Auszeichnung für 40 Jahre aktiven Feuerwehrdienst und Überreichung der Ehrennadel des Landes in Gold bei der Feuerwehrhauptversammlung in Dobel für Stefan Kraft, Karl-Heinz Neuweiler und Martin Kraft (Zweiter bis Vierter von links), eingerahmt von Bürgermeister Christoph Schaack (links) und Feuerwehrkommandant Werner Stängle. Foto: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder-Bote

Ehrenamt: Martin und Stefan Kraft sowie Karl-Heinz Neuweiler sind zusammen 120 Jahre bei der Feuerwehr

Von Winnie Gegenheimer

120 Jahre ehrenamtlich retten, löschen, bergen und schützen – mit der Ehrung von gleich drei Feuerwehrkameraden für 40 Jahre aktiven Dienst hat die Dobler Wehr ein besonderes Ereignis gefeiert.

Dobel. 1976 beschlossen die Schulkameraden Martin Kraft und Karl-Heinz Neuweiler, gerade 18 Jahre alt, der Freiwilligen Feuerwehr beizutreten. Cousin Stefan Kraft, noch 17 Jahre alt, wurde "einfach mitgeschleift". Seit vier Jahrzehnten prägen sie jetzt die Feuerwehr mit.

Von Äußerlichkeiten wie Rang oder Uniformen halten sie alle drei nicht viel. "Mein Dienstgrad? Ich glaube, Hauptlöschmeister", grinst Stefan Kraft. Als Wassermeister beim Zweckverband Mannenbach leistet er der Wehr wertvolle Dienste, kennt das Leitungsnetz und seine Tücken, kann auch der Kommune wichtige Tipps zur Optimierung geben. Bis vor fünf Jahren war er als Atemschutz-träger aktiv, heute noch als Gruppenführer.

"Wir haben Dinge im Einsatz gelernt"

Einig ist er sich mit seinen beiden Kameraden, dass der Ausbildungsstand der heutigen jungen Feuerwehrleute deutlich höher ist als damals. "Wir haben Dinge im Einsatz gelernt. Sie absolvieren heute viel mehr Übungen und Ausbildung, mit verbesserten Möglichkeiten wie dem Brandschutzcontainer."

"Höhen und Krisen gab es immer einmal bei der Wehr", verrät Martin Kraft. "Erst einige Jahre nach unserem Eintritt gründete der damalige Kommandant Fritz Treiber die Jugendwehr. Nachwuchsarbeit war vorher Fehlanzeige. Wir lernten von den 20 Jahre älteren Kollegen – da gab es deutliche Hierarchien." Und dann schmunzelt er: "Im Nachhinein sieht man: Es ist viel hängengeblieben! Ich höre noch heute Wilhelm König beim Ausrücken: Johann, fahr langsam, es pressiert!" Heute freut es ihn, dass die Jungen zu ihnen als Älteren zum Aus-tausch kommen. Martin Kraft war einer der ersten Jugend-leiter, mehr als zehn Jahre stellvertretender Kommandant und in den 1990er-Jahren fünf Jahre lang Kommandant. Kein angepasster, sondern einer mit eigenen Ideen: "Mit Gerd Zauner zusammen habe ich den Bau eines kombinierten Feuerwehrgeräte- und Bauhofareals angestrebt. Leider wurde nichts daraus." Heute hat sich der Ober-brandmeister, da berufsbedingt nicht tagesverfügbar, im Übungs- und Einsatzbetrieb zurückgenommen. Gemeinsam mit Neuweiler, seinem langjährigen Freund – besser bekannt als Bagger-Karle –, hat er das Händchen gehabt, in einer schwierigen Feuerwehrzeit die Kameradschaft neu zu beleben: Auch bei den Feuerwehrleuten geht die Liebe schließlich durch den Magen! "Ich bin der einzige kulinarische Zugführer im Kreis", flachst er, "wenn wir kochen – bei internen Veranstaltungen oder nach Übungen – dann richtig!. Auch beim Dorfwiesenfescht sind die Feuerwehrkochkünste legendär. Gern erinnert sich Bagger-Karle an den Ochsengrill, noch an altem Standort des Festes: "Der halbe Ochse, den wir als Nachschub brauchten, war erster Passagier in Fritz Treibers neuem Leichenwagen." Die Feste boten stets Besonderes und sind deshalb bis heute so beliebt. Ohne Bagger, Lastwagen oder Radlader von Hauptfeuerwehrmann Neuweiler wären "Bergalm" oder "Dobelberga" am Magazin nicht möglich gewesen. Wen wundert’s, dass der Maschinist mit seinem Betrieb auch schon als "Partner der Feuerwehr" ausgezeichnet wurde. "Uns war immer mulmig", erzählen die Cousins Kraft, "wenn wir sahen, wie er schräg am Abhang mit dem Bagger rangierte."

Zunächst keine Notfallseelsorger

Von den Ausflügen schwärmen alle. Die ist wichtig. Denn in 40 Jahren gab es auch schwere und traurige Momente zu verarbeiten. Ohne Notfallseelsorger, wie sie betonen. An den ersten Verkehrstoten, den sie bergen mussten, erinnern sie sich genau: "Stefan, hatten wir da nicht gerade dein Schlafzimmer gespachtelt, als wir ausrücken mussten?" Von verunglückten Familienangehörigen, von Feuerwehrkameraden, von gefährlichen Bränden können sie erzählen, wie dem bei Kull in der Oberen Dorfstraße, wo es mehrfach brannte. Von dem Brand in der Hauptstraße, wo ein Kamerad bei einem Stromschlag einen Riesenschutzengel hatte. "Während eines Einsatzes", beschreibt Stefan Kraft, "schaltet mein Hirn alles andere aus. Ich konzentriere mich nur auf das, was ich tun muss. Egal, wer da wie liegt und was drumherum passiert."

Und das sagt Kommandant Werner Stängle: "Der Stefan, der lebt den Wassermeister. Und wenn er mal poltert, weil ihm was nicht passt, will er eigentlich nur immer das Beste für alle. Der Martin, der konnte schon immer mit Witz und Charme punkten. Er ist einer, der überlegt handelt und Menschen führen kann. Der Karl-Heinz ist ein absoluter Macher. Er ist immer da und hilft – auch wenn er es oft auf die letzte Minute ankommen lässt."