Nach der Wahl (von links): Verwaltungsratsmitglied Bürgermeister Martin Maier (Frittlingen), Verbandsvorsitzender Frank Scholz und stellvertretender Vorsitzender Bürgermeister Ralf Ulbrich (Deißlingen). Foto: Groß Foto: Schwarzwälder-Bote

Strukturgutachten: Zweckverband Wasserversorgung am Oberen Neckar am Scheideweg

Frittlingen/Dietingen (al/apf). Der 1928 gegründete Zweckverband Wasserversorgung am Oberen Neckar hielt unter Vorsitz von Frank Scholz seine Verbandsversammlung in Frittlingen.

Scholz freute sich, neben den Vertretern der Mitgliedsgemeinden Deißlingen (Lauffen), Dietingen (Böhringen, Dietingen, Gößlingen, Irslingen), Rottweil (Feckenhausen, Neufra, Neukirch, Zepfenhan), Wellendingen, Zimmern u. d.Burg und Frittlingen auch Marcel Meggeneder, Bernd Amann und Ulrich Götz vom Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung sowie Geschäftsführer Christoph Ranzinger und Technischer Leiter Holger Hüneke von der ENRW begrüßen zu können.

Zu Beginn wurden einstimmig die Ergänzungswahlen zum Verwaltungsrat durchgeführt. Erster stellvertretender Verbandsvorsitzender wurde Bürgermeister Ralf Ulbrich (Deißlingen), Bürgermeister Martin Maier (Frittlingen) und Eugen Mager (Rottweil) wurden zu Mitgliedern im Verwaltungsrat gewählt. Raimund Bader (Zimmern u. d. Burg) wurde als stellvertretendes Mitglied im Verwaltungsrat gewählt. Verbandsrechner für weitere fünf Jahre bleibt Hans Mauch.

Durch Mehrbelastungen in der Betriebsführung und enormen Investitionen ist eine Erhöhung der Verbandsumlage dringend notwendig. Es wurde eine Erhöhung von 1,10 auf 1,40 Euro vorgeschlagen. Aus den Reihen der Anwesenden wurde indessen eine Erhöhung um 20 Cent für ausreichend gehalten.

Rechner Mauch argumentierte indessen, dass die vorgeschlagene Erhöhung für die notwendigen Investitionen im kommenden Haushaltsplan dringend erforderlich sei. Nachdem die Versammlung sich mit dem Einsparungsvorschlag, die Erweiterung des Chlorraums mit Gesamtkosten von 100 000 Euro vorerst zurückzustellen – der Vorschlag kam aus Wellendingen – sich einigte, wurde einer Erhöhung der Verbandsumlage um 0,20 Euro zugestimmt.

Der Schwerpunkt der Versammlung lag indessen darin, die Struktur des Verbands zu prüfen und die künftige Entwicklung aufzuzeigen. Die kommenden Jahrzehnte stehen beim Verband richtungsweisende Entscheidungen an. Viele Einrichtungen bedürfen einer grundlegenden Sanierung oder Erneuerung mit Investitionen im Umfang von bis zu 14 Millionen Euro.

Weiterhin ist im Betrieb der vergangenen beiden Jahre erkennbar geworden, dass für die betrieblichen Abläufe einer modernen Wasserversorgung mehr Personal eingesetzt werden müsse als in der Vergangenheit. Dies hat dazu geführt, dass der seit knapp drei Jahren laufende Dienstleistungsvertrag für die Betriebsführung in der jetzigen Form vom Partner, der Bodensee-Wasserversorgung, gekündigt werden musste. Ein Anschlussvertrag zunächst für eine Übergangszeit ist in Vorbereitung, führte der Vorsitzende aus.

Ziel des Zweckverbands sei es, seinen Mitgliedsgemeinden Trinkwasser in hoher Qualität und ausreichender Quantität zu einem günstigen Preis bereitzustellen. Mit dem Wasserwerk Neckarburg und den bestehenden Quellfassungen am Neckar sowie unter Einbeziehung der Wasserlieferungen von Seiten der Bodensee-Wasserversorgung zur Beimischung im Haupthochbehälter Neukirch sei dies auch jederzeit gewährleistet gewesen, so Frank Scholz.

In Anbetracht der hohen anstehenden Investitionssummen für die Ertüchtigung der Verbandsanlagen und der künftig höheren Aufwendungen für den laufenden Betrieb halten die Verbandsführung und der Verwaltungsrat eine diesbezügliche Prüfung zur weiterhin sicheren Wasserversorgung für notwendig.

Um für die Verbandsversammlung die notwendigen Entscheidungsgrundlagen zur Verfügung stellen zu können, wurden entsprechende Gutachten in Auftrag gegeben. Konkret zu prüfen war der tatsächliche Personalbedarf und die Verbandsanlagen wie Rohleitungsstrecken und Hochbehälter auf ihre Notwendigkeit beziehungsweise mögliche Alternativen.

Ingenieur Eduard Leiber (Büro Fritz-Planung, Bad Urach) stellte das Strukturgutachten, welches einige Defizite aufwies, vor. Von der Versammlung wurde das Beratungsziel der Verbandsführung akzeptiert, eine zweite Prüfung der vorgestellten drei Varianten in Auftrag zu geben. Gleichzeitig sollen Angebote bei benachbarten Versorgungssystemen eingeholt werden.

Aus den Wortbeiträgen in der Verbandsversammlung ließ sich heraushören, dass die Gemeinden Wellendingen und Deißlingen, möglicherweise auch Rottweil, beziehungsweise die ENRW, die ehemaligen Stadtwerke, sich mit dem Gedanken tragen, den Verband zu verlassen. In letzter Konsequenz könnten Dietingen und Zimmern u. d. Burg mit dem Wasserwerk Neckarburg übrig bleiben.