Viel Zeit verbringt Landwirt Christoph Hezel mittlerweile am Schreibtisch. Fotos: Hezel/Lipp Foto: Schwarzwälder-Bote

Christoph Hezel bietet bei "Tag der offenen Stalltüre" Einblicke / In Höfen vollzieht sich Strukturwandel

Von Nina Lipp

Dietingen-Irslingen. Den Hezelhof in Irslingen gibt es schon lange. Vor 44 Jahren haben ihn Erhard und Notburga Hezel übernommen, damals noch mit Mastschweinen, Milchkühen und Hühnern.Mittlerweile wird der landwirtschaftliche Betrieb von Sohn Christoph Hezel, 39, betrieben, Milchkühe werden schon seit 1978 nicht mehr gehalten. Hezels Eltern wohnen noch auf dem Hofgelände und unterstützen den Sohn, der für seine Familie neben dem Elternhaus ein großes, modernes Wohnhaus gebaut hat. Somit ist der Hezelhof ein gutes Beispiel für den Strukturwandel, der sich in der Landwirtschaft vollzogen hat.

Christoph Hezel erinnert sich an seine Kindheit: Damals habe seine Mutter den Stall täglich ausmisten müssen. Der Vater habe, bevor die Traktoren kamen, noch mit Pferden gearbeitet. Heute sind die Ställe modern, vieles geht automatisch, mühsame Arbeitsschritte erledigt heute die Technik.

Dafür steht Hezel ein ganzer Fuhrpark an landwirtschaftlichem Gerät zur Verfügung. Auf den schlechten Ruf der Massentierhaltung reagiert Hezel, dessen Stallungen 900 Mastplätze für Schweine umfassen, offensiv: Zweimal schon lud er zusammen mit regionalen Metzgereien, die er beliefert, zum "Tag der offenen Stalltüre" ein, um Interessierten Rede und Antwort zu stehen. Sein Fazit: Viel Lob und Anerkennung habe er bekommen – gerade mit Blick auf medial verbreitete Horrorszenarien der Massentierhaltung seien die Verbraucher sehr verunsichert und nähmen die Aufklärungsarbeit des Bauern dankbar an.

Selbst an seinem Hof vorbeilaufende Spaziergänger habe er schon spontan zu einer Hofbesichtigung eingeladen, um den diffusen Negativvorstellungen über die Landwirtschaft ein gutes Beispiel entgegenzusetzen. Hezel erläutert das an einem Beispiel: Ein Schild an der Stalltüre trägt die Aufschrift "Zutritt verboten. Wertvoller Tierbestand." Das wirkt auf Außenstehende nicht sehr einladend. Doch der studierte Agrarwissenschaftler klärt auf: Aus hygienischen Gründen gibt es die Vorschrift, dass Stallungen eingezäunt oder verschlossen sein müssen. Ein Zaun sehe für ihn zu sehr "nach Abschottung aus" – deshalb das Schild.

Um seine Nachbarschaft nicht mit Güllegeruch zu belästigen, wird auf dem Hezelhof eine besondere Technik angewandt: Der natürliche Dünger wird maschinell direkt in den Boden eingebracht – ganz ohne penetranten Gestank.

Der einst von den Eltern betriebene Hof mit 27 Hektar ist im Laufe der Jahre auf einen modernen Betrieb mit 160 Hektar Ackerfläche angewachsen, auf der Winterweizen, -gerste, -raps und Sommergerste angebaut werden. Mit dem Strom einer Fotovoltaikanlage können rund 100 Haushalte versorgt werden.

Die Ferkel bezieht Hezel von einem Händler, wenn sie rund zehn Wochen alt sind, vier bis fünf Monate später verkauft der Landwirt sie, zu einem Großteil an regionale Metzgereien. Die kurzen Transporte verliefen "tiergerecht und schonend im Viehanhänger". u Die Kreisbauernverbände Rottweil und Tuttlingen halten am heutigen Samstag ab 13.30 Uhr ihre Hauptversammlung in der Graf-Gerold-Halle in Dietingen ab.