Keine Berührungsängste: Die Herren von Tumnau erklärten gerne den Dobler Gästen allerlei mittelalterliches Streitgerät. Foto: Schwarzwälder-Bote

Bei Dobler Spectaculum 23 Lagergruppen und 40 Händler zu Gast

Von Winnie Gegenheimer

Dobel. Der Nagoldtaler Haufen, die Plattenwaldbarbaren aus Zaisenhausen, die Schlegler aus Heimsheim oder die Herren vom Deutschritterorden – alle versammelten sie sich drei Tage lang zur Markteröffnung am Dobler Wasserturm. Sie gaben Herold Joseph van Vlodrop, dem Vorsitzenden der organisie-renden Bruchsaler Ritterschaft, Antwort auf die Frage "Soll der Markt eröffnet wer-den? Wohl an, es sei!"

23 Lagergruppen, 40 Händler mit Speis, Trank und verschiedensten Waren, Gaukler und weiteres Volk – fast 500 Personen – bevölkerten das Lager des dritten Dobler Spectaculums am Turm, wie Marktorganisator Dirk Fuhrmann von den Bruchsalern schätzte. Sie selbst waren mit luftigem Bischofszelt, im Halbkreis darum herum rund zehn Übernachtungszelte, stark vertreten.

Wer in der Marktzeit durch die großzügigen Gassen flanierte, mit Panoramasicht bis zu den Pfälzer Bergen, der roch den Duft von Kartoffelfladen oder vom Ochs am Spieß, der hörte das "Pling" des Schmiedehammers auf dem Amboss oder das Wiehern der Ponys, die auf junge Reiter warteten. Der lauschte der Märchenerzählerin Susanna oder der Musik der Spielleut‘ Fortunatus. Der konnte an den Buden Trinkhörner, Holzbögen für Kinder, Met – in "Ragnars Sauferey" gleich zum Kosten – handgefertigte Lederbeutel oder Zauberstäbe bestaunen und erwerben. Letztere zum Selbstbemalen aus Mistelholz eigens von der Burg Hohenneuffen! Sich amüsieren durfte man über das Aushängeschild "Sklavin gesucht" ebenso wie über den bei der "Freserey" in einer Metallschüssel aufgestellten "Hundewein".

Mittelalterliches Lagerleben war rundum zu beobachten, von der Kettenhemdherstellung bis zur Essenszubereitung bei den Bickesheimer Spiegelfechtern oder den Ispringern. Gerne gaben die Vasallen der Mark Baden Auskunft dazu, welche heutigen Bräuche noch aus dem Mittelalter stammen. Der Edle von Tumnau erklärte interessierten Gästen mittelalterliche Waffen und Bestrafungsrituale.

In den Marktgassen waren allerlei prächtig gewandete Gäste, in bunten Gewändern und Schnabelschuhen, ebenso wie Gaukler anzutreffen – so wie Ragnar Gwynwulfson mit seiner Marionette Plumpa-quatsch, der nicht nur die klei-ne Marie mit seiner Begrüßung erfreute. Aus Dobel selbst, aber auch aus dem ganzen Enzkreis, aus Ettlingen oder Karlsruhe waren sie gekommen, sogar Urlaubsgäste aus dem Westerwald, um das Dobler Spectaculum zu erleben. Sie machten selbst beim großen Bogenschießturnier, beim Tjostspiel und beim Wikingerschach mit. Sie sahen die Vorführungen wie mittelalterliche Tänze oder die Schaukämpfe mit dem Schwarzen Ritter und seinen Waffenbrüdern von Brachmanoth. Sie maßen nach dem Einzug mit Trommelwirbel und Dudelsack, mit Schwert und Morgenstern ihre Kräfte. Und natürlich erlebten die Besucher die abendliche Feuershow mit Feuer-Schwertkampf und Feuerkugel-Jonglage. Was am Samstag leider durch das Nass von oben beeinträchtigt war. Wozu Herold Joseph, von Bischof Gerhard von Ehrenberg alias Willi Frank unterstützt, erklärte: "Der Regen war extra bestellt, um die Turnierbahn zu wässern, damit es bei den Schaukämpfen nicht so staubt!" Womit er allerdings nur den ersten Schauer meinte! Trotzdem tauchte auch am Sonntagmorgen das Ritter- und Gauklerlager wieder aus den Dunstschwaden der Regennacht auf.

Die Bruchsaler, zuverlässig bewacht vom Hauptmann der Wache Alexander Erling, planten in Person des Otto von Bolanden, im normalen Leben Schornsteinfegermeister Frank Geißler, schon wieder eine Erweiterung des Lagers für 2015. Wobei er betonte: "Ein großes Dankeschön geht an die Dobler, die ihre Wiesen für die Veranstaltung zur Verfügung stellen. Ohne die könnten wir unser Spectaculum gar nicht durchführen. Und das Gelände hat einfach Potenzial."