Besichtigung der "Quelle 5" im Dürreychtal, die möglicherweise für die Mannenbach-Wasserversorgung zukünftig genutzt werden könnte: stehend Wassermeister Stefan Kraft, knieend Wassermeister Alexander Lutz und Fachmann und Geologe Thomas Degen (rechts). Foto: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder-Bote

Trinkwasserquellen: Thomas Dege ist im Eyachtal aufgewachsen

In den vergangenen Monaten gab es wenig gute Nachrichten vom Zweckverband Mannenbach-Wasserversorgung (ZVMW) für seine sechs Mitgliedsgemeinden.

Dobel. Diese lauteten: dauerhafter Rückgang der Quellschüttungen im Eyachtal, ausreichende Wasserversorgung ernsthaft gefährdet, kostspieliger Zukauf von Bodenseewasser von den Stadtwerken Pforzheim.

Quellsanierungen und Probebohrungen im Bereich der Großen Wiese brachten wenig Erfolg. ZVMW-Geschäftsführer Reinhold Varwig informierte den Dobler Gemeinderat im Mai ausführlich über die Situation (wir berichteten).

Jetzt hat ein promovierter Geologe und wissenschaftlicher Angestellter der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Bewegung in die Sache gebracht.

Thomas Degen, seit Mitte der 1990er-Jahre am Institut für Geowissenschaften und Geografie in Halle, Schwerpunkte im Bereich Petrologie und Lagerstättenforschung in Skandinavien, und bei der Betreuung zahlreicher studentischer Bachelor- und Masterarbeiten aktiv, ist im Eyachtal aufgewachsen. Genauer gesagt: im hintersten, badischen Zipfel, im Forsthaus Dürreych.

Seine Heimat besucht er noch immer regelmäßig, bringt Studenten zu Exkursionen mit. Und trifft dabei – interessehalber wie räumlich bedingt – die Mitarbeiter des ZVMW.

Kontaktaufnahme klappt

"Wenn er in der Gegend ist, laufen wir uns immer mal über den Weg", berichtet Wassermeister Stefan Kraft, "da habe ich unserem Geschäftsführer Reinhold Varwig den Tipp gegeben, dass Degen sich im Eyachtal sehr gut auskennt". Die Kontaktaufnahme klappte – und verspricht Erfolg.

Insgesamt sechs Quellen im hinteren Eyachtal – nach dem Lehmannshof Richtung Dürreych – konnte Degen ZVMW-Betriebsleiter Wilfried Seitz im Juni bei einer Begehung zeigen, die als Trinkwasserquellen in Betracht kommen.

Die Mitarbeiter des ZVMW haben hier Messpegel aufgebaut, überprüfen wöchentlich die Schüttung über einen Zeitraum bis Frühjahr 2018, um Erkenntnisse über Ergiebigkeit und Konstanz zu gewinnen. "Als wir früher an diesen Stellen nach Niederschlägen Wasser laufen sahen, haben wir Oberflächenwasser vermutet", so Kraft. Insider Degen zeigte ihnen die Quellaustritte.

Mittlerweile liegen neben den Schüttungsmengen der ersten Monate – durchschnittlich rund 15 Liter pro Sekunde bei der stärksten und immerhin um fünf Liter pro Sekunde bei den nächsten Quellen – auch die Prüfberichte eines wasserchemischen Institutes vor. Die Analyse sehe gut aus, wie auch Tippgeber Degen beim aktuellen Besuch im Eyachtal feststellt: keine Trübung, geruchlos, praktisch keine Nitratbelastung.

"Wir sind hier im Tal von keinerlei Düngungsrückständen landwirtschaftlicher Nutzung betroffen", erklärt Wassermeister Kraft.

Die hinter dem Forsthaus Dürreych gelegene, hinterste Quelle wäre die ergiebigste. Alle liegen etwa auf demselben Höhenniveau, kommen momentan noch ungefasst aus dem Boden. Degen kennt die Quellen seit seiner Kindheit, entwickelte früh seine Liebe zur Region und vor allem zum Wasser. "Hier kenne ich jeden Stein und jedes Wasser", schmunzelt der 62-Jährige. Und in der Tat: Jeden noch so feinen Strich auf einer großformatigen, regionalen Karte kann er als ganz bestimmten Bach- oder Quellverlauf genau identifizieren.

Degens Vater war Förster im Forsthaus in der Dürreych. Dort aufzuwachsen, so der Geologe, sei "wie in einer anderen Welt" gewesen. Sein täglicher Schulweg ging über das "Kreuzle" und Reichental nach Gernsbach, wo er sein Abitur machte. "Lange hatten wir noch keine Stromleitung zum Forsthaus", erzählt er, "die Waschmaschine lief über ein Dieselaggregat, eine über – genau – eine Quelle betriebene Wasserturbine lieferte uns weitere Energie."

Wenn er mal ungestört telefonieren wollte, sagt er grinsend, nahm er die fünf Kilometer lange Strecke zum Telefonhäusle an der Eyachmühle auf sich. Und auch wieder zurück. Bereits als Schüler Anfang der 1970er-Jahre hat Degen für das Wasserwirtschaftsamt Pegel an Dürreych, Brotenau und Eyachmühle gebaut – und nie den Kontakt hierher verloren.

Das könnte sich jetzt für alle Mannenbachwasser-Bezieher auszahlen. ZVMW-Geschäftsführer Varwig wird mit dem Regierungspräsidium in Karlsruhe über die auf badischem Gebiet befindlichen Quellen in ein Genehmigungsverfahren gehen, sollte sich die Kontinuität der Schüttungen bis Frühjahr 2018 bestätigen. Natur- und gewässerschutzrechtliche Fragen sind abzuklären. Denn, so Wassermeister Kraft: "20 Sekundenliter wären der ideale Puffer, den wir in der Summe für unsere Wasserversorgung bräuchten."