Kontakt und Hilfe zur Selbsthilfe – das Bild zeigt Bärbel Schöffler mit einem syrischen Vater aus dem Hubertusheim und dessen kleinem Sohn. Foto: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder-Bote

Flüchtlinge: Arbeitskreis ist unermüdlich

Gut neun Monate ist es her, dass erste Flüchtlinge die Gemeinschaftsunterkunft an der Wildbader Straße in Dobel bezogen haben.

Dobel. Bereits Monate früher traf sich erstmals der Arbeitskreis Asyl. Etwa 20 Dobler hatten sich zusammengefunden, erste Strategien zu erarbeiten, Hilfs- und Kontaktmöglichkeiten für die ankommenden Menschen vorzubereiten. Um damit nicht nur die Eingliederung zu erleichtern, sondern auch das Zusammenleben zwischen Dobler Bürgern und Neuankömmlingen so reibungslos wie möglich zu gestalten.

Bis heute sind die Mitglieder des Arbeitskreises unermüdlich an ihrer Arbeit. Aufgaben haben sie strukturiert, aufgeteilt und passen sie den sich ändernden Erfordernissen an. Als ab Ende April das Hubertusheim belegt war mit Syrern und Afghanen, begann die Bewährungszeit. Unterstützt von Kommune, Landratsamt und Jobcenter, so der Asylkreisvorsitzende Manuel Zahn, sei trotzdem viel Arbeit bei den Ehrenamtlichen geblieben. Positiv: "Es gab nicht den zunächst befürchteten ständigen Wechsel. Weil nicht mehr so viele Nachzüge stattfinden. Und die Belegung der Unterkunft ist ›handverlesen‹, es sind ausschließlich Familien."

Am Anfang war vor allem Basisarbeit gefragt. Bei der Begleitung zu Arztbesuchen haben sich Christel Flade und Bärbel Schöffler engagiert. Franziska Hieber hat die Alltagsbegleitung koordiniert, sich um Möbel und Hausrat gekümmert. "Ich bin halt ein Organisierertyp!", flachst sie. So wurde in der Unterkunft der Gemeinschaftsbereich ausgestattet und ergänzt, stets unter Hinzuziehung der Flüchtlinge selbst. "Mittlerweile entlassen wir die Leute Stück für Stück in die Selbstständigkeit", berichtet Flade, "das müssen wir erwarten können nach einem dreiviertel Jahr Hiersein".

In eine wöchentlich feste Sprechstunde in der Unterkunft können die Flüchtlinge nach wie vor mit ihren Anliegen kommen.

Ganzes Team an Lehrkräften

Das Leitungsteam des Asylkreises trifft sich wöchentlich, der gesamte Kreis einmal monatlich, so Susanne Bergner, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

In der Sprachförderung engagiert sich Bärbel Ganster mit einem ganzen Team an Lehrkräften. Unterstützend in und ergänzend zu den Kursen des Landratsamtes. Stolz machen sie erste Alphabetisierungen und die erfolgreiche Verbindung von Sprachunterricht und Wissensvermittlung über Land, Leute und Alltagsleben.

Von Beginn an für die Herausforderungen der Bürokratie zuständig ist der Asylkreis-Vorsitzende Zahn. "Es gibt zahlreiche Hürden, viel zu viele gesetzliche Maßgaben", moniert er. Er kümmert sich akribisch um jeden einzelnen Fall, holt sich schon mal Rat von außen. Erziehung zur Selbstständigkeit, von der Pünktlichkeit bis zur Wahrnehmung von Pflichten, sei ein großes Anliegen. Die Kinder überwänden Sprach- und kulturelle Hürden am schnellsten. Sprache ist das A und O – das bestätigt Antje Mieves, aktiv im Bereich Frauen, Kinder, Freizeit. Der Sport funktioniert mittlerweile bereits über Dobler Vereine.

Noch sind die Fortschritte oft klein, die Herausforderungen, vielfach durch kulturelle Unterschiede, groß. So kannten die Flüchtlinge ein "Ehrenamt" beispielsweise gar nicht. Respekt vonseiten der Neuankömmlinge haben alle Helfer bisher erlebt. Auch Gastfreundlichkeit. "Für mich sind sie Bereicherung", sagt Hieber. Die Eigeninitiative ist das Sorgenkind. Die Menschen müssen länger und intensiver an die Hand genommen werden, als das mancher Helfer dachte. Und die Flüchtlinge bleiben viel unter sich. Auf Initiative des Arbeitskreises gibt es immer wieder Veranstaltungen wie aktuell Adventsfeier oder Schlittenfahren am Rodelhang mit den Kindern. Angenommen wird das stets gern und mit Interesse.

Schlüssel für wenig negative Vorkommnisse

Fragen bleiben manchmal trotzdem bei den Ehrenamtlichen: "Was haben diese Menschen erlebt? Wie sehen sie uns?" Oder: "Ist ihnen bewusst, welche Konflikte wir hier leben?"

Die Brücke bilden zwischen Neuankömmlingen und Einheimischen, das sei ihr Anliegen, sagt Ina Schnell, Koordinatorin für den Freizeitbereich im Asylkreis. Auf die Menschen zugehen, sie kennen, sei sicher ein Schlüssel für wenig negative Vorkommnisse, sind sich die Helfer einig. Und beschreiben damit einen guten Teil ihrer Motivation. Neben Begebenheiten wie Ganster sie erzählt: Da hört sie dieser Tage Geräusche im Hof. Als sie aus dem Fenster schaut, haben zwei Jugendliche aus der Asylunterkunft ihren kompletten Hof vom Schnee geräumt. Einfach so.