum anderen erinnerte Jemoli daran, dass zu Saverne – dem früheren Zabern – zugleich eine historische Beziehung bestehe, da dort ein von Bischof Egon zu Fürstenberg erbautes Schloss den Kardinälen bis zur französischen Revolution im 17. Jahrhundert als Sommerresidenz diente. Schon damals habe Franz-Egon zu Fürstenberg (1625 bis 1682) die Eintracht der Menschen beider Länder am Herzen gelegen. Eine geografische Grundlage seien die Flüsse Donau und Rhein, die viele europäische Länder vereinten. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang, dass in Zabern der Sonnenkönig (Ludwig XIV) 1681 empfangen wurde, ihm ein Verwandter des Bischofs, der in Stühlingen lebende Graf Maximilian Franz zu Fürstenberg entgegeneilen wollte, sich hierbei auf der Marmortreppe des Schlosses bei einem Sturz das Genick brach. Im Jahr 1709 brannte der rechte Flügel des Fürstenbergischen Schlosses ab. Wurde aber von Bischof Gaston de Rohan wieder aufgebaut. Deshalb auch der heutige Name des Schlosses.

In einer nichtöffentlichen Sitzung wurde das Schreiben in der Sitzung des Gemeinderates in Donaueschingen am 16. April verlesen, das in den Folgemonaten den gedanklichen Fokus auf eine »Verschwisterung« beider Städte lenken sollte. Der Gemeinderat war damit einverstanden, dass im "positiven Sinne geantwortet" werde. Allerdings, nicht ganz vorbehaltlos. So ließ das Antwortschreiben vom 24. April erkennen, wurden auch Bedenken geäußert. Etwa weil die Stationierung von Marokkanern während sechs Jahren auch immer wieder zu Klagen über Belästigungen von Donaueschingerinnen und damit zu einer Beunruhigung der Zivilbevölkerung geführt hätten. Mit dem Schreiben fanden auch einige Prospekte aus der Fürstenstadt nach Saverne den Weg.

Ende Juni 1963 beschloss der Gemeinderat in einer nichtöffentlichen Sitzung, dass eine Delegation mit Bürgermeister Schrempp den Stadträten Willard, Wunderle und Lerschmacher die Absichten in Saverne konkretisieren sollte. Auf Einladung von Bürgermeister Joseph Wolff aus Saverne folgten vom 18. bis 22. Juli erste Gespräche in Wolffs Wohnung zur Ausgestaltung einer künftigen Städtepartnerschaft, die in der Sitzung des Gemeinderates in Donaueschingen am 9. August in Details erörtert wurden. Im Gegensatz zu Deutschland, gibt es in Frankreich keinen hauptamtlichen Bürgermeister. Wolff war Internist und Chefarzt am dortigen Krankenhaus. Er hatte keine Chefsekretariat, sondern ein Wartezimmer, wo man auf ein persönliches Gespräch warten konnte. In Frankreich informierte die Tageszeitung "der Elsässer" über die positiven Signale zur Partnerschaft. Auch erfolgten die Beratungen in Frankreich stets in öffentlichen Sitzungen, in Donaueschingen hingegen meist nichtöffentlich.

Bereits für das Reitturnier im September wurde ein Empfang einer französischen Delegation geplant, der nach dem Empfang im Rathaus, einem Imbiss im Hotel Adler Stadtrundfahrt und Umtrunk in der Brauerei beinhalten sollte. Das Resultat der Gespräche war eindeutig: Bereits im Frühjahr des kommenden Jahres wollte man offiziell die Städtepartnerschaft besiegeln.

Am 28. September hat das Stadtparlament in Saverne sich für eine Städtepartnerschaft ausgesprochen; am 2. Oktober folgte im Gemeinderat Donaueschingen in einer öffentlichen Sitzung der Sachstandsbericht hierzu. Der Beschluss einer Städtepartnerschaft erfolgte einstimmig. Es wurde auf beiden Seiten eine Kommission gebildet, um die Umsetzung vorzubereiten. Geeignet für einen Termin erschien das Rosenfest in Saverne im Juni 1964, um die Gäste aus Deutschland mit dem Freilichtschauspiel "Son et Lumiere" (Klang und Licht) zu begrüßen.

Im Oktober streckte der Donaueschinger Fotoclub mit dem damaligen Vorsitzenden Edwin Martin (Bräunlingen) als erster Verein für einen Besuch in die künftige Partnerstadt seine Fühler aus. Begleitet wurde die Fahrt von einem Redakteur des Schwarzwälder Boten. Weitere Anknüpfpunkte waren zwischen der DJK und dem Katholischen Jünglingsverein oder dem Wanderverein und dem Vogesenverein angedacht. Für die meisten Vereine in Donaueschingen gab es in Frankreich ein Pendant. Was Wunder, dass so auch ein alle Jahre stattfindender Sport-Tag jeweils in einer der Partnerstädte angedacht war. Allerdings stieß die Idee sportlicher Veranstaltungen bei Bürgermeister Wolff nicht auf sonderlich großen Zuspruch, zumindest nicht innerhalb des offiziellen Programms. Erstmals tagte die Kommission zur Vorbereitung am 17. Januar 1964. Es wurden die Abläufe für das Fest in Saverne festgelegt. Termin sollte der 14. Juni sein. In Saverne tagte das Komitee einen Tag darauf. Bürgermeister Wolf schlug vor, den Partnerschaftsvertrag am 2. und 3. Mai in Saverne zu unterzeichnen, das eigentliche Fest sollte schließlich beim Rosenfest stattfinden. Eingeladen wurde hierzu neben Landrat Lienhart und Regierungsrat Otto Leible auch das Erbprinzenpaar.

Weitere Tagungen folgten. Am 14. März teilte Saverne mit, dass für den Festakt insgesamt 18 Fahnen, davon sechs Bundesfahnen, zwei Fahnen Baden-Württemberg und sechs Stadtfahnen sowie drei Fürstenbergische Fahnen zu liefern seien. Festgelegt wurde auch, dass zwei Standarten mit den Maßen 0,72 auf einen Meter mitzubringen sind. Die Standarte "Donaueschingen" in Weiß, Blau, Silber wurde für diese Zwecke eigens angefertigt. Präzise festgelegt wurde damals auch die Kleiderordnung: die Bürgermeister in Schwarz, Stadträte und Ehrengäste in einem dunklen Straßenanzug. Bei den Damen war ein »Straßenkleid nach Belieben« angesagt. Am 23. Und 24. Mai sollte noch eine weitere Patenschaftsfeier in Donaueschingen stattfinden, allerdings in einem betont kleineren Rahmen. Der Gemeinderat Donaueschingen beschloss am 7. April zudem eine von dem Holzbildhauer Karl Rieber angefertigte Holzplastik zu übergeben.