Ein mächtiger Eichenstamm und zudem mit einer Länge über zwei Metern. Genau das richtige Maß, freut sich die Kettensägekünstlerin. Foto: Filipp

Sandra Reiner aus Wolterdingen lässt beim Carving-Schnitzen die Späne fliegen. Gutes Augenmaß erforderlich.

Donaueschingen-Wolterdingen - Sie schnitzen Adler, Bären, Bänke, und wenn sie ihre Motorsäge ansetzen, fließt dabei auch mitunter schon mal der eigene Schweiß über die Stirn.

Wenn Künstler  wie "woodfriend", "sauensaeger" oder "Bär", die sich  in einschlägigen Foren und bei Treffen über Tipps zur  Carvingausrüstung oder über Holzkunde austauschen, dann verstehen Laien meist nur Husqvarna, Stihl oder ¼-Zoll-Teilung mit geteiltem Zahndach und damit eigentlich nur Bahnhof. Eine, die hier seit einem Jahr in der Männer-Dömäne fachsimpeln  kann und dabei auch schon von sich reden gemacht hat, ist die Wolterdingerin Sandra Reiner (40), die zuletzt auf der Fürstlichen Weihnachtswelt Einblicke in die filigrane Arbeit der Skulpturensäger demonstrierte.

Zupacken heißt es auch in diesem Jahr wieder für die gelernte Krankenschwester und Mutter, die jetzt bei den ersten Sonnenstrahlen im Gewerbegebiet Wolterdingens ihr Freiluft-Atelier eingerichtet hat und ihre kleine wie handliche Akku-Säge 436 Li eines schwedischen Herstellers sich giftig an der gut acht Zentimeter tiefen Eichenplatte in die letzten Kurven eines Namenszuges beißen lässt. Das geht, wenn die Kinder versorgt sind, der Haushalt gerichtet  ist, sagt  Sandra Reiner. "Das hat er nun davon", mag sie im Stillen denken  – eingepackt in dicker in  moderner Schnittschutzhose, Helm und Ohrenschützer. Denn eine Sägeausrüstung, die ihr ihr Mann  im vergangenen Sommer zum Geburtstag  einschließlich eines Kurses  geschenkt hat, war der Auslöser für dieses ungewöhnliche Hobby, das sie gepackt hat und seitdem zu immer neuen Ideen anspornt.

Bislang hatte sie beim Brennholz machen das Asten übernommen und zunächst gedacht, es handle sich um ein Arbeitsgerät für die gemeinsame Waldarbeit. Doch beim Auspacken stellte sie rasch fest, dass hierzu kaum ein schlankes  Carving-Schwert ohne Umlenkrollen (Kettenführungen) und mit einer extremen Spitze, 64 Treibgliedern (32 Zähne)  benötigt wird. Diese Sägen sind eher für  kunstvolle Schnitzarbeiten ausgelegt.

Als Kind hatte sie bereits schon gemalt, und damit nun konnte sie  sich künstlerisch  wieder voll ausleben, wenn auch auf einer anderen Art. Waren es zunächst noch kleine Figuren wie ein Schwein oder ein Hahn, an denen sie sich versuchte  und die danach immer größer wurden, kamen im vergangenen Jahr erste Auftragsarbeiten wie die  hölzerne Stehle zur Sauschwänzlebahn in Blumberg oder gerade das Firmenschild aus Eiche für einen Wolterdinger Forstbetrieb hinzu. 

Derzeit steht ein 1,85 Meter hoher Bär bei ihr im Vorgarten  und wartet auf einen  Käufer.Die Sägekünstlerin  ist nun mit Beginn der wärmeren Jahreszeit im Freigelände in Wolterdingen  beinahe täglich   anzutreffen, und selbst im Winter gibt es keine Ruhepause. Es sei denn, dass durch den Frost die Stämme gefroren sind und damit eine Bearbeitung unmöglich wird. Doch Holz ist nicht gleich Holz. Meist verwendet sie Eichenholz, aber auch Obsthölzer wie Apfel, Kirsche, Mammutholz, Nussbaum, Esskastanie, Ulme, Linde, Lärche und Zeder. Für große Skulpturen sei Pappelholz geeignet.

Im Juni zum Divisional Chainsaw Sculpting Championship Oregon

Vom 12. bis 15. Juni ist die  Teilnahme am Oregon Divisional Chainsaw Sculpting Championship (USA) bereits gebucht. Es ist der größte "chain saw carving"-Wettbewerb der Welt. Wie beim deutschen Speedcarving, bei dem  aus einem Baumstamm eine Skulptur innerhalb von 45 Minuten entstehen soll, geht hier in 60 Minuten ebenfalls im Wettlauf mit der Uhr zur Sache. "Wir sind wie eine kleine Familie", freut sich die 40-Jährige auf das Treffen. Auch Neid oder Missgunst bei der Suche nach Auftragsarbeiten seien ein Fremdwort, im Gegenteil. Man schanze sich den einen oder anderen Auftrag schon mal über Facebook zu.  Der nächste Auftritt von ihr erfolgt vom 11. bis 13. April auf der Forst-Live in Offenburg.

Mehr Informationen:

 www.waelder-kunst.de