Glückliche Gesichter nach der Ankunft in Rom: Günther Schneider, Hans-Günther Schipke und Martin Ettwein (von links) haben den Petersplatz, das Ziel ihrer Pilgerreise, erreicht. Foto: Schneider Foto: Schwarzwälder-Bote

Pilgerreise: Männer der Irslinger Radgruppe haben große Tour hinter sich / Mit 20 Kilo Gepäck nach Rom

"Eine gewisse Disziplin gehört schon dazu", erklärt Günther Schneider. Und auch das nötige Sitzfleisch müsse man sich erarbeiten. Das ist zweifelsohne nicht die schlechteste Idee, wenn eine 1300 Kilometer lange Radtour bevorsteht.

Dietingen-Irslingen. Hans-Günther Schipke, Martin Ettwein und Günther Schneider starteten von Irslingen in ihr Abenteuer, dessen Ziel darin bestand, in 13 Tagen mit dem Fahrrad nach Rom zu fahren. Die finale Unterkunft in Rom stand schon fest, der Weg dahin wollte aber zuerst noch gefunden werden.

Für die Orientierung verwendete die Gruppe sowohl Karten als auch die Navigation per Handy. War man sich doch einmal unsicher, wurden Einheimische zu Rate gezogen, auch wenn keiner der Radler Italienisch sprechen konnte. Aber: "Wenn man ›Roma‹ sagte, wusste eigentlich jeder Bescheid", meint Schneider und lacht. Nur einmal seien sie richtig vom Weg abgekommen, fällt Schneider ein. Aufgefallen war ihnen das aber erst, als sie schon auf dem Zubringer zur Autobahn unterwegs waren.

"Wir waren zu schnell"

Die angestrebte Route verlief über den Gotthardpass, vorbei an Bellinzona, Pavia und Siena, entlang am Lago di Bolsena und Lago di Bracciano, bis schließlich Rom in Sichtweite kam. "Wir hätten es auch problemlos in elf Tagen geschafft", wirft Schipke ein. Das Hotel in Rom war aber schon gebucht, weshalb sich die drei Männer gegen Ende selbst etwas bremsen mussten, um nicht zu früh anzukommen. "Wir waren zu schnell", stellt Schneider fest.

Die nötige körperliche Fitness haben die Männer zwischen 61 und 66 Jahren der Radgruppe Irslingen zu verdanken, mit der sie regelmäßig unterwegs sind. Dort wurde auch der Grundstein für die Planungen zur großen Tour gelegt.

Hans-Günther Schipke war bereits einmal mit dem Rad nach Rom unterwegs gewesen und konnte die beiden anderen schnell von seinem Vorhaben begeistern. "Wir können ungefähr gleich viel und da hab ich spontan gesagt: Ich bin dabei", berichtet Schneider.

Der Anreiz für die besondere Fahrt bestand vordergründig in der sportlichen Herausforderung. Das vom Papst ausgerufene heilige Jahr habe man jedoch als "guten Anlass" gesehen, sich auf eine Pilgerreise zu begeben. Als Belohnung für die zahlreichen Stempel im Pilgerausweis wartete am Ende in Rom auf jeden eine Urkunde.

Auf den klassischen Pilgerweg Via Francigena stießen sie allerdings erst sehr spät, weil andere Strecken für das Vorankommen mit dem Rad besser geeignet waren.

Manche Etappen boten aber trotzdem nicht geringe Herausforderungen: Da man die erste Herberge schon gebucht hatte, war es zwingend notwendig, am ersten Tag noch in der schweizerischen Stadt Zug anzukommen. Dieses ambitionierte Ziel verlangte eine erste Etappe von 195 Kilometern, die in einer reinen Fahrtzeit von mehr als zehn Stunden bewältigt wurde. Rückblickend lautet Schipkes einfacher Tipp deswegen: "Nichts fest buchen, dann muss man auch nicht hinfahren."

Zum angenehmsten Teil hätte die Abfahrt vom Gotthard werden können. Ausgerechnet auf diesem Streckenabschnitt wollte es jedoch den ganzen Tag nicht aufhören zu regnen, und so waren alle für die wasserdichte Kleidung dankbar.

Nachfolgend mussten sich die drei Reisenden einem anderen Problem stellen: Bei Temperaturen an die 40 Grad war nach kürzester Zeit der gesamte Wasservorrat aufgewärmt, eine eiskalte Cola wurde mittags zur schönsten Sache der Welt.

Insgesamt waren die drei Männer aber erstaunt darüber, wie problemlos die gesamte Tour abgelaufen war. Jeden Morgen habe man sich aufs Neue erholt in den Sattel schwingen können. Auch von Stürzen blieb die Gruppe verschont, und kleine technische Probleme wurden kurzerhand auf eigene Faust repariert.

Auf spezielle Ausrüstung und technisches Gerät hatte man größtenteils verzichtet. Allein mit Trekkingrad, Tacho und etwa 20 Kilogramm Gepäck bestückt, sahen sich die drei Irslinger ausreichend versorgt. Organisiert wurde die gesamte Reise in Eigenarbeit. Pro Tag planten sie 70 Euro pro Kopf ein, um Pension und Verpflegung bezahlen zu können. "Man könnte sparsamer unterwegs sein", gibt Ettwein zu, aber sie hätten sich nach den anstrengenden Etappen lieber auch mal etwas gegönnt.

"Nach der Tour ist vor der Tour"

Für die Zukunft ist man sich jetzt schon über das Motto "Nach der Tour ist vor der Tour" einig. Nächstes Ziel könnte Schlesien sein, wo Hans-Günther Schipke seine Wurzeln hat. "Da ist’s auch nicht so warm", schmunzelt Martin Ettwein.