Ortsvorsteher Klaus Weisser hört auf. Vorausgegangen sind viele Diskussionen über die geplante Verfüllung des Gebiets "Hinterm Hummelberg" und die Entscheidung von Bürgermeister Frank Scholz, Weisser die Verantwortung in der Sache zu übergeben. Foto: Schwarzwälder-Bote

Schlussstrich: Böhringer gibt sein Amt zum 31. Januar 2016 aus "persönlichen Gründen" auf. Mit Kommentar.

Dietingen-Böhringen - Ortsvorsteher Klaus Weisser hört auf. Vorausgegangen sind viele Diskussionen über die geplante Verfüllung des Gebiets "Hinterm Hummelberg" und die Entscheidung von Bürgermeister Frank Scholz, Weisser die Verantwortung in der Sache zu übergeben.

Klaus Weissers E-Mail geht um 13.30 Uhr ein. Inhalt: Er werde sein Amt "aus persönlichen Gründen" zum 31. Januar niederlegen, schreibt der Böhringer. Darüber hinaus will er aus dem Gemeinderat, dem er seit gut sechs Jahren angehört, ausscheiden (siehe Info). Was er in seiner Rücktrittserklärung lediglich streift, das ist die geplante Verfüllung des Gebiets "Hinterm Hummelberg" mit S 21-Material. An diesem wichtigen Vorhaben wolle er in den kommenden beiden Monaten noch mitwirken. Es handelt dabei um das Projekt, das ihn in den vergangenen Wochen am meisten Zeit gekostet haben dürfte.

Bei seiner Erklärung belässt es Weisser dennoch bei "persönlichen Gründen". Von Rückfragen zum Rücktritt bittet er abzusehen, er sei auch nicht zu erreichen. Der Schritt allerdings kommt nur wenige Tage nach der jüngsten Ortschaftsratssitzung und gut eine Woche nach einem Gespräch zwischen Bürgermeister Frank Scholz und dem Ortsvorsteher. Darin hatte der Bürgermeister ihm, so berichtete Weisser, "kurzerhand per einseitiger Erklärung" die Federführung in Sachen Verfüllung übergeben.

Stimmung im Gremium mitunter angespannt

Dabei war die Sache nach einer ersten, misslungenen Ausschreibung heikel: Die Kommunalaufsicht hatte befunden, dass die beschränkte Ausschreibung nicht den Vorgaben entspreche, das Unternehmen Graf bemängelt, dass die Firma Gebrüder Bantle bevorzugt behandelt worden sei. Dass die Ausschreibung geplatzt war, das schrieb Weisser dem Bürgermeister zu.

Der Ortsvorsteher hatte zudem jüngst bemängelt, dass die Kommunikation zwischen dem Ingenieurbüro, das die zweite Ausschreibung vorbereitet, und der Verwaltung nicht funktioniert. Der Schultes allerdings erklärte daraufhin, dies sei der Grund, warum er Weisser die Verantwortung übertragen habe. "Dann verkürzen sich die Informationswege", sagte er auf Nachfrage unserer Zeitung. Bei Weisser indes kam es so an, als ob sich Scholz aus der Verantwortung stehlen will.

Die Verfüllung dürfte das eine gewesen sein. Das andere ist die Stimmung im Böhringer Ortschaftsrat seit der Kommunalwahl im vergangenen Jahr. Erst Anfang September war es beim Tagesordnungspunkt "Verfüllung" zu heftigen Diskussionen gekommen. Dabei entstand der Eindruck, dass es im Ortschaftsrat zwei Lager gibt, und dass sich Weisser vor manchem Ratsmitglied für jede Handlung rechtfertigen muss.

Schon Weissers Wiederwahl vor gut einem Jahr gelang erst im zweiten Anlauf. Rat Detlef Langrock hatte damals ebenfalls kandidiert. Weisser lag zwar bereits beim ersten Versuch vorne, aber verpasste die absolute Mehrheit.

Sitzungen bereitet er akribisch vor

Dass Klaus Weisser sein Amt seit 2009 – dem Gremium gehört er gar seit 2004 an – trotzdem gern und akribisch ausübte, zeigt sich in den Sitzungen und deren Vorbereitung: Mit Präsentationen und aktuellen Fotos zu den jeweiligen Tagesordungspunkten führt er durch die Treffen. Und beim Thema Verfüllung berichtete er jüngst von zahlreichen Gesprächen und E-Mails, unter anderem mit Verwaltung und Ingenieurbüro.

Weissers Rücktritt will der Bürgermeister gestern nicht kommentieren. Er wolle der nächsten Ortschaftsratssitzung nicht vorgreifen. Er sei überrascht, sagte Frank Scholz, dass der Ortsvorsteher den Schritt schon davor bekannt gegeben habe. Und sieht er einen Zusammenhang mit der Verfüllung "Hinterm Hummelberg"? Zunächst wolle er mit den Räten darüber sprechen, teilt Scholz mit, und Weisser solle die Angelegenheit in der Sitzung aus seiner Sicht erklären.

Aber wer trägt jetzt die Verantwortung fürs Vorhaben? Er habe sich nie ganz rausgenommen, meint Scholz: "Mein Wunsch wäre, dass auf jeden Fall jemand aus dem Ortschaftsrat mitarbeitet."

Info: Weissers Erklärung im Wortlaut

Böhringens Ortsvorsteher Klaus Weisser wird sein Amt zum 31. Januar 2016 aus persönlichen Gründen niederlegen. Des Weiteren hat er den Antrag auf Ausscheiden aus dem Gemeinderat und dem Ortschaftsrat zum 31. Januar 2016 gestellt. Dies hat er gestern offiziell Bürgermeister Frank Scholz mitgeteilt. Informiert hat er auch bereits die Mitglieder des Ortschaftsrats und des Gemeinderats. "Da ich bei den wichtigen Vorhaben ›Verfüllung Hummelberg‹ sowie ›Zukunft des Wasserzweckverbandes‹ – ich bin Böhringer Mitglied der Versammlung – in den nächsten zwei Monaten noch mitwirken will, reicht mir die Zeit nicht, bis Ende des Jahres auch die restlichen anderen laufenden Vorhaben auf den Weg oder zu Ende zu bringen", so erklärt Weisser den Termin 31. Januar 2016. Ansonsten wäre er schon zum Jahresende 2015 zurück getreten. Weisser: "Ich werde mich in der noch restlichen Zeit als Gemeinderat, Ortschaftsrat und Ortsvorsteher mit aller Kraft für die Belange von Böhringen und der Gemeinde Dietingen einsetzen." Er sei mit dem Bürgermeister so verblieben, dass in der Sitzung im Januar 2016 über seinen Antrag auf Ausscheiden aus den Gremien entschieden werde.

Kommentar: Konsequent

Von Verena Schickle

Klaus Weisser tritt als Ortsvorsteher von Böhringen zurück: Überraschend ist das nicht, dafür konsequent. Wie nebenbei hatte ihm Bürgermeister Frank Scholz, so empfand es der Ortsvorsteher, die Federführung für die geplante Verfüllung "Hinterm Hummelberg" aufgedrückt. Dies fachlich und zeitlich zu meistern, schien Weisser unmöglich. Vor allem aber hatte er das Gefühl, dass sich der Schultes nach der missglückten Ausschreibung aus der Verantwortung stehlen will, und er selbst als Sündenbock herhalten muss. In einer Stellungnahme, die Weisser dazu für die jüngste Sitzung vorbereitet hatte, hätte er dies in aller Deutlichkeit gesagt. Doch er zog sie zurück, und in seiner Rücktrittserklärung führt er lediglich "persönliche Gründe" an. Das kann man noble Zurückhaltung nennen, oder so deuten: Frank Scholz soll die Suppe, die er sich eingebrockt hat, selbst auslöffeln.