Bürgerinitiative: Gründungsversammlung: Einsatz für Rückhaltebecken hinter Rotenzimmern

Dietingen-Böhringen. Wie sieht moderner und nachhaltiger Hochwasserschutz aus? Offensichtlich gehen bei diesem Thema die Vorstellungen der zuständigen Behörden und der Böhringer Bürger weit auseinander.

Als bei einer Info-Veranstaltung im Juni klar wurde, dass die Behörden die günstigere Variante – den sogenannten Linienschutz – favorisieren, hieß es für die engagierten Bürger: nicht abwarten, sondern handeln. Vor allem die Anrainer, die vom Hochwasser am meisten betroffen wären, betrachteten die Argumente des Regierungspräsidiums und des Landratsamts mit Misstrauen.

Erhebliche Zweifel an der Wirksamkeit der Maßnahme, unvermeidbarer Eingriff in die Biotope und gar eine optische Katastrophe – es waren nur einige der vielen geäußerten Kritikpunkte. Für die Anrainer Günther Grossmann, Michael Winkelmann und Edgar Kramer stand sofort fest: Ein Rückhaltebecken oberhalb von Rotenzimmern ist die viel bessere, langfristig sinnvollere und ökologischere Alternative. Ein Grund für sie, aktiv zu werden.

In den vergangenen Wochen mussten die drei Böhringer recherchieren, sie setzten sich mit Ingenieurbüros in Verbindung, leisteten Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit und bereiteten die Gründung einer Bürgerinitiative vor. Die Gründungsversammlung in der Schlichemtalhalle zeigte, dass die Arbeit nicht umsonst war.

"Wir wollen mitreden"

Die Beteiligung war vorbildlich, die Mitbürger sofort engagiert und aktiv bei der Sache. Denn die ganze Gemeinde setzt sich mittlerweile mit dem Thema auseinander. Mit der Gründung der "Bürgerinitiative Rückhaltebecken Dietingen" hoffen die Böhringer, effektiver als Verhandlungspartner auftreten und mehr Aufmerksamkeit verschaffen zu können.

Die Bürger in der Gemeinde seien zwar gesprächs- und kompromissbereit, erklärte Edgar Kramer vom Sprecher-Team, doch beim Thema Hochwasserschutz klappe der Dialog noch nicht richtig. "Wir wollen eingebunden sein, wir wollen mitreden", unterstrich Kramer. Und: "Wir sind bereit, Aktionen durchzuführen und wenn nötig auch mit Plakaten nach Stuttgart zu gehen."

Die Bürgerinitiative soll laut Initiatoren eine einfache, aber klare Struktur haben. Günther Grossmann wurde als Pressesprecher bestimmt, Michael Winkelmann hat den technischen Ingenieurteil übernommen, Stefan Ruof ist für die Inhalte der Facebook-Seite zuständig. Als Moderator führte Edgar Kramer durch die Gründungsversammlung.

Das nun vierköpfige Team dürfe gerne auch größer werden, machte Kramer deutlich. Man brauche auch möglichst viele Unterstützer, die Ideen, Anregungen und Hinweise einbringen könnten. "Wir brauchen jeden. Alle sollen mitmachen. Der Zusammenhalt macht stark", appellierte Kramer. Er forderte seine Mitbürger auf, Internet-Recherchen vorzunehmen, Leserbriefe zu schreiben, neue Mitstreiter zu gewinnen.

Bedenken und Sorgen

Die Unterstützung war an diesem Abend überwältigend, auch seitens der Ortschaftsverwaltung: Ortsvorsteher Detlef Langrock versicherte, dass er die Bürgerinitiative als Partner sehe und unterstütze. Er beantwortete gerne die Fragen der Bürger und hielt auch mit seiner eigenen Meinung nicht hinter dem Berg. Die Behörden hätten sich zu früh festgelegt – für eine Lösung, die die Böhringer nicht optimal fänden, kritisierte Langrock.

Viele Bedenken, Sorgen, Zweifel brachten die Anwesenden zum Ausdruck. Zur Sprache kamen unter anderem technische und finanzielle Aspekte. "Wir sind für den sinnvollen Hochwasserschutz. Und wir bleiben dran", versicherte Günther Grossmann. Die Problematik wird die Bürger in Böhringen sicherlich noch länger beschäftigen, doch die Herausforderung nehmen sie an.

Für die Bürgerinitiative ist es hilfreich, dass bereits nach der Gründungsveranstaltung beinahe 200 Unterschriften Unterstützung signalisierten, wie Detlef Langrock auf Nachfrage mitteilte.