Jutta Bärsch, Ulrich Schlageter, Andreas Derbogen und Jenny Hahn von "Bärschs Kleiner Bühne" ließen in Gößlingens Gasthaus Krone den legendären Loriot seinen Schabernack treiben. Foto: Riedlinger Foto: Schwarzwälder-Bote

Szenen von Loriot erfreuen Publikum in Gößlingen / Feine Nuancierungen in der geschliffenen Wortwahl

Dietingen-Gößlingen (rd). Eine Hommage an den unvergesslichen Vicco von Bülow alias Loriot zeigte "Bärschs Kleine Bühne" auf Einladung der Initiative Kunstbank Gößlingen im Gasthaus Krone.

Die Zuschauer im fast vollbesetzten Saal amüsierten sich köstlich über gespielte Szenen und Sketche. Loriots Preziosen seien von schier zeitloser Allgemeingültigkeit, hieß es bereits in der Vorankündigung. Dies bestätigte sich am Abend ein weiteres Mal. Jutta Bärsch (auch Regie), Andreas Derbogen, Jenny Hahn und Ulrich Schlageter spielten viele Szenen, die praktisch jeder schon mal im Fernsehen gesehen hat.

Dabei leben die Sketche wie der um Lottogewinner Erwin Lindemann, der vom Fernsehen interviewt wird, oft von der Schusseligkeit ihrer Akteure. Eigentlich soll er nur seinen Namen sagen und dass er den Papst besuchen, eine Island-Reise machen und danach eine Boutique in Wuppertal mit seiner Tochter eröffnen möchte. Doch der Mann ist nervös, verschiedene Umsetzungen von Licht und Ton tun ihr Übriges, und am Schluss ist zur Freude des Zuschauers alles durcheinander.

In einem weiteren Sketch wird trefflich um die Länge des Kochens eines Frühstückseies diskutiert. Die Szenen leben davon, dass die Kontrahenten überspitzt Formulierungen aufgreifen, sie ins Absurde verändern und damit aneinander vorbei reden.

So hervorragend kam die Szene "Zwei Herren im Bad" an, dass diese zum Schluss als Zugabe ein zweites Mal gespielt werden musste. Herr Doktor Klöbner und Herr Müller-Lüdenscheid finden sich in einer gemeinsamen Wanne wieder. Herrlich komisch wird allen Ernstes um das Einlassen des Badewassers sowie dessen Temperatur diskutiert. Und auch die Gummi-Ente oder die Dauer des Luftanhaltens unter Wasser haben ihren festen Platz in diesem Disput.

Feine Nuancierungen in der geschliffenen Wortwahl ergeben eine ganz eigene Situationskomik. Da wird schon mal der Mann bei der Eheberatung nach seiner Lieblingsfarbe gefragt. In seiner ausführlichen Art erklärt er darauf, dass es eigentlich eine ins bläuliche, ins grünliche oder auch ins rötliche tendierende Farbe sei, Hauptsache sie sei grau.

Ähnlich konkret geht es bei der Wahl eines Abendkleides vor dem Ausgehen zu einer Veranstaltung zu. Ob ein blaues Kleid, ein grünes mit Ausschnitt oder das beige, das sie gerade anhat: durch das Verdrehen der Aussagen ins Umgekehrte wandelt sich der Sinn abstrus und lässt am Ende nur einen Schluss zu: "Mit dir kann man sich über Politik, die Wirtschaftskrise oder die Benzinpreise unterhalten, aber über nichts Wichtiges!"

Dazwischen wird schon mal eine Radiodurchsage eingespielt, in der ein Sprecher eine Steuerermäßigung der Regierung kommentiert und diese ins Sinnlose hochrechnet, sodass angeblich "für einen 93-jährigen Angestellten mit 53 Kindern" ein Steuervorteil von mehr als 300 000 Mark herauskommt. Und auch das Dinner mit gepflegter Konversation, das in mehreren Durchgängen wieder und wieder geübt wird und aufgrund des genossenen Alkohols unweigerlich zusehends aus dem Ruder läuft, brachte den Zuschauern in der "Krone" so viel Vergnügen und Kurzweil, dass sie sich schon jetzt auf die nächste Kostprobe von "Bärschs Kleiner Bühne" im November freuen.