Die im "Hasen" anwesenden Bürger stärken Frank Scholz (links) überwiegend den Rücken. Fotos: Schmidt Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgermeisterwahl: Ein Abend mit Frank Scholz / Den Verkehr auf der Ortsdurchfahrt will er ausbremsen

Von Anja Schmidt

Bei seinem Bürgergespräch im "Hasen" in Dietingen schlug Bürgermeister Frank Scholz viel Sympathie entgegen. Deutliche Worte richteten die Bürger nur gegen die Presse. Lediglich einer griff die kritischen Punkte aus Scholz’ Amtszeit auf.

Dietingen. Während bei der gemeinsamen Kandidatenvorstellung vor einer Woche die Halle voll war, sind die persönlichen Runden der Kandidaten nur spärlich besucht. Auch Frank Scholz lockte nur einen kleinen Kreis an, der ihm aber den Rücken stärkte.

Die anwesenden Dietinger sind freundlich und wohlwollend. Sie verstehen sich untereinander, und die Stimmung ist gut. Sie schenken Scholz Aufmerksamkeit für die gelungenen Projekte während seiner 16-jährigen Amtszeit und applaudieren. Ein Heimspiel für Scholz. Gleichwohl – diese Gunst nutzt er nicht aus. Er bleibt sachlich und ruhig, trägt nicht zu dick auf und erläutert gewissenhaft seine Bemühungen um eine familienfreundliche Gemeinde, eine lebendige Dorfgemeinschaft und die Infrastruktur.

Die mit Kindergarten, Kinderkrippe, Schule und Seniorenpflegeheim sichtbaren Leistungen schreibt er sich nicht allein zu: "Das haben wir erfolgreich miteinander erarbeitet, das habe ich nicht allein erreicht, sondern mit der Bürgerschaft und dem Gremium an meiner Seite".

Auch gesteht er ein, dass die gewerbliche Entwicklung der Gemeinde lange Jahre in Rückstand lag. Die Eigentümer der Schillgasse hätten "nichts gemacht, wir waren blockiert", erklärt er. Erst die jüngste Eigentümerfamilie sei "zugänglich", weshalb vier Betriebe angesiedelt werden konnten, und sich das Gewerbe in Irslingen zu einem positiven Gesamtkonzept entwickeln konnte. Die Wohnbauentwicklung, die Scholz sonst gern als beispielhaft für den guten Weg Dietingens heranzieht, umreißt er nur sehr kurz. Bei seiner möglichen Wiederwahl werde er sich weiter bemühen, die Schule voranzubringen, die Aufenthaltsqualität in der Ortsmitte zu verbessern und den Verkehr auf der Ortsdurchfahrt auszubremsen.

Schneider: "Wo gearbeitet wird, werden auch Fehler gemacht"

Scholz trägt trotz Wahlkampf nicht dick auf, zeigt sich aber ebenso wenig bereit, Missstände aufzuklären oder den Riss, der sich nicht nur durch den Gemeinderat zieht, zu bedauern oder gar Lösungen anzubieten. Vorwürfe gegen andere unterlässt er ebenso.

Ganz anders die anwesenden Bürger. Sie fühlen sich von der Berichterstattung der vergangenen Jahre empfindlich getroffen. Von der Außenwirkung, die ein schlechtes Bild von Dietingen gezeichnet hätte. "Wo gearbeitet wird, werden auch Fehler gemacht", sagt Ewald Schneider unter Beifall. Während auf die Missstände unermüdlich hingewiesen worden sei, behauptet er, wurde "nirgendwo erwähnt, was erreicht wurde". "Wir haben eine gute Infrastruktur mit Einkaufsmarkt, Seniorenheim, Arzt und Schule, was wollen wir mehr?" Und ein anderer Bürger ergänzt: Dietingen sei eine lebens- und liebenswerte Gemeinde, doch es werde nach "jedem Krümel" gesucht, um die Gemeinde negativ darzustellen. Als "ohne Anstand" verurteilt Schneider einen anonymen Briefeschreiber, der den Schultes stark kritisiert hatte (wir berichteten). Die Begründung, dass die Dietinger Bürger Angst vor Repressalien hätten, sei "total übertrieben".

Ein Gleichklang, der sich durch die beiden besetzten Tischreihen zieht. Bis sich ein einzelner Finger erhebt. "Zu Fehlern sollte man aber auch stehen, und nicht versuchen sie kleinzureden". Und Fehler habe es nun mal gegeben. Etwa, was Klaus Weisser als Böhringens Ortsvorsteher "angetan wurde" oder Fehler in der Ausschreibung zur Befüllung des Hummelbergs, weshalb sogar die Aufsichtsbehörde habe einschreiten müssen. "Dazu müssen sie stehen Herr Scholz, und es nicht einfach unter den Tisch kehren", sagt einer der Anwesenden. Scholz reagiert, weist die Vorwürfe aber von sich.

"Ich habe noch nie mit dem Finger auf andere gezeigt", sagt er. "Es gibt aber immer zwei Seiten. Die Vorgänge dem Bürgermeister anzulasten, ist nicht fair". Die Zeit sei verloren gegangen, so seine Begründung. "Das war aber nicht meine Schuld."

"Die Ruhe", die Scholz dabei an den Tag gelegt habe, stieß bei Schneider auf Bewunderung. "Ich hätte da nicht ruhig bleiben können", betont er. Aber, so nun auch seine Sicht, "hätte eine Klarstellung wohl geholfen".

Ein paar Fragen zum Ort werden dann doch noch gestellt. Ein Bürger wünscht sich etwa Urnenwände auf dem Friedhof. Scholz lehnt erst ab. Ortsvorsteherin Bettina Baur hingegen findet den Vorschlag gut, weshalb Scholz verspricht, das Thema aufzunehmen. Konkrete Pläne zum Fortbestand der Arztpraxis lägen nicht auf seinem Tisch, reagiert Scholz auf eine weitere Nachfrage, kann aber Positives zum Miteinander mit den jugendlichen Asylbewerbern im Wohngebiet berichten.

Zum Vorschlag, ein Blockheizkraftwerk einzurichten, antwortet Scholz mit dem bereits eingerichteten Nahwärmekonzept, an das weitere öffentliche Einrichtungen angebunden werden könnten. Wie etwa das Pflegeheim, das absehbar erweitert und um Tagespflegeplätze ergänzt werden soll. Die Sanierung der Heubergstraße soll im kommenden Jahr erfolgen. Ob im Gesamtkonzept mit der Ortsgestaltung, werde sich zeigen.

Die Fragen zu den Straßen, sie im Ensemble zu verengen, den Bürgern oder dem Verkehr den Vorrang einzuräumen, und ob die große oder kleine Lösung anvisiert werden könne, würde sich aus den Gesprächen mit den Anliegern ergeben, so Scholz. Noch sei alles offen.