Sieht die positiven Aspekte der Polizeireform: Karl-Heinz Ruff, der auch für die Region Calw zuständige Chef der Kripo Karlsruhe. Foto: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder-Bote

Karl-Heinz Ruff aus Dobel sieht die positiven Aspekte in der Mehrzahl / Trendwende bei den Einbrüchen

Von Winnie Gegenheimer Karlsruhe/Calw/Dobel. Die Polizeireform, seit Januar in Kraft, hat ein eher zweifelhaftes Image. Einer, der es wissen muss, hält jetzt dagegen. Karl-Heinz Ruff aus Dobel, Leitender Kriminaldirektor und seit Januar Leiter der Kriminalpolizeidirektion Karlsruhe, sagt: "Die Strukturreform war notwendig, und die positiven Aspekte überwiegen." Als Leiter der Kripo in einem der zwölf neu strukturierten Präsidien im Land erstreckt sich Ruffs Zuständigkeitsbereich auf die Stadtkreise Karlsruhe und Pforzheim, den Enzkreis, den Landkreis Karlsruhe und den Kreis Calw. "Die Auflösung der Kleinstrukturen und die Verschlankung der Hierarchie lassen mehr Spezialisierung und Flexibilität zu, wir können professioneller und schneller reagieren", erklärt er. Es wurden Stäbe verkleinert und innerhalb der Inspektionen Ebenen abgebaut. Dadurch sei Personal für die operative Basis frei geworden.

Ruff steht acht zentralen Kriminalinspektionen vor, die spezialisierte Kräfte bündeln und jeweils zuständig sind für Delikte wie Kapitalverbrechen, Banden- oder Computerkriminalität. Außerdem ist Ruff Chef der Kriminalkommissariate in Calw, Bruchsal und Pforzheim. In diesen dezentralen Kripokommissariaten wurde teilweise Personal reduziert, zugleich aber auch der Aufgabenumfang. Der zentrale Kriminaldauerdienst macht laut Ruff die bisherigen Nacht- und Wochenend-Bereitschaftsdienste überflüssig. Wie in Calw, wo bisher 36 Kripobeamte diese Dienste mit abdecken mussten.

Bestand der Polizeiposten bleibt unangetastet

"Die Bevölkerung sieht vor allem die Schutzpolizei", führt Ruff weiter aus. "Aber der Bestand an Polizeiposten in der Region blieb von der Reform 2014 unangetastet." Die Schließung kleiner Posten resultiere aus der Reform der Polizeipostenstruktur von 2004. In Unkenntnis dessen würden die Maßnahmen immer wieder der aktuellen Reform angelastet. Für den Calwer Raum bedeute diese aber sogar ein Plus an Mitarbeitern: Das Revier in Calw erhielt zwei zusätzliche Stellen.

Was es der Polizeireform ebenfalls schwer macht, sind die praktisch parallel zu ihrer Einführung in die Höhe geschnellten Zuwächse an Einbrüchen, die in der Region in der Größenordnung rund 30 Prozent liegen. Im Februar 2014 waren es 60 bis 70 Einbrüche pro Woche in Ruffs Zuständigkeitsbereich: "Die Armutswanderungsbewegung aus Ost- und Südosteuropa hat bereits 2012/13 die steigende Einbruchsrate mit verursacht. Hinzu kommt zunehmend besser organisierte Bandenkriminalität. Doch die Trendwende seit April stimmt uns vorsichtig optimistisch. Nicht nur die hellere Jahreszeit lässt die Zahlen zurückgehen, es gab mittlerweile auch etliche Festnahmen, vor allem von Mehrfachtätern." Derzeit 20 Einbrüche in der Woche sind immer noch zu viel, das ist auch Ruff klar. Doch er ist optimistisch: "Wir haben den Brennpunkt erkannt. Ein Beamter ist explizit für die Koordination kriminalpolizeilicher Maßnahmen bei diesen Delikten abgestellt. Bei ihm laufen die Fäden zusammen."

"Wirkung entfaltet sich im Lauf der Zeit"

Einen weiteren Vorteil der Reform sieht der Kripochef in der zentralen Kriminaltechnik, die professionelle Spurensicherung für eine schnelle und objektive Beweisführung gerade bei schwerwiegenden Fällen leiste. Auch was Technik, Schulung und Handhabungssicherheit betrifft, bringe die Zentralisierung Vorteile, sagt Ruff. Höhere Professionalität gebe es etwa im Bereich Computerkriminalität. So stelle die Polizei dort mittlerweile sogar Computerspezialisten ein, "denen wir dann ›Polizei‹ beibringen", schmunzelt der Fachmann.

Ruff hat Zuversicht und Geduld, was die Polizeireform angeht. "Die Prozesswirkung entfaltet sich erst im Laufe der Zeit. Wer aufmerksam ist, nimmt jedoch schon jetzt die ersten Erfolge wahr."