Launige und nachdenkliche Blicke wirft Werner Puschner auf seine Mitmenschen. Foto: Riedlinger Foto: Schwarzwälder-Bote

Werner Puschner unterhält bestens und regt zum Nachdenken an

Von Thomas Riedlinger

Dietingen-Rotenzimmern. Mal nachdenklich, mal verschmitzt und dann wieder besinnlich, warf Werner Puschner bei der Schwäbischen Mundartbühne der Ortsgruppe Rotenzimmern des Schwäbischen Albvereins einen Blick auf seine Mitmenschen. Und förderte dabei mit seinen Geschichten aus dem Leben viel Unterhaltsames zutage.

"Vom Getriebensein des Mannes" berichtete er im Bürgerhaus. Vom "Homo Viator", dem "Unterwegsler", wie er sagte. Man(n) sei nie endgültig satt: "Wenn ich daheim bin, will ich weg. Wenn ich unterwegs bin, will ich wieder heim." Da gehe es ihm wie dem rastlosen Rentner-Ehepaar, bei dem er zu ihr sagt: "Je mehr wir nicht unternehmen, nur Pläne machen und diese nicht ausführen, desto ausgeruhter sind wir heute Abend. Und wenn wir schon beide frei haben, sollten wir schon was gemeinsam net machen."

Er fahre nicht gerne mit der Straßenbahn, sagte der aus der Nähe von Karlsruhe stammende Puschner. Wegen der anderen Leut’. Und rezitierte den quengelnden Käufer auf dem Wochenmarkt, der sich darüber aufregt, dass der Blumenverkäufer die im Einkaufskorb zusammengeworfenen Setzlinge nicht mehr auseinanderhalten könne. Nur um sich bei einem weiteren geschenkten Setzling überschwenglich zu bedanken und denselben Verkäufer über den Schellenkönig zu loben.

"Wir in Karlsruhe sind nicht fremdenfeindlich, jedenfalls nicht sonderlich. Wir mögen die Schwaben, jedenfalls wenn sie Geld da lassen." Gedanklich nahm er sein Publikum mit an den Bodensee. Allerdings trüge dort die vermeintliche Idylle: Hunde bellen, Fahrradfahrer klingeln, Schnaken kreisen um seinen Kopf. Und auch das Müsli am Morgen auf der Schweizer Seite sei nicht schlecht gewesen, zumindest nicht im Preis.

Die französischen Nachbarn im Elsass haben es ihm ebenfalls angetan. Nur bedingt der Sprache mächtig, bekam er da eine schier grenzenlose Auswahl an verschiedenen Möglichkeiten unterbreitet. Und er wollte doch nur etwas zu essen. Zum Vergnügen des Publikums stellte sich am Schluss der Szene heraus, dass die wortgewandte Bedienung aus dem heimatlichen Karlsruher Umland stammte und die Verständigung ab sofort im Heimatdialekt erfolgen konnte. Aber will man das? "Nein. Wenn ich einen Tag in Frankreich verbringen will, möchte ich das schließlich nicht mit einer Dachtraufschwäbin aus der Nachbarschaft tun."

Dann doch lieber Liebeslyrik im Dialekt: Der Bräutigam sammelt alles mögliche – von alten Motorrädern bis zu Jagdtrophäen. Und jetzt macht er mit der Braut seine Sammlung komplett. Na, wenn das nicht Liebe ist...

Werner Puschner ist kein freier Schriftsteller. Er könne nur schreiben, wenn er frei habe, outete sich der Lehrer auf der Bühne. Und philosophierte über "das wunderschöne lebensverändernde Geräusch Briefkastengeklapper im heutigen Computerzeitalter", das freilich im besten Fall Werbung bringe, die man entsorgen könne. Meistens jedoch seien es Rechnungen, die da kommen.

Die Krise in der Post sitze tief, denn einen schönen Brief dürfe der Postbote gerade mal so oft befördern, wie man eine Erbschaft vom reichen Onkel in Amerika bekomme. Also praktisch nie.

Über manche Dinge sollte man seiner Meinung nach dringend grübeln. Ein ausgefülltes Kreuzworträtsel sei für ihn keine Lösung, sagte Puschner. Von einem Aussichtspunkt oben auf Dächern dämmerte es ihm, dass er selbst nicht herausragend sei. Und eines müsse man sich mal klarmachen: "Bei optimalem Zeitmanagement hat man keine Zeit mehr." So bleibe nur als Resümee: "Auch in der teuersten Hose steckt immer noch ein A...!"