Karin Störzinger lebte und arbeitete 20 Jahre lang in Japan. Dort hat sie auch das Rezept für eine "Schwarzwälder Kirschtorte" ins Japanische übersetzt. Foto: Schwarzwälder-Bote

Doblerin Karin Störzinger hat mehr als 20 Jahre in Japan gearbeitet

Von Dietmar Glaser

Dobel. Karin Störzinger aus Dobel hat mehr als 20 Jahre lang in Japan gearbeitet. Die Tochter eines Dobler Konditors übersetzte das Rezept der "Schwarzwälder Kirschtorte" ins Japanische und leistete Hilfe bei den Opfern der Tsunami-Katastrophe.

Sie war über 20 Jahre für die "Überseeische Missionsgemeinschaft" (ÜMG) in Japan tätig. Im Herbst hat sie ihre Missionsarbeit unterbrochen. Zurzeit unterstützt sie ihre 89-jährige Mutter, die in Dobel lebt. Parallel dazu arbeitet sie noch 50 Prozent für die "Overseas Missionary Fellowship" (OMF) International. Diese Gemeinschaft firmiert in Deutschland unter der "Überseeische Missionsgemeinschaft (ÜMG), früher die China-Inland-Mission. Diese wurde 1865 von Hudson Taylor mit dem Ziel gegründet, den Asiaten auf der Grundlage des biblischen Menschenbildes zu dienen.

Bereits als Zwölfjährige hatte Karin Störzinger Kontakt zu Missionaren. In den Ferien nahm sie an Sommerfreizeiten der Liebenzeller Mission teil. Schon damals fühlte sie sich zu dieser Aufgabe hingezogen. Nach dem Abitur begann sie deshalb eine theologische Ausbildung in St. Chrischona in der Schweiz. Nach erfolgreichem Abschluss begann sie in Heidenheim ein berufsbegleitendes Studium zur Gemeindediakonin in der Evangelischen Landeskirche Württemberg. So erwarb sie auch einen in Deutschland anerkannten Berufsabschluss.

Nach dieser Zeit galt es ein Land zu finden, in dem sie als Missionarin arbeiten konnte. Sie reiste nach Brasilien, um herauszufinden, ob sie dort der Missionsarbeit nachgehen wollte. "Doch das war nichts für mich. Ich konnte diesen Menschen nicht vertrauen, und ich bin leicht über den Tisch zu ziehen", so Störzinger im Gespräch. "Bei einem Besuch in Taiwan wurde deutlich, dass mir die asiatische Kultur eher liegt. Dort fühlte ich mich wohl." Sie reichte ihre Bewerbung bei der ÜMG ein und erhielt eine Einladung nach Japan und eine weitere auf die Philippinen.

"Viele hier haben meine Körpergröße"

Die Gemeindediakonin entschied sich für Japan. "In diesem hochindustrialisierten Land leben weniger als ein Prozent Christen. Dort ist die Missionsarbeit nötiger", so die Doblerin und weiter: "Als ich das erste Mal japanischen Boden betrat, dachte ich ›Ich bin normal!‹. Viele hier haben meine Körpergröße. In Japan habe ich mich mit meiner Körpergröße von 147 Zentimetern versöhnt. In meiner Arbeit bedeutete das auch, dass ich mit den Einheimischen auf Augenhöhe sprechen konnte. Bei meinen Kollegen mussten sie meist nach oben sehen".

Die Verständigung erfolgte zunächst auf Englisch. Auf einer Sprachschule absolvierte Karin Störzinger vier Jahre lang ein Kultur- und Sprachstudium. "Die Japaner haben zwischen 4000 und 5000 chinesische Schriftzeichen. 2000 sollte man beherrschen, um die Zeitung lesen zu können", erzählt die Missionarin. Das Rezept für die "Schwarzwälder Kirschtorte" hat sie ins Japanische übersetzt. Und sie hat die Torte in Japan gebacken. "Sie hat den Japanern gut geschmeckt", erzählt sie und lacht.

Elf Jahre arbeitete sie an einer christlichen Universität in der Studentenarbeit. Sie lehrte Englisch, Bibelenglisch, "Christentum und Kultur" und "Einführung in das Christentum". Lange Zeit war die Oasa Gemeinde auf Hokkaido im Norden Japans ihre Heimat. "30 000 Einwohner hat die Stadt. Das Klima ist kalt; es liegt viel Schnee", so die Doblerin. In der Gemeinde bieten die Missionare Englischklassen und Jugendgottesdienste an, um Kontakt zu knüpfen und Beziehungen aufzubauen. Auf diesem Weg wird der christliche Glaube vermittelt.

Weitere vier Jahre arbeitete sie mit der Missionsgemeinschaft in der 1,7 Millionen-Metropole Sapporo.

Nach dem Tsunami in Fukushima 2011 wurde durch die ÜMG in einem kleinen betroffenen Fischerdorf ein Café aus Containern aufgebaut. Die 56-jährige erzählt: "Wir haben die betroffenen Siedlungen besucht, Kontakt geknüpft und Aktivitäten angeboten, damit die Überlebenden etwas Schönes erleben. Diese Menschen müssen dort weiterleben. Im Hinterland ist kein Platz. Es grenzen hohe Berge an diesen Küstenabschnitt an. Viele Ausländer verließen nach dem Tsunami Japan unter dem Druck aus der Heimat. Manche hatten das Gefühl, die Menschen im Stich zu lassen. Ich hatte keine Angst. Ich habe gesagt, wenn Gott allmächtig ist, ist er auch Herr über die Strahlen. Und wenn ich zehn Jahre früher sterbe, ist das auch o.k."

Regelmäßig hat sie in diesen Jahren in Deutschland bei der ÜMG über ihre Arbeit berichtet, da der Unterhalt der Missionare im Auslandseinsatz von der Missionsgemeinschaft in Deutschland finanziert wird. Ziel der Missionare ist, dass sie dem Land, in dem sie arbeiten, nicht zur Last fallen.

Nun ist die Nordschwarzwälderin wieder in Dobel. "Ich weiß, dass es richtig ist. Deshalb ist es gut so. Hier zuhause gibt es viel Arbeit, ich werde gebraucht. Heimweh nach Japan habe ich nicht. Aber die geistliche Gemeinschaft fehlt mir. In Deutschland hat man fast das Gefühl, der Glaube ist Privatsache und kaum Gesprächsthema." Einmal pro Woche fährt sie nach Karlsruhe. Dort gibt es einen japanischen Bibelkreis. Japaner, die in Deutschland leben, werden hier von den Missionaren begleitet. Kontakt zu ihren Japanischen Freunden hält sie über Skype und E-Mail.