Glückliche Schweine auf dem Hezelhof in Irslingen: An ihnen geht der sogenannte "Dioxinskandal" vorbei. Foto: Hezel

Zu Unrecht in die Defensive gedrängt sehen sich Landwirte nach dem "Dioxin-Skandal".

Kreis Rottweil - Zu Unrecht in die Defensive gedrängt sehen sich Landwirte aus dem Landkreis Rottweil nach dem sogenannten "Dioxin-Skandal" in Norddeutschland. Sie vermissen Sachlichkeit, die bei einem Informationsgespräch auf dem Hezelhof in Irslingen nicht zu kurz kommt.

Manfred Haas, Vorsitzender des Kreisbauernverbands, und Christoph Hezel sehen sich keineswegs als Verursacher dieses Skandals, der zur Folge hat, dass Schweinemastbetriebe sehr schnell in Liquiditätsschwierigkeiten kommen können. Die Preise sind gefallen – bei den Schweinen innerhalb von drei Wochen um fast 30 Prozent, verdeutlicht Hezel. "Das ist substanzzehrend für viele Betriebe."

Keineswegs angetan zeigt sich ebenfalls der Agrarhandel. Wilhelm Lohrmann von der Klostermühle Heiligenzimmern betont, dass sein Betrieb, den er zusammen mit Gottfried Lohrmann führt, strengen Kontrollen unterliege, der Wirtschaftskontrolldienst mehrmals im Jahr unangemeldet komme.

Hans Klaiber, Leiter des Landwirtschaftsamts im Landratsamt Rottweil, sagt, dass in der Region qualitativ hochwertige Nahrung produziert werde. Dies unterstreichen die Erzählungen von Erhard und Christoph Hezel. Ihre Schweine bekommen Getreide aus eigenem Anbau zu fressen sowie Sojaschrot und Mineralstoffe. Letztere machen etwa drei bis vier, das Getreide jedoch 75 Prozent der Nahrung aus. Vermarktet werden die Tiere an lokale und regionale Metzger.

Ministerin Aignerer hält Lob von Bauern aus der Region

Transparenz ist für die Landwirte ein hohes Gut, nicht nur in diesen schwierigen Zeiten. Während Klaiber auf die "Gläserne Produktion" verweist, die seit 21 Jahren Einblick in Bauernhöfe der Region gewährt, gibt es immer wieder Betriebsführungen. Zum Beispiel auf dem Hezelhof und in Flözlingen bei Manfred und Willi Haas.

Apropos Schweine: Die Anzahl im Landkreis Rottweil hat sich in den vergangenen 30 Jahren kaum verändert. 1979 waren es nach einer Statistik des Landes 37 481. Mittlerweile seien es 39 860, ergänzt Hans Klaiber. Dafür haben sich diese Betriebe drastisch reduziert: von 2376 auf lediglich 378.

Gesteigert hat sich nach Ansicht der Experten dafür die Qualität. Manfred Haas: "In einem modernen Stall mit Belüftung geht es den Tieren oft besser." Erhard Hezel ergänzt: "Wir müssen unsere Tiere optimal halten. Sie sollen sich wohlfühlen und wachsen, sonst würden sich die Stallkosten erhöhen." Und Wilhelm Lohrmann merkt an, dass es im Gegensatz zu früher bessere Nahrungsmittel gebe – der hygienische Standard in der Lagerhaltung sei heute wesentlich höher –, die Bevölkerung ernähre sich aber manchmal falsch, im Sinne von zu einseitig.

Mittlerweile haben die Landwirte der Region das Gefühl, dass ihnen im Zeitalter des weltweiten Handels, mit unterschiedlichen Standards und Kontrollen in Deutschland und außerhalb, mit Vorgaben der Politik und der Bürokratie sowie deren Umsetzung das Heft des Handelns immer mehr entgleitet. "Der Kunde sieht das eine Ei am Sonntag, das er genießt", sagt Manfred Haas, "aber nicht die 20 anderen, häufig aus Osteuropa, die er unter der Woche in welcher Form auch immer, sei es in Nudeln, Backwaren oder sonst was zu sich nimmt."

Ein Ausblick: Wie in anderen Branchen haben die Landwirte bessere Zukunftschancen, die über mehrere Standbeine verfügen. Auf dem Hezelhof sind es außerdem der Ackerbau und die Erzeugung von erneuerbarer Energie.

Von der Politik – die als besonnen beschriebene Bundesministerin Ilse Aigner erhält Lob – fordert der Verband Rahmenbedingungen ein, um die Wetterrisiken und die Volatilität auf den Märkten abfedern zu können, so Haas. Dafür kämpfe er. Weitere Worte werden sicherlich am Samstag, 29. Januar, ab 13.30 Uhr fallen – bei der Mitgliederversammlung der Kreisbauernverbände Rottweil und Tuttlingen in der Frittlinger Leintalhalle. Anwesend ist auch der stellvertretende Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands.