Mehr als 100 Besucher feierten auch in diesem Jahr wieder die Waldweihnacht beim Lotharkreuz auf dem Dobel. Seit fast 30 Jahren begleitet die Bläsergruppe der Familie Mayer aus Schwann diese Veranstaltung. Foto: Helbig Foto: Schwarzwälder-Bote

Waldweihnacht: Geschichte nach dem Matthäus-Evangelium bleibt aktuell

Von Bernd Helbig

Dobel. Fackeln wiesen den Weg zur Waldweihnacht beim Lotharkreuz, wo sich weit mehr als 100 Menschen um den erleuchteten Christbaum und die Krippe versammelt hatten. Das Licht, das aus Jerusalem gebracht wurde, ist auch auf dem Dobel angekommen und erleuchtete die hereinbrechende Nacht.

Traditionelle Botschaft

Das Licht von Bethlehem wird überall dort sichtbar, wo es Nacht und dunkel ist. Das sei die traditionelle Botschaft zu Weihnachten, sagte Pfarrer Ludwig Thon, der die Andacht hielt. Die Bläsergruppe der Familie Mayer aus Schwann ist seit fast 30 Jahren dabei und begleitet die Lieder, zum Auftakt wurde "Lobt Gott ihr Christen alle gleich" angestimmt.

Ehemalige Konfirmanden lasen die Liturgie und begannen mit dem Propheten Micha, der die Ankunft des Messias in Bethlehem ankündigt. Von dieser Verheißung handelt auch das anschließend gesungene Lied, "Es ist ein Ros‘ entsprungen".

Die Weihnachtsgeschichte nach dem Matthäus-Evangelium, in der erzählt wird, wie die drei Weisen die Krippe finden, wurde in Szene gesetzt. Was der Engel zu verkünden hat, hört sich gar nicht gut an, er warnt vor Herodes, der kommen und Terror ausgießen wird über Bethlehem. So begibt sich Josef und Maria auf die Flucht nach Ägypten und Jesus wird zum Flüchtlingskind. Womit man auch in der Neuzeit angekommen war.

Die Geschichte werde selten gelesen, sagte Thon, denn sie sei zu grausam. Und das Bestürzendste daran sei, sie sei zu realistisch. Denn auch heute sei Bethlehem kein sicherer Ort.

Grund dafür sei, dass die Menschen in ihrer Gier nach Macht und Reichtum stets bereit seien, zum Äußersten zu gehen und Situationen schaffen, die Menschen zu Flüchtlingen werden lassen, anstatt diese im eigenen Land gut zu behandeln, das sei der Skandal. In diese Welt komme Gott mit dem Kind und seiner Liebe. Das Entscheidende sei, dass Gott ein Herz habe für die Verfolgten und Schwachen. Unsere Aufgabe sei es, den Friedenswillen des Jesuskinds in unserer eigenen Umgebung fortzusetzen und weiterzugeben.

Nächstes Licht wartet

"Gott gib, dass wir das Licht aus Bethlehem auf diese Weise in unsere Herzen nehmen können", so Thons Bitte. Das gemeinsame "Vater unser" und der Segen beschlossen die Andacht. Auch das Lied "Stille Nacht" gehört immer zur Waldweihnacht. Dann wurden die Besucher in die Nacht entlassen, doch 100 Meter weiter, beim Bauwagen, wartete schon das nächste Licht in Gestalt eines Glühweins.