Kindergartenneubau ohne Container möglich / Dafür wird Rathausstraße in Dietingen eine Sackgasse

Dietingen (apf). Beifall in der Zehntscheuer. Einstimmig stimmt der gemeinsame Bauausschuss kurz vor Toreschluss für eine neue Kindergarten-Planung in Dietingen. Auf den Container als Interimslösung während der Bauphase kann somit verzichtet werden. Alles wird gut?

Die Chancen stehen auf jeden Fall nicht schlecht, wie aus den Worten der Redner – Architekt Heiner Giese, Diözesanbaumeister der Diözese Rottenburg, Architekt Peter Koczor (Büro ktl, Rottweil) und Bürgermeister Frank Scholz – zu entnehmen ist. Die Lösung, die vorgestellt wird, sieht vor, den neuen Kindergartenbau auf die Rathausstraße und auf die Stelle zu setzen, die für den Container gedacht war. Dies bedeutet, dass die Straße Sackgasse wird und nicht mehr bis zur Lehrstraße reicht. Und dass etliche Fragen auftauchen. Die Frage nach der Realisierbarkeit: Ja, sagen Architekten und Bürgermeister. Einerseits wollen Kirchengemeinde und bürgerliche Gemeinde entsprechende Grundstücke tauschen. Das erforderliche Areal auf der sogenannten Festwiese und der Rathausstraße gehört der bürgerlichen Gemeinde, der Standort des jetzigen Kindergartens der Kirchengemeinde. Selbiger wird von der katholischen Kirchengemeinde geleitet, die bürgerliche Gemeinde finanziert den Großteil. Auf der Straße könne gebaut werden, Wasserleitung und Kanal stören nicht, beide seien "einfach zu beherrschen", so Scholz. Außerdem sei die Rathausstraße erst 1973 bis zur Lehrstraße ausgebaut worden, vorher sei sie eine Sackgasse gewesen. Die Frage nach den Finanzen: Ein heikles Thema. Einerseits haben die Kosten für den Container mächtig gestört. Aus den vor etwa elf Monaten vom Bürgermeister genannten "mehr als 130 000 Euro" sind nach letzten Angaben etwa 300 000 Euro geworden. Viel Geld, das benötigt wird, aber nach Ende des Kindergartenbaus und dem Abtransport des Containers nicht mehr sichtbar ist. Dies haben Bürger in diesem Jahr wiederholt angesprochen, zuletzt Rolf Fußnecker Anfang Oktober im Dietinger Ortschaftsrat. Andererseits gibt es über die Kosten für die neue Variante momentan noch keine Angaben. Zu frisch sei die Planung, heißt es. Peter Koczor müsse sie noch berechnen. Erfreulich: Sie seien laut Scholz "beherrschbar". Von einer eventuellen Kosteneinsparung spricht Heiner Giese. Die Ausgaben sollen nach derzeitigen Angaben 2,2 Millionen Euro plus 300 000 Euro für die Container betragen, also 2,5 Millionen Euro. Beim Vermerk für den neuen Vorschlag sind – Stand: 10. November – als eine Hausnummer 2,4 Millionen Euro notiert. Die Frage nach Vorteilen: Hier sind mehrere Punkte zu nennen. Vorteile für den Kindergartenbetrieb, die Flächen im Außenbereich sind größer und haben eine Ausrichtung nach Südosten, also mit mehr Sonne. Der Kindergarten muss nur einmal umziehen: vom alten Kindergarten, der dann abgerissen werden soll, in den neuen. Und die Kreuzung am Rathaus als Gefahrenschwerpunkt werde beruhigt, wie Alexander Ettwein anmerkt. In der Ortschaftsratssitzung am 1. Dezember soll über die städtebauliche Entwicklung "öffentlich" (Scholz) beraten werden. Die Frage nach Fallstricken: Darüber wird nicht groß gesprochen. Verständlich. Aber vielleicht gibt es auch keine. Immerhin muss jedoch die Containerbestellung storniert werden. Nicht mehr als 60 000 Euro wolle man laut Koczor dafür aufwenden. Dies scheint der Vertragspartner anders zu sehen. Seine Forderungen seien "deutlich höher". Folge: "Wir schalten einen Anwalt ein."

Der Zuschuss des Landes – laut Bürgermeister immerhin 380 000 Euro, auf die die Gemeinde nicht verzichten könne – sei nicht gefährdet. Da es der gleiche Baukörper sei, so Scholz, und das gleiche Konzept, also Kindergarten und Kinderkrippe unter einem Dach, habe die Gemeinde in Freiburg beim Regierungspräsidium die Sachlage "geklärt".

Auch die Frage, ob man baurechtlich den "mutigen Schritt" gehen könne, scheint gelöst. Wie der Bürgermeister mitteilt, sei mit den Behörden darüber gesprochen worden. Die Frage, warum nicht gleich so: Damit selbige nicht zu laut gestellt wird, spricht Heiner Giese die verschiedenen Schritte an, die seit dem Start der Planungen vor drei, vier Jahren gegangen wurden: von Schritt eins mit der Sanierung des Kindergartens und dem Anbau der Kinderkrippe über den Neubau des Kindergartens, über Gedankenspiele für die Interimslösung (Zehntscheuer und Schule, die beide aus unterschiedlichen Gründen nicht verwirklicht werden konnten oder wollten), bis hin zur Interimslösung mit dem Container und nun zu Schritt acht mit dem Neubau am Standort des Containers. Auch weist der Diözesanbaumeister darauf hin, dass es aus seiner Praxis üblich sei, in kleinen und ländlichen Gemeinden konservativ und sukzessive vorzugehen. Reiche Gemeinden oder Städte könnten gleich mit einer Neuplanung starten und einen Architektenwettbewerb ins Leben rufen. Nicht zu vergessen sei ebenso, dass zwei Bauherren (Kirche und Gemeinde) involviert seien. Die Frage nach dem weiteren Zeitplan: Dieser wird sportlich. Vor allem für das Architekturbüro ktl. Ziel ist, den Umzug zum Schuljahresbeginn 2016/17 über die Bühne zu bringen. Der Baubeginn soll Mitte Mai 2015 erfolgen, die Vergabe der Arbeiten Anfang Mai. Die nächste Sitzung des gemeinsamen Ausschusses ist für Dienstag, 9. Dezember, vorgesehen. Dann soll die Planung umgesetzt sein, so Koczor. Gegenüber der Container-Lösung spricht der Architekt von einer Verzögerung von eineinhalb Monaten. Das jetzige Gebäude sei stark sanierungsbedürftig, ergänzt noch der Bürgermeister. Die Frage nach der Information: Diese sei geklärt, sagt Frank Scholz auf Klemens Schmids Anregung, darüber zu sprechen. Kirchengemeinderat, Ortschaftsrat, Gemeinderat und Ausschuss des Gemeinderats seien alle informiert gewesen. Nichtöffentlich. Die Frage nach der Freude: Der Bürgermeister freut sich über die neue Planung und spricht von einer "besseren Qualität für unsere Kinder". Und Pfarrer Hans Schlenker, Leiter des gemeinsamen Bauausschusses, freut sich darauf, dieses Jahr, anders als 2013, Weihnachten frohgemut feiern zu können. Er bittet, "miteinander" den Karren zu ziehen. "Ein Jahr sind wir jetzt unterwegs mit vielen Fragen." Und er findet es gut, dass die jetzige Lösung "miteinander auf dem Weg" gebracht werde.

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