Am meisten traf Pfarrer Ludwig Thon und Mesnerin Edith Brorein die mutwillige Zerstörung der kunstvollen Osterkerze. Foto: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder-Bote

Unbekannte brennen Osterkerze an und  spucken auf Sitzpolster in Dobler Kirche. Pfarrer Thon ist sich geschockt und erstattet Anzeige.

Dobel - Zerstörungswut in der Kirche – kein Kavaliersdelikt. Daher hat sich der Dobler Pfarrer Ludwig Thon nun nach Besprechung im Kirchengemeinderat entschlossen, an die Öffentlichkeit zu gehen.

Es ist Samstag, der 7. März, als Mesnerin Edith Brorein am frühen Nachmittag in die Kirche geht, um zu sehen, ob alles für den Sonntagsgottesdienst bereit ist. Als erstes fällt ihr der Brandgeruch auf. Was sie sonst noch feststellt, hält sie geistesgegenwärtig mit der Handykamera fest: kleine Gedenkkerzen zerstört, auf dem Boden ausgedrückte Zigarettenkippen, Zigarettenasche und Spucke auf Sitzpolstern, Papierfetzen, die in der Taufschale verbrannt wurden.

Bis heute ließ sich die kupferne Schale nicht vollständig reinigen. Und was dem Pfarrer besonders nahe geht: Die handgefertigte, kunstvolle Osterkerze wurde angebrannt, Wachsdekoration abgekratzt, die Kerze verschmutzt.

In der Summe zwar kein übermäßiger materieller Schaden, doch der Gemeindehirte weiß: Der ideelle, der emotionale Schaden ist immens. Und die Dreistigkeit der Tat, an einem frühen Samstagnachmittag verübt, erschreckt.

Die Dobler evangelische Kirchengemeinde war stets stolz auf ihre tagsüber offene Kirche, die werktags wie sonn-tags Wanderern, Klinikpatienten und Einheimischen zu Einkehr und Gebet zur Verfügung stand.

"Es gab alle paar Jahre kleinere Vorfälle", berichtet Pfarrer Thon, "aber meist haben wir darüber hinweggesehen. Doch jetzt haben wir die Kirche bis auf Weiteres tagsüber geschlossen. Leidtragende sind bedauerlicherweise nicht die Verursacher, sondern andere."

Pfarrer, Mesnerin und Kirchenälteste sind geschockt von der Geringschätzigkeit für einen Ort, dem Ehrfurcht und Respekt entgegengebracht werden sollten. "Es ist ein Verlust für uns alle", so Thon, "der Vorfall zerstört Vertrauen und sät Misstrauen". Bis auf Weiteres bleibt die Kirche nun außerhalb von Veranstaltungen zu. In Ruhe soll überlegt werden, wie es weitergeht.

"Gerade in Hinblick auf die bevorstehende Innenrenovierung ist uns nicht mehr wohl", so der Pfarrer, "aber wir möchten ja auch keinesfalls mit einer Form der Überwachung beginnen". Mesnerin Brorein beschreibt, wie es ihr in den ersten Tagen nach dem Vorfall ging, wenn sie alleine den Kirchenraum betrat: "Da war ein mulmiges Gefühl. Das ist sehr traurig."

Der Pfarrer hat sich mittlerweile entschlossen, den Vorfall zur Anzeige zu bringen. Zugleich hofft er, seine Kirche in nicht allzu weiter Ferne wieder offenen Herzens öffnen zu können für all die, die sie mit den besten Absichten betreten möchten.