Jürgen Löchelt freut sich schon auf die Weltmeisterschaft im Donaueschinger Reitstadion. Foto: Bundesmann

WM im Bogenschießen im August: Wie Organisator Jürgen Löchelt auf Donaueschingen kam.

In drei Monaten ist es soweit. Dann ist das Reitstadion im Donaueschinger Schlosspark vom 23. bis zum 30. August Austragungsort der Weltmeisterschaften im Bogenschießen für Menschen mit Behinderung. Cheforganisator ist der Villinger Jürgen Löchelt. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.

Ein Vormittag in einem Donaueschinger Hotel. Wir treffen uns in einem als WM-Büro eingerichteten Nebenraum mit Jürgen Löchelt. Von hier aus zieht der Vorsitzende des Bogenschützenclubs Villingen-Schwenningen und Abteilungsleiter für den Bereich Bogenschießen beim Deutschen Behindertensportbund für die Organisation der Titelkämpfe die Fäden. Viel Platz ist nicht mehr in Löchelts Arbeitszimmer. Ein Flipchart, viele Unterlagen, Kartons und Schützenutensilien lassen die umfangreiche Arbeit des Doppelstädters erahnen. Dieser ist aber nicht aus der Ruhe zu bringen. "Alles läuft nach Plan", lacht er.

Deutschland richtet erstmals eine Para-WM im Bogenschießen aus. Ausgerechnet als Jürgen Löchelt, der sich seit vielen Jahren vorbildlich für den Behindertenspor bei den Bogenschützen einsetzt, in 2012 zum neuen Abteilungsleiter beim Deutschen Behindertensportbund gewählt worden war, sollte die Bewerbung beim Weltsportverband für die Ausrichtung der Titelkämpfe angekurbelt werden. Ihm blieben nur wenige Monate Zeit, um einen Gastgeberort in Deutschland zu finden. "Das war zeitlich verdammt eng", erinnert sich der Diplom-Sportlehrer.

Die vergangenen neun Weltmeisterschaften waren jeweils in Großstädten ausgetragen worden – praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die deutschen Metropolen hatte Löchelt nicht so sehr im Visier. Er wollte auf jeden Fall eine Weltmeisterschaft in Deutschland für die Zuschauer attraktiv gestalten. Zudem hatte er nicht die Zeit, sich bezüglich der Großstädte das notwendige Netzwerk aufzubauen. So kam er auf seine Heimatregion als möglichen Austragungsort. Die gute Frage war nur: Wo genau?

Eines Abends war Jürgen Löchelt mit seinen Freunden auf ein Bierchen in der Villinger Färberstraße unterwegs. Es kam, wie es kommen musste. Der Organisationschef berichtete natürlich auch von seinem Hauptthema und fragte in die Runde, wo seine Freunde denn so eine Weltmeisterschaft hier im Schwarzwald austragen würden. Einer kam auf das Donaueschinger Reitstadion als idealen Ort.

Dort war Jürgen Löchelt seit Jahren nicht mehr gewesen. Er schaute sich also die Bedingungen vor Ort an und war von der Infrastruktur begeistert. "Wir wollen ja bei dieser Weltmeisterschaft auch das Motto "Zurück zur Natur" in den Mittelpunkt stellen – einen besseren Ort gibt es dafür nicht."

Die nächste Frage war nun, ob der damalige Donaueschinger Oberbürgermeister Thorsten Frei ebenso begeistert von der WM-Idee wäre. Jürgen Löchelt schwärmt heute noch von seinem Gespräch mit Frei. "Praktisch nach zwei Sätzen schon war die Sache auf dem Weg."

In vielen Verhandlungen baute sich dann Jürgen Löchelt das notwendige Hotelnetz für die behinderten Sportler auf. "In Bad Dürrheim mit seiner diesbezüglich sehr guten Infrastruktur habe ich eine tolle Resonanz erfahren." Neben den 300 Sportlern werden 150 Trainer und Betreuer Ende August zur WM erwartet. 150 Helfer wollen für einen reibungslosen Ablauf sorgen.

Das Programm für die Titelkämpfe steht. Am 23. August wird es im Schlosspark eine Eröffnungsfeier geben. Am Wochenende darauf finden die Finals statt. 30 Zielscheiben werden im Stadion stehen – 30 weitere auf dem eigentlichen Abreiteplatz hinter der Tribüne. Die Wege sind jedenfalls kurz, so wie es sich der Orga-Chef auch gewünscht hatte.

Sehr wichtig ist für Jürgen Löchelt der Aspekt, dass die Zuschauer mit eingebunden werden. "Sie sollen neben den Wettkämpfen, die wir für die Beobachter sehr transparent gestalten, auch selbst mal ins Bogenschießen hineinschnuppern." Dazu hofft Jürgen Löchelt, "dass uns die Ferienzeit eine schöne Zuschauerkulisse beschert. Es werden Ende August ja auch viele Touristen im Schwarzwald unterwegs sein".

Einen Lokalmatadoren wird es allerdings bei dieser Weltmeisterschaft, die auch zur Qualifikation für die Paralympics in Rio 2016 zählt, nicht geben.

Der Hammereisenbacher Daniel Knöpfle schaffte die Qualifikation nicht, aber der 18-Jährige wird auch tatkräftig mithelfen, damit in Donaueschingen eben eine etwas andere Weltmeisterschaft für die Bogenschützen läuft, als dies bisher in den großen Metropolen der Fall war.