Antritt der ungarischen Bürgerwehr bei der Fronleichnamsprozession 2013. Foto: Gemeinde Foto: Schwarzwälder-Bote

Partnerschaft zwischen Dobel und dem ungarischem Tótvázsony besteht seit 20 Jahren / Gemeinderat erinnert sich

Von Winnie Gegenheimer

Dobel. 20 Jahre besteht die Gemeindepartnerschaft zwischen Tótvázsony, der kleinen ungarischen Gemeinde nahe des Plattensees, und der Nordschwarzwaldgemeinde Dobel. Am Wochenende vom 20. bis 22. Juni wird dies in Dobel gefeiert. Mancher erinnert sich noch gern an die Feier des zehnjährigen Bestehens der Partnerschaft, das in Tótvázsony vier Tage dauerte, wie Hauptamtsleiter Egbert Lacroix erzählt – mittelalterliche Ritterspiele inclusive.

20 Jahre Besuche und Gegenbesuche, Begegnungen, Veranstaltungen, Kennenlernen von Menschen und Region, wechselseitige Unterstützung, Entstehen von Freundschaften, Urlaube, Austausch und viele gemeinsame Erlebnisse haben beide Seiten mittlerweile auf vielfältige Weise profitieren lassen.

Die beiden Feuerwehren zum Beispiel verbindet eine enge Freundschaft, und das "Band" dazu ist auch das ehemalige Dobler Löschfahrzeug LF 16, das 2002 im fortgeschrittenen Alter von 31 Jahren gegen ein neues getauscht werden konnte. Da zu jener Zeit die Wehr in der Partnergemeinde erst im Aufbau befindlich und nicht mit viel Gerät ausgestattet war, war der Wechsel des alten Fahrzeugs vom Schwarzwald nach Ungarn schnell beschlossene Sache.

Nach einer kompletten technischen Überholung und mit einigem Zusatzmaterial ausgestattet, machte sich eine Feuerwehrabordnung, darunter der heutige Kommandant Werner Stängle, mit dem Fahrzeug auf den 1000 Kilometer langen Weg. "Je länger wir fuhren, desto besser zog das Fahrzeug", schmunzelt Stängle über die längste Fahrt des alten LF 16 – mit einer Spitzengeschwindigkeit von knapp 100 Kilometer pro Stunde. "Dreizehn Stunden waren wir unterwegs – reine Fahrzeit", erzählt Stängle, "und an der ungarischen Grenze hatten wir satte vier Stunden Wartezeit mit der Abwicklung der Einreise. Obwohl Tótvázsonys Bürgermeister János Magasi eigens mit den Papieren zur Grenze kam, um die Schenkung zu bezeugen." Auch heute noch ist das Fahrzeug in Ungarn im Einsatz, und ab und zu wird via Ferndiagnose aus Deutschland das eine oder andere knifflige technische Problem behoben.

Wie aber kam es überhaupt zu der Gemeindepartnerschaft? Gemeinderat Lothar König, damals schon im Gremium vertreten, erinnert sich gut. Es waren die Jahre nach der beginnenden Öffnung des Eisernen Vorhangs. Dass der damalige Dobler Bürgermeister Herbert Jäger ungarische Wurzeln hatte, bestärkte ihn darin, dort eine Partnergemeinde zu suchen. "Mit den Adressen von vier interessierten ungarischen Gemeinden fuhren wir im April 1993 los", erzählt König. Wir waren zu viert, Bürgermeister Jäger, Werner Vischer, Georg Bunz und ich. Der "Schorsch" Bunz hatte damals so einen großen Jaguar…" grinst! "…mit dem reisten wir komfortabel. Der erste der ungarischen Orte, grenznah, war aber so ein Kuhnest, ohne jede geteerte Straße. Die nächste Adresse war Tótvázsony. Schon die Anfahrt beeindruckte: eine weite Hochebene, zwei Meter Schnee, und das im April. "Grad mal eine Straße war da rausgefräst", beschreibt König, "das erinnerte uns sofort an Dobel!" …und überzeugte die vier Pioniere, sich den 1300 Einwohner zählenden Ort acht Kilometer vom Plattensee genauer anzusehen.

Als sich dann noch herausstellte, dass nicht nur Bürgermeister János Magasi – der das Amt übrigens auch heute noch bekleidet – eine deutschstämmige Frau hatte, sondern auch weitere von den einstigen Donauschwaben abstammende Bürger das Quartett sogar auf Deutsch begrüßten, waren die Würfel schon fast gefallen. Ein Abend in der Weinberghütte von Bürger-meister Magasi bei selbst ge-branntem Schnaps und Balaton-Wein tat ein Übriges. "Als wir nach zwei Tagen wieder abfuhren – des Neuschnees wegen haben uns die hilfsbe-reiten neuen Freunde erst mal mit unserem Sommerreifen-Jaguar anschieben müssen – war die Partnerschaft beschlossene Sache."

Am 14. Mai 1994 fand in Dobel die offizielle Partnerschaftsfeier mit Überreichung der Urkunde statt.