Tapfere Recken kämpften mit dem Schwert bis zur Erschöpfung. Fotos: Helbig Foto: Schwarzwälder-Bote

Viele Schaulustige kommen zum vierten Spectaculum beim Wasserturm auf dem Dobel / Epochen nachleben

Von Bernd Helbig

Dobel. Das vierte Spectaculum hat am Wochenende viele Schaulustige zum mittelalterlichen Lager beim Wasserturm auf dem Dobel gelockt. Dort hielt Fürstbischof Gerhard von Ehrenberg Hof.

Bei der Tafelrunde mit Rittern, Hofdamen und Herolden wurden höfische Sitten zelebriert. Die Besucher tauchten ein in das Alltagsleben früherer Jahrhunderte.

Zum ersten Mal fand das Spectaculum bei Sommerwetter statt. Das verleitete den Marktvogt Joseph von Vlodrop alias "seine Flatulenz", dazu, über eine Sonnensteuer für die Marktleute nachzudenken. Davon ließ er aber wieder ab, nachdem ihm der Bogenmacher einen guten Preis für seinen Einkauf gemacht hatte.

Bürgermeister Christoph Schaack eröffnete das Fest am Freitagabend mit dem Fassanstich. Ausgeschenkt wurde das Freibier nicht in Glaskrügen, sondern Schaack füllte die irdenen Becher und Trinkhörner, die das Marktvolk bei sich trug. Der Schultes freute sich über die große Resonanz. Er dankte Veranstaltern und Teilnehmern und versicherte, die Gemeinde stehe voll hinter der Veranstaltung.

Die Abendsonne zauberte eine romantische Stimmung. Vor den Zelten brannten die Feuer. Es schmorten Spanferkel und andere deftige Mahlzeiten. Familien richteten sich mit weichen Lammfellen häuslich in ihren Zelten ein.

Zwischen den Marktständen tummelten sich Tandler, Gaukler und Musikanten, darunter auch die Tanzgruppe "Saltatrix Orientis". Die Tänzerinnen aus persischen Landen, vom Hofe des wunderbaren Sallahadin, tanzten für die Gäste.

Es musizierten die Prinzessinnen Harpyagundis Pandebla und Drachildis Bubinga von Okzitanien. Auch der Wikinger Ragnar Gwynwulfson war mit seiner Marionette unterwegs. Der kleine Wassermann Plumquatsch war der Liebling der Kinder. Wackere Recken zeigten Schaukämpfe mit Schwert und Streitaxt. Man konnte sich auch selbst versuchen im Schwertkampf, Bogenschießen oder im Tjost-Spiel, dem ritterlichen Zweikampf mit der Lanze.

Nach Einbruch der Dunkelheit gab es aufregende Feuershows. Der Markt lockte mit einem buntem Angebot an Schmuck, Keramik, Textilien, Lederwaren, orientalischen Spezereien (Gewürzwaren) und Räucherwerk. Die Händler boten alles feil, was ein Ritter so braucht: Rüstungen, Kettenhemden oder Streitäxte. Daneben zeigten Handwerker ihre Kunst: Rauchende Schmiedefeuer und klingende Ambosse machten neugierig. Das Flachshandwerk wurde vom Anbau bis zum fertig gewobenen Leinen dargestellt.

Bogenmacher Ormen Lange, alias Harald Klingel aus Wimsheim, zeigte sein Sortiment feinster Langbögen und Pfeile. Auch einem Scherenschleifer konnte man bei seiner Arbeit über die Schulter schauen. Alle gaben bereitwillig Auskunft über ihre Arbeit. Die Taverne "zum rostigen Ritter" lud zum Verweilen ein.

Rund 30 Lager und 25 Händler

Markus Böhmer von der Bruchsaler Ritterschaft, der das Spectaculum diesmal organisiert hat, freute sich über die gute Resonanz. Die meisten Teilnehmer seien auch schon in den Vorjahren mit dabei gewesen, erzählt er. Rund 30 Lager und 25 Händler haben diesmal mitgemacht. Das Spectaculum sei aber kein reiner Mittelaltermarkt, sondern die einzelnen Lager suchen sich ein Thema aus einer bestimmten Epoche, das sie so authentisch wie möglich nachleben, erläuterte Böhmer. Die Spectaculum-Besucher werden mitgenommen auf eine Zeitreise durch verschiedene Epochen der Geschichte, angefangen von den Germanen und Kelten aus dem Jahr 600, über schottische Recken aus dem Jahr 1000, bis zum Spätmittelalter und den Kreuzzügen.

Das Thema der Bruchsaler Ritterschaft ist die Zeit um 1350. Die Gruppe stellt das Lager des Fürstbischofs von Speyer, Gerhard von Ehrenberg, dar, der seinerzeit seine Residenz von Speyer nach Bruchsal verlegt hat. Das war der Grund für die Bruchsaler Ritterschaft, dieses Thema aufzugreifen.